Buchbesprechung/Rezension:

Thomas Hofmann, Beppo Beyerl: Die Stadt von gestern

Die Stadt von gestern
verfasst am 02.05.2023 | einen Kommentar hinterlassen

AutorIn & Genre: Beyerl, Beppo, Geschichte, Hofmann, Thomas
Buchbesprechung verfasst von:
LiteraturBlog Bewertung:

Kaum eine andere Großstadt in Europa hat gleich mehrere solch umfassende Umwälzungen erfahren wie Wien. Vom Römerlager zur Hauptstadt der Babenberger, zur Residenzstadt der Habsburger bis zur 2. Republik – Wien hat sein Antlitz oft radikal geändert.

Diese Änderungen waren teils geplant, teils die Folge von Gewalt, bedeuteten jedoch immer das Verschwinden von gewohnten Ansichten und Orten und das Entstehen von Neuem.

Die umfangreichsten Umbrüche in den zurückliegenden zwei Jahrhunderten waren Folge von zwei Ereignissen. Zuerst der Entschluss von Kaiser Franz Joseph I, die Stadtmauern schleifen und stattdessen die Ringstraße als Prachtboulevard erreichten zu lassen. Knapp neunzig Jahre später waren es die Bomben, die in den letzten Wochen des 2. Weltkrieges große Teile Wiens und viele historische Bauten zerstörten.

Verschwundenes gibt es aber zu jeder Zeit, ständig wird niedergerissen und neu gebaut. Damit verschwindet vieles sang- und klanglos, oft ohne, dass man es selbst bemerkt. 

“Die Stadt von gestern” beschreibt vergangene Dinge aus der Zeit, in der Wien zuerst zu einer Weltmetropole und dann zum überdimensionierten Zentrum eines klein gewordenen Staates wurde.

Die Reste der Stadtmauern, die zerbombten Häuser und die Gebäude, die nach dem Krieg wieder errichtet wurden, die imperialen Bahnhöfe, die schmucklosen Bauten gewichen sind, die Zahnradbahn auf den Kahlenberg (gerade jetzt gibt es übrigens Pläne, eine Seilbahn auf den Kahlenberg zu errichten), deren Trassen man noch finden kann oder die Flussbäder an Donau und Donaukanal, die in zeitgemäßer Form eine Renaissance erleben, Theater, die abgerissen wurden oder, wie das Ringstraßentheater, in einer Katastrophe untergingen, ein Flughafen inmitten der Stadt, eine Brücke, die nur knapp vierzig Jahre lang hielt -zu diesen in vielen anderen Themen liest man nicht nur die eigentliche Geschichte, sondern auch das, was sich jeweils rundherum abspielte, was zur Zeit der Ereignisse sonst noch geschah, wie es sich lebte. Denn natürlich haben sich nicht nur das Erscheinungsbild, sondern auch die Gesellschaft und die Lebensweise verändert.

Gerade über Wien gibt es natürlich viele Bücher, die sich mit den verborgenen Winkeln und den vergangenen Dingen beschäftigen. Es ist daher nicht leicht, es ganz neues zu finden – von den meisten Dingen, die in diesem Buch beschrieben sind, hat man anderswo schon gelesen. Es scheint aber immer noch mehr an Anekdoten und Fakten zu geben, weshalb sich einiges findet, dass man noch nicht oder nicht in der hier vorliegenden Form kannte.

Eine Seltsamkeit findet man auch in der Gestaltung des Buches selbst: auf Seite 6/7 wurde – wohl aus Gründen des Seitenlayouts – ein altes Originalbild vom Praterstern einfach gespiegelt; die korrekte Perspektive des Fotos findet sich dann auf Seite 147.




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