Buchbesprechung/Rezension:

Manfred Bosch (Hg.): „Sie gehören zum literarischen Familien-Phänomen Mann dazu“
Der Briefwechsel zwischen Viktor Mann und seinem Verleger

Manfred Bosch (Hg.): „Sie gehören zum literarischen Familien-Phänomen Mann dazu“
verfasst am 05.05.2020 | einen Kommentar hinterlassen

AutorIn & Genre: Bosch, Manfred, Chroniken
Buchbesprechung verfasst von:
LiteraturBlog Bewertung:

„Wir waren fünf“, ist der Titel des biografischen Buches, das Viktor Mann, der jüngste der Mann-Brüder, im Jahr 1949 vollendete – es ist die Geschichte der Familie Mann.  Sein Verleger Johannes Weyl sagte zu Viktor Mann „Sie gehören zum literarischen Familien-Phänomen Mann dazu“. Zwischen beiden Männern entsteht ein reger Briefwechsel, Mann und Weyl entwickeln eine ganz besondere Korrespondenz, die bald zu einer freundschaftlichen Brief-Beziehung  führt.

Über zwei Jahre gingen beinahe wöchentlich  Briefe hin und her. Nicht nur zwischen Mann und Weyl, sondern nach einiger Zeit auch zwischen ihm und Reindl, einem Mitstreiter von Weyl. Neben den Kommentaren zu den Manuskriptseiten, die Mann an Weyl schickt, gibt es immer wieder Bemerkungen zum Tagesgeschehen, zu den Schwierigkeiten, die durch die doch noch sehr angespannte politische Situation in der Nachkriegszeit auf den Menschen lastete. 

Viktor Mann ist wohl ein Spätberufener in Bezug auf  die Schriftstellerei. Seine schriftstellerische Tätigkeit beginnt erst, als er schon über fünfzig Jahre alt ist. Er bezeichnet sich selbst als literarischen Quereinsteiger. Sein erlernter Beruf, den er sehr gerne ausübt, ist Agronom, später arbeitet er in  einer Bank.

In seinen Briefen an den Verleger kommt  immer wieder seine Zeitnot für seine schriftstellerische Tätigkeit durch. Auch befürchtet er, nicht genug Seiten für das Buch zusammen zu bringen, das sein Erinnerungsvermögen nicht ausreicht die Seiten zu füllen. Es beschäftigt ihn auch sehr, den passenden Titel für das Buch zu finden. Er unterbreitet Weyl und Reidl einige Vorschläge, die aber letztlich alle verworfen werden. Schlussendlich kommt es zum Titel „Wir waren fünf“.

An solchen Details ist seine Unsicherheit und immer wieder auch sein Zweifel an seinem schriftstellerischem Können zu erkennen. Viktor Mann vollendete die Familienbiographie im Jahr 1949. Kurze Zeit danach starb er. Er starb eines natürlichen Todes (in der Familie Mann gab es mehrere Selbstmorde). „Wir waren fünf“ ist seine einzige Veröffentlichung.  Mit den „fünf“ sind seine Geschwister Heinrich und Thomas, sowie seine beiden Schwestern gemeint.

Der Briefverkehr zwischen ihm und seinem Verleger ist oft kurzweilig und amüsant. Ab und dann kommt Kritik und Unstimmigkeit bei beiden Männern auf, das wird aber durch ihr gegenseitiges Vertrauen immer wieder ausgeräumt. Sie führen einen geistreichen Briefwechsel, der  natürlich auch die damalige politische Situation erörtert. Die Briefe sind damit auch ein Zeitdokument. Ebenso gibt es Einblicke in die Familie Mann.

In seinen ersten Briefen an Weyl schwingt noch eine Unsicherheit mit, ob er der Aufgabe, ein Buch zu schreiben, wohl gewachsen sei. Das Wohlwollen von Weyl muntert Viktor Mann immer wieder auf, weiter zu machen. Es herrscht also ein reger, unterhaltsamer Briefverkehr; weniger oft kommt es zu persönlichen Begegnungen.

Ausführliche Kommentare mit Hintergrundinformationen, mit Hinweisen auf bekannte Zeitzeugen und Wegbegleiter sind im Anhang gesammelt und ein Abbildungsteil vervollständigt den Anhang.  

Dieses beeindruckende Buch über den Briefverkehr zwischen zwei ganz besonderen, geistreichen Männern ist eine spannende, berührende und charmante Lektüre. Etwas kompliziert zu lesen, zumindest für mich, weil man doch sehr oft von den Briefen zum Anhang wechseln muss, um ergänzende, wertvolle Informationen zu erhalten – aber es zahlt sich aus.

Was mir sehr gefallen hat, ist die Sprache: etwas antiquiert, nicht ohne Humor und sehr liebenswert.




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