Buchbesprechung/Rezension:

Rob Reef: Der Fall Lazarus
Ein Stableford-Krimi aus Devon (6)

Rob Reef: Der Fall Lazarus
verfasst am 23.11.2021 | einen Kommentar hinterlassen

AutorIn & Genre: Kriminalromane, Reef, Rob
Buchbesprechung verfasst von:
LiteraturBlog Bewertung:

Tiefster Winter in England. Bei so einem Wetter aufs Land zu reisen, das ist im Jahr 1938 noch ein Abenteuer. Doch Prof. John Stableford und Sir Perceval Holmes nehmen die Strapaze auf sich, möchten sie doch rechtzeitig zur Weihnachtsfeier kommen, zu dem sie und ihren beiden Ehefrauen geladen sind.

Das Ziel der Reise ist das Tal von Gore – dort bewohnt die Familie von Holmes’ Ehefrau Penelope ein altes Herrenhaus, Hatton Hall, wenn selbiges auch aus finanziellen Gründen nicht mehr den alten Glanz versprüht, ja demnächst sogar verkauft werden muss. Umso wichtiger, noch einmal Weihnachten im Familienkreis dort zu feiern.

Weil die Straßen unter einer dicken Schneedecke liegen, werden die beiden, und mit ihnen noch ein paar Reisende, in eine Schmalspurbahn umsteigen, die durch das Tal von Gore führt. Eine Landschaft, typisch für England – voller Mythen und Sagen und vor allem ein Ort an dem die Untoten ihr Unwesen treiben. Verständlich, dass Stableford und Holmes gar nichts von diesem Aberglauben halten, aber wenn man in der Dunkelheit in einem kleinen Waggon durch ein dichtes Schneegestöber fährt, dann können die Sinne auch der rationalsten Menschen leicht in die Irre geführt werden.

Zunächst scheint es deshalb auch eine Illusion, als der Weihnachtsmann vor der Lokomotive auftaucht, über die Gleise rennt, dabei stolpert und überrollt wird. Alles läuft hinaus, um festzustellen, dass es keiner Illusion war: tatsächlich liegt ein Toter unter der Lok; Professor Haskett, verkleidet als Weihnachtsmann. An eine Weiterfahrt ist nicht zu denken, erst muss die Polizei den Ort des Unglücks begutachten. Vielleicht aber ist es doch ein Verbrechen, denn kurz vor und nach dem vermeintlichen Unglück sind Schüsse zu hören.

Die Fahrgäste müssen also wohl oder übel zu Fuß weiter; im tiefen Schnee dauert es beinahe eine Stunde, bis man beim Wicked House, dem Landsitz der Familie Croft ankommt. Obwohl die dort versammelte Runde gehörig überrascht von den neuen Gästen ist, werden alle herzlich willkommen geheißen und weil an ein Weiterkommen in der Nacht nicht zu denken ist, wird natürlich auch ein Nachtlager angeboten.

Pech für Stableford und Holmes, dass kurz nach ihrem Eintreffen erneut eine Tote entdeckt wird. Diesmal im Wicked House und nun ganz eindeutig das Opfer eines Verbrechens.

Ein kleiner Ort, dazu ein paar einsam gelegene Landhäuser in der Nähe; nur wenige Menschen wohnen hier und bei den herrschenden Wetterverhältnissen wird wohl kaum jemand nach der Tat aus dem Tal geflogen sein. Es muss sich also ein Mörder ganz in der Nähe befinden.

Es ist also tatsächlich alles vorbereitet für einen sehr klassischen englischen Krimi: das Tal, aus dem niemand heraus kommt und niemand hinein; die überschaubare Anzahl an Bewohner der Häuser (wozu es – sehr hilfreich – ein Personenverzeichnis am Ende des Buches gibt), mysteriöse Erscheinungen, Geschichten über unerklärliche Vorgänge, ein bisschen Voodoo, ein bisschen Aberglauben bei den Dorfbewohnern.

Dazu das Duo Stableford & Holmes, das sich immer mehr dem Vorbild Holmes & Watson annähert. Stableford, der Denker, der geniale Kombinierer, Holmes, der gerne zu schnelle Schlüsse zieht und von seinem Freund eher für Handlagerdienste als zum Lösen des Falles herangezogen wird (was aber Holmes’ Begeisterung an der Arbeit als Detektiv keinen Abbruch tut).

Die Geschichte insgesamt ist bis in wirklich viele kleine Details durchgedacht, die große Menge der scheinbaren Nebensächlichkeiten, denen man beim Lesen des Krimis unterwegs begegnet, wird am Ende bedeutsam und alles wird zu einem Puzzlestein für Stablefords großes Enthüllungs-Finale.

Dieses Finale orientiert sich dann ganz an den klassischen Vorbildern: Stableford & Holmes versammeln alle Beteiligten im Salon rund um den Kamin – und am Ende wird sich der Mörder / die Mörderin selbst entlarven.

Ein äußerst unterhaltsamer und angenehm zu lesender Krimi, die paar Leichen, auf die man zwischendurch trifft, können das Lesevergnügen nicht trüben. Die Spannung hingegen wäre steigerungsfähig, aber das ist bei so einem Landkrimi nach englischer Art ja auch nicht das Wichtigste :-).




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