Buchbesprechung/Rezension:

Takis Würger: Unschuld

Unschuld
verfasst am 01.11.2022 | einen Kommentar hinterlassen

Autorin/Autor: Würger, Takis
Genre:
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Ein Roman, der den Finger in viele Wunden legt, unter denen die Gesellschaft in den USA leidet.

Vom Rechtssystem, das die Todesstrafe ermöglicht, ist zu lesen, von der Schranke, die die Gesellschaftsschichten beinahe undurchlässig voneinander trennt, von der Opioidkrise (als Teil des allgemeinen Rauschgiftproblems), die viele Millionen Menschen in Medikamentenabhängigkeit trieb, von einem Gesundheitssystem, das Krankheit für einen großen Teil der Menschen nicht leistbar macht und von diesem unverständlichen Waffenfanatismus, der in den USA mehr Menschen das Leben kostet, als in irgendeinem anderen Land der Welt.

Von alledem betroffen sind Molly Carver und ihr Vater Florentin. Molly ist in ihren Zwanzigern und lebt seit einigen Jahren bei ihrem Onkel Mick. Ihr Vater, schwer erkrankt, wartet im Gefängnis auf die Vollstreckung seines Todesurteils.

Jahre zuvor hatte Florentin Carver gestanden, den damals sechzehnjährigen Casper Rosendale ermordet zu haben. Casper, der ältere Sohn der Rosendales, eine Familie von Einfluss, reich geworden mit Zement, eine ganze Stadt haben sie nach der Familie benannt und zudem, wie könnte es anders sein, Waffennarren, deren wichtigster Teil der US-Verfassung der ist, in dem das Recht auf Waffen steht.

Molly hat nur mehr wenige Woche Zeit, ihren Vater vor dem Tod zu bewahren. Auf der Suche nach der Wahrheit, nach dem wirklichen Mörder Caspers, gelingt es ihr, eine Stelle im Haus der Rosendales als Hausmädchen zu bekommen. Geholfen hat ihr dabei eine befreundete Journalistin, die sich eine sensationelle Story für ihre Zeitung erhofft. Molly lernt die ganze Familie Rosendal kennen: Jonathan, den Vater, Tiffany, die Mutter und Joel, den jüngeren Bruder Caspers.

Es benötigt nur wenige Seiten, um festzustellen, dass man sich von diesem Roman nicht lösen kann. Da sind ein Kriminalfall, ein Thriller und ein Gesellschaftsroman – alles umklammert mit zutiefst politischer Aussage – zu einem derart packenden Ganzen verschmolzen, dass ich die rund 300 Seiten des Buches in einem Zug quasi durchlesen MUSSTE.

Zu dem, was geschieht (bzw. geschah, wenn man in Rückblenden von den Tagen vor dem Verbrechen liest) kommt eine zweite Ebene in der Erzählung: Dazu werden immer wieder zunächst unerklärliche Details eingeblendet, die erst langsam zu dem Bild zusammenwachsen, das zeigt, was wirklich geschah.

Ich bin wirklich sehr beeindruckt davon, wie Takis Würger in einem als beinahe zurückhaltend zu bezeichnenden Stil so viel an Spannung und Einblick in den Zustand einer ganzen Gesellschaft in die Erzählung packen kann. Denn beide, Spannung und Einblick, kommen nicht laut und trampelnd daher, sondern schleichen sich quasi ein, und fügen sich zu einem bemerkenswerten Roman zusammen.

Sehr beeindruckend.
Sehr empfehlenswert.




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