Buchbesprechung/Rezension:

Seishi Yokomizo: Die rätselhaften Honjin-Morde
Kosuke Kindaichi ermittelt (1)

Die rätselhaften Honjin-Morde
verfasst am 09.05.2024 | einen Kommentar hinterlassen

Autorin/Autor: Yokomizo, Seishi
Genre: Kriminalromane
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Die Morde geschahen im Jahr 1937, irgendwo in Japan in ansonsten unscheinbaren Ort. Davon berichtet ein namenlos bleibender Ich-Erzähler, der zum Ende des 2. Weltkrieges vor den Bomben der amerikanischen Bomber an eben diesen Ort kam.

Es sind somit nicht allzu viele Jahre seit dem Verbrechen vergangen, weshalb sich noch einige Augenzeugen finden, die ergänzende Details zu den Polizeiakten liefern können.

Es war ein zunächst sehr mysteriöser Fall. Im Zentrum ein Mann mit einer Narbe im Gesicht und nur drei Fingern auf einer Hand. Dieser Mann fiel auf, weil er sich nach dem Anwesen der Familie Ichiyanagi erkundigte. Natürlich ist dieser Name allen im Ort bekannt, die Familie ist vermögend, wenn auch nicht unbedingt von allen geschätzt. Als nächstes taucht der Unbekannt an der Türe des Anwesens auf.

Das geschieht an jenem Tag, als der älteste Sohn des Hauses, Kenzo, seine Hochzeit feiert.

Die kleine Feier dauert bis in die Nacht, erst um zwei Uhr morgens ziehen sich alle in ihre Gemächer zurück. Wenige Stunden später erstarrt alles in Entsetzen: Kenzo und seine Ehefrau werden tot gefunden, beide ermordet mit einem Schwert. Es ist eine grauenhafte Szenerie, bei der allen Zeugen eines auffällt: Es gibt keine Spuren von einem Einbruch, niemand scheint hinein- oder herausgekommen zu sein und die Räume sind von innen erschlossen.

Der mitgereiste Onkel der Braut möchte sich nicht auf die Ermittlungen der örtlichen Polizei verlassen. Umgehend, nachdem er das grauenhafte Geschehen und den Tod seiner Nichte ein wenig verarbeitet hat, sendet er ein Telegramm: Adressat ist Kosuke Kindaichi, Privatdetektiv. Der junge Mann, dem man mit seinem nachlässigen Erscheinungsbild und ungelenken Auftreten kaum zutrauen würde, einen komplizierten Fall zu lösen, trifft wenig Tage später mit dem Zug ein. Von der Polizei wird Kosuke beinahe ehrfürchtig begrüßt, denn er ist für seine spektakulären Erfolge bei der Aufklärung von Verbrechen berühmt.

Seishi Yokomizo schreibt sehr nüchtern, im Stil irgendwo zwischen Polizeibericht und Reportage angesiedelt. Wenn man sich damit anfreunden kann, dann ist es genau diese akribische Beschreibung der Vorgänge, die für die Spannung sorgt. Ich jedenfalls kann mich damit sehr gut anfreunden. :-)

Der Autor selbst bezieht sich oftmals auf die Klassiker der Kriminalliteratur, wenn sein Erzähler Namen wie Agatha Christie, Arthur Conan Doyle und viele andere in die Story einbringt. Und natürlich vor allem, als auf dem Anwesen eine sehr umfangreiche Bibliothek mit allen berühmten Werken des Genres entdeckt wird.

Ganz im Stil dieser Klassiker hat in diesem Roman der zum Zeitpunkt der Verbrechen 25-jährige Kosuke Kindaichi seinen ersten literarischen Auftritt. Ein Detektiv, der seine Fälle mit Blick auf die Details und viel Kombinationsgabe löst. Mit Eigenschaften also, die irgendwo zwischen Sherlock Holmes und Hercule Poirot angesiedelt sind. Das alles spielt in einer Szenerie, die die gesellschaftlichen und traditionellen Unterschiede der japanischen Kultur zu der unsrigen in Europa sehr anschaulich beschreibt.

Ähnlich wie bei vielen Holmes-Geschichten klärt auch hier der Detektiv den Fall für meinen Geschmack etwas zu schnell und die Lösung selbst lässt wenig Raum, sie beim Lesen selbst zu finden; denn dazu ist sie wohl allzu überraschend.

Dieser erste Fall für Kosuke Kindaichi ist (dennoch) ein Auftakt zu einer Reihe, der Lust auf die nachfolgenden Fälle macht. Mit der Mischung aus klassischen englischen “Who-Dunnit”-Krimis und fernöstlicher Atmosphäre eine sehr gut passende Ergänzung für die Rubrik „empfehlenswerte Krimireihen“ (die immerhin 77 Romane umfasst).

PS: Ein kleines Hindernis beim Vorhaben, einen schnellen Überblick über die handelnden Personen zu bekommen (und zu behalten) sind die japanischen Namen. Das Register und das Glossar im Anhang des Buches helfen immer dann, wenn die Verwirrung durch die japanischen Ausdrücke zu groß wird.




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