Buchbesprechung/Rezension:

Roberto Saviano: Falcone

Falcone
verfasst am 13.05.2024 | einen Kommentar hinterlassen

Autorin/Autor: Saviano, Roberto
Genre:
Buchbesprechung verfasst von:
LiteraturBlog Bewertung:

Schon selbst gelesen? Gib hier Deine Bewertung zum Buch ab!
[Gesamt: 0 Durchschnitt: 0]

Roberto Saviano setzt mit ” Falcone” dem legendären Staatsanwalt Giovanni Falcone (1939-1992) ein eindrucksvolles Denkmal.

Falcone, der die Strukturen der Mafia offenlegte, überlebt seinen 53. Geburtstag am 18. Mai nur um wenige Tage als die Cosa Nostra am 23. Mai 1992 ein tödliches Sprengstoffattentat mit 500 (!) Kilo TNT auf ihn, seine Frau Francesca und die Polizeieskorte verübt. Wenige Wochen später wird auch Falcones kongenialer Kollege Paolo Borsellino am 19. Juli 1992 neben fünf weiteren Personen Opfer eines Attentates der Cosa Nostra.

Giovanni Falcone war, gemeinsam mit Paolo Borsellino (1940-1992) eine der Galionsfiguren des Kampfes der italienischen Justiz gegen die Mafia.

„Folge dem Weg des Geldes und du wirst sie ausfindig machen“.

Dies war Giovanni Falcones Erkenntnis und Methode, an die Köpfe der Mafia zu kommen. Ein Prinzip, das er erkannte, und das ihn schließlich das Leben kostete.

Dieses Motto begleitet die jahrelangen Ermittlungen einer Gruppe von beherzten Juristen aus Palermo führten zum sogenannten Maxiprozess, in dem etwa vierhundert Mafiosi, darunter auch höchstrangige Mitglieder der Verbrecherorganisation angeklagt werden. Dass ein Teil davon im Berufungsprozess wieder freigesprochen werden, liegt in der Verflechtung von Politik, Justiz und Mafia.

In seinem Buch schildert Roberto Saviano die letzten 10 Jahre im Leben des Giovanni Falcone. Ein Leben, das jeden Tag, jede Minute zu Ende sein kann. Wie lebt sich so ein Leben? Roberto Saviano kann viele Momente von Falcone aus eigener Erfahrung schildern, lebt er doch seit der Veröffentlichung seines Buches „Gomorrah“ seit 2006 selbst unter Polizeischutz.

Saviano zeigt uns Falcone nicht nur als sturen Mann der Paragrafen, sondern als liebenden Ehemann, der sich und seiner Frau Kinder versagt. „Man setzt keine Waisen in die Welt.“ . Denn er weiß, früher oder später wird man ihn ermorden.

Wir Leser erfahren sehr detailliert, wie Falcone den Kampf gegen die Mafia aufgenommen hat, wie sein Familienleben aussieht und wie seine Beziehung zu Arbeitskollegen und Schlüsselfiguren wie Paolo Borsellino, Rocco Chinnici, Antonino Caponnetto und viele andere, die ebenfalls auf den diversen Todeslisten der Mafia stehen, die auch systematisch abgearbeitet wird. Zeitgleich tauchen wir tief in italienische Systeme ein, die vor allem Nicht-Italienern meist eher verborgen bleiben. Einiges hat bis heute Gültigkeit: die systematische Diffamierung von Einzelpersonen, die den Mut haben, die maroden Strukturen innerhalb von bestimmten Behörden und deren Korruptionsanfälligkeit aufzuzeigen. Letztlich besteht auch die massive Gefahr, die Demokratie auszuhebeln.

Autor Roberto Saviano hat penibel recherchiert und eine überzeugende Mischung aus Fakt und Fiktion geschaffen.

Obwohl wir Leser wissen, wie die Geschichte ausgeht, ist es fesselnd zu lesen. Von Kapitel zu Kapitel steigert sich die Spannung, um dann mit dem fast militärische ausgeklügelten Attentat Giovanni Falcone, seine Frau und die begleitenden Polizisten zu ermorden.

Wenn heute zahlreiche Gedenkveranstaltungen abgehalten werden, so wird mitunter vergessen, dass man Giovanni Falcone und Paolo Borsellino zahlreiche Hürden bei der Bekämpfung der Mafia in den Weg gelegt hat. Immer wieder wird Falcone bei Beförderungen übergangen, wird weder oberster Ermittler in Palermo, noch später Leiter der Nationalen AntiMafia-Staatsanwaltschaft (Direzione Nazionale Antimafia – DNA), deren Mitinitiator er war. Falcone gerät in das parteipolitische Hickhack der ständig wechselnden Regierungen. Besonders seine angebliche Nähe zu Staatspräsidenten Giulio Andreotti ist vielen ebenso ein Dorn im Auge, wie seine mediale Dauerpräsenz.

Der Originaltitel des Buches lautet „Solo è il coraggio“, und mit diesen Worten endet der Roman: „Der Mut ist einsam“. Falcones einstiger Chef hat dem entgegenzuwirken versucht. Ihm ist die Etablierung eines Teams zu verdanken. Denn wenn ein Untersuchungsrichter stirbt, „darf das Wissen, das jeder von uns angesammelt hat, nicht verloren gehen. Wenn einer fällt, fällt nicht auch die Ermittlung. Wenn einer fällt, wissen wir, dass er, bevor er fiel, den Staffelstab weitergegeben hat.

Fazit:

Dieses Buch ist ein Requiem auf einen, der wusste, dass er ein Leben auf Abruf führt, aber von seinem Traum, einem Leben ohne das organisierte Verbrechen, nicht lassen wollte. Gerne gebe ich dieser Hommage an Giovanni Falcone 5 Sterne und eine Leseempfehlung.




Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert


Top