Buchbesprechung/Rezension:

Cornelia Wusowski: Katharina die Große
Der Weg zur Zarenkrone Russlands

Cornelia Wusowski: Katharina die Große
verfasst am 05.04.2021 | einen Kommentar hinterlassen

AutorIn & Genre: Biographien, Wusowski, Cornelia
Buchbesprechung verfasst von:
LiteraturBlog Bewertung:

Wie ein kleines Mädchen aus der preußischen Provinz russische Zarin wurde: Die Erzählung über die frühen Jahre der Sophie Friederike Auguste von Anhalt-Zerbst ist ein Abenteurerroman, in dem die “Heldin” eine neue Welt kennenlernt und am Ende alle übertrifft.

Zunächst einmal eine Erklärung zum Begriff “Romanbiografie” – als solche wird dieses Buch definiert. Die biografischen Eckdaten und die historischen Begegnungen stellten das Gerüst des Romanes. Ergänzt wird dieser historische Teil mit sehr detailreichen Beschreibungen des täglichen Lebens und dem Überblick über die Geschichte Russlands, der Zaren und der europäischen Machtpolitik.

So erhält man ein wirklich sehr realistisches Bild von den Lebensumständen im 18. Jahrhundert, einer Zeit also, in der einige wenige Staaten Europas den Kontinent und darüber hinaus den ganzen Globus in Einflusssphären einteilten und diese laufend zu erweitern suchten.

Die 15-jährige Sophie wurde, wie eine Figur im diplomatischen Spiel jener Zeit, auserwählt, den zukünftigen Zaren Russlands zu heiraten. Niemand hätte im Jahr 1744, als Sophie nach Russland reiste, auch nur im Entferntesten ahnen können, dass sie achtzehn Jahre später selbst als Katharina II. den Zarenthron besteigen würde, nachdem sie ihren Ehemann nach einem Staatsstreich zur Abdankung gezwungen hatte.

Der Roman erzählt Sophies/Katharinas Entwicklung und Lebensstationen in den Jahren 1744 bis 1762; so könnte sich das Leben der Großfürstin in ihren jungen Jahren zugetragen haben. Für die Form, in der die Autorin Cornelia Wusowski diese Zeit beschreibt, finde ich die Bezeichnung “Abenteuerroman” tatsächlich passend. Wie sie vom  Aufbruch Sophies in diese neue Welt erzählt, wie Sophie ihr bisherigen Leben und ihre Familie hinter sich lässt, wie die junge Großfürstin sich in den ungewohnten Regeln des russischen Zarenhauses zurechtfinden muss, wie sie sich voll und ganz ihrer zukünftigen Rolle als Zarin an der Seite ihres Ehemannes verschreibt,  wie sie die Intrigen und die Ränkespiele am Hof erlebt und letztendlich auch überlebt.

Kein einfaches Leben in einem Land, in dem die Herrscherin die absolute Macht hatte und man leicht in Ungnade fallen konnte. Ungnade bedeuteten den Tod oder die Verbannung nach Sibirien. Doch Katharina behauptet sich gegen die Intrigen des Adels und gegen ihren Ehemann, den zukünftigen Zar Peter III, der sich schon kurz nach der Hochzeit seiner Geliebten zuwendet. Zugleich gewinnt sie immer mehr Freunde und Unterstützer am Zarenhof, denn der Thronfolger lehnt, ganz im Gegensatz zu Katharina, alles ab, was Russland ausmacht – er orientiert sich nach Westen, sein Vorbild ist Preußen.

Als die Zarin Elisabeth stirbt, gerät Katharina in Gefahr, von ihrem Ehemann – und nun neuem Zaren – verbannt zu werden, wenn ihr nicht schlimmeres droht. Es gelingt ihr, genügend Getreue um sich zu versammeln und Peter III. zu stürzen. Die Hintergründe dieses Staatsstreiches, durch den Katharina schon wenig später an die Macht kam und ob sie die Ermordung des Zaren zu verantworten hatte, wurden nie geklärt. Mit Katharinas Ausrufung als Zarin endet der Roman.

Die Autorin fordert ihre Leserinnen und Leser nicht mit aufwändiger Sprache, sondern bleibt sich von Anfang bis zu Ende des Romanes treu in ihrer sehr geradlinigen und schnörkellosen Schreibweise. Damit lässt sich das Buch auch recht schnell durchlesen. Was aber fehlt, das ist eine individuelle Charakterisierung der auftretenden Persönlichkeiten, ihr Handeln und Verhalten ist oftmals nicht einfach nachzuvollziehen.

PS: Ich hätte mir eine klarere Erklärung dazu gewünscht, was im Roman auf Fakten beruht und was literarische Fiktion ist. So bin ich mir recht sicher, dass ich vieles vom Inhalt falsch eingeordnet habe – auch wenn im Endergebnis alles zusammenpasst.




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