Buchbesprechung/Rezension:

Gerd Schilddorfer, David Weiss : Narr

verfasst am 03.09.2010 | 1 Kommentar

Autorin/Autor: Schilddorfer, Gerd
Genre:
Buchbesprechung verfasst von:

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[Gesamt: 11 Durchschnitt: 4.1]

Drei Ereignisse sind es, mit denen sich das Unheil ankündigt: in der Nähe von St. Pölten wird ein alter Geschichtsprofessor zuerst grausam gefoltert und dann getötet. In der Unterwelt von Berlin wird eine lange verschlossene Türe zu einem verborgenen Keller geöffnet. In Wien stirbt eine Ministerin der österreichischen Bundesregierung. Ein Narr, wer glaubt, es bliebe danach alles so wie es war.

Ein Thriller, zusammen gestellt aus historischen Fakten, vermischt mit geheimen Organisationen, Verschwörungen, die auch noch nach Jahrhunderten die Welt verändern  – könnte genau das sein, was mir gefällt.  „Ewig“, der Erstling von Schilddorfer & Weiss aus dem Jahr 2009, begann schwungvoll und spannend, verlor dann aber immer mehr und enttäuschte mich am Ende.  Der „Narr“ erschien unter wesentlich weniger Beachtung durch die Medien, ist mir daher nur zufällig in die Hände gefallen.

Meine Hoffnung: in diesem Buch halten der Schwung und die Spannung bis zum Schluß an.

Georg Sina, der Geschichtsprofessor mit dem Indiana-Jones-Image und Schwarm aller russischen Universitätsassistentinnen, und Paul Wagner, der Reporter auf der Honda, sind gewissermaßen live dabei in jenem Moment in dem das Unheil seinen Lauf nimmt. Der tote Professor war einst ein Lehrer von Sina und wollte diesem kurz vor seinem Tod noch etwas anvertrauen. Nun findet Sina den alten Mann, aufgeknüpft an einem Baum hängend,  und holt seinen Freund Wagner hinzu, voller Vorahnung über drohende Katastrophen.

Bald scheint überall das Chaos auszubrechen: Bahnstrecken werden gesprengt, tödliches Gift wird deponiert, alte Dokumente tauchen auf, Menschen sterben unter mysteriösen Umständen und Männer in schwarzen Overalls ziehen eine blutige Spur. Geheimnisse aus der Vergangenheit bedrohen nach mehr aus 200 Jahren die Welt des Jahres 2009. Voller versteckter Hinweise, verschlüsselter Nachrichten und sehr offensichtlicher Bedrohungen. Und in Österreich gerät die Welt fast aus den Fugen, als die Regierung zum Ziel von Anschlägen wird.

Reale Fakten aus den Nachrichten der letzten Jahre und aus den Geschichtsbüchern vermischen sich mit Fiktion.  Ein bisschen vom Tagesgeschehen des Jahres 2009 ist auch dabei, Finanzkrise, Bankerboni und geschniegelte Jungpolitiker.

Schon scheint es, man ist gerade ein wenig über die Mitte des Buches hinaus gekommen, als würden die Rätsel gelöst sein, da stehen Wagner und Sina unversehens praktisch wieder am Anfang. Schlimmer noch, den nun geht es nicht mehr nur um die Suche nach Verschwörern, jetzt geht es um Menschenleben – tausende, zehntausende –  und um nichts weniger als die Zukunft des Landes.

Auch wenn die Dialoge hin und wieder etwas unrund ankommen und es viele glückliche Zufälle gibt, so tut das der Spannung keinen Abbruch. Rasant geht es vor und zurück durch die Jahrhunderte, quer durch Europa und die Geschichte, Wien, Berlin, Moskau, Zar Nikolaus, Kaiser Joseph II, die Habsburger, Metternich. Und Geheimtüren, -dokumente, -dienste und -treffen dahinter sowieso. Viele Orte, viele Teilnehmer an der Jagd nach dem Geheimnis, aber trotzdem verliert man unterwegs nie den Faden. Alles da für einen gepflegten Verschwörungsthriller – wer braucht da noch die Illuminaten!

Was wurde aus meiner Hoffnung? Viel besser und spannender als das erste Abenteuer von Sina und Wagner! Wenn das so weiter geht, dann kann man sich beim dritten Buch auf einiges gefasst machen (falls eines kommt). Bestens geeignet für ein paar verregnete Herbsttage (auch wenn es erst Anfang September  ist).

PS: ein wenig hatte ich dann auch das Gefühl, dabei zu sein bei Wagner und Sina und den anderen. Der „historische Ziegelbau“, ja genau der rechts daneben von dem Ort, an dem die Hoffnungen in der Buchmitte zerrinnen – dort ging ich in die Volksschule. Es ist übrigens ein roter Ziegelbau, ganz nahe am Zentrum von Wien.




Ein Kommentar

  • Richard sagt:

    „Narr“ ist eine schlecht gemachte Kopie vom „da Vinci-Code“ und dient diesbzgl. eher als Satire denn als spannender Roman. Sex and Crime sells nicht immer und ich habe das Buch wegen seiner Plattheiten nach der Hälfte der örtlichen Bibliothek geschenkt. Mögen sich andere damit langweilen.

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