Buchbesprechung/Rezension:

Marijan Pušavec: Die Mexikaner
Band 1: Miramare

Marijan Pušavec, Zoran Smiljanic: Die Mexikaner - Miramare
verfasst am 13.01.2021 | einen Kommentar hinterlassen

AutorIn & Genre: Comic & Graphic Novels, Pušavec, Marijan, Smiljanić, Zoran
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LiteraturBlog Bewertung:

Eine Episode der Geschichte des 19. Jahrhunderts, die ganz deutlich das Selbstverständnis der Europäer zeigt: als wären sie diejenigen, die der ganzen Welt zu sagen hätten, wie sie funktionieren hätte. Es ist zugleich die sehr tragische Geschichte eines Mannes, der durch seine späte Geburt von dem, wie er überzeugt war, ihm selbst zustehenden Rang abgehalten wurde.

“Miramare” ist das Schloss in der Nähe von Triest, das Erzherzog Ferdinand Maximilian von Österreich, der um zwei Jahre jüngere Bruder Kaiser Franz Josefs I gemeinsam mit seiner Frau Charlotte von Belgien. Dieser Ort ist der Ausgangspunkt für das irrwitzige Unternehmen, mit dem Maximilian als Kaiser von Mexiko eingesetzt werden sollte.

Es war der Anspruch von Napoleon III, dem Kaiser von Frankreich, Mexiko seiner Einflusssphäre einzuverleiben. Als direkte Rechtfertigung dazu sah er die Weigerung von Mexikos demokratisch gewähltem Präsidenten Benito Juárez, der sich weigerte, Schulden an Europäische Gläubiger zurückzuzahlen und sich dem Einfluss des Vatikans entzog. Napoleon verbündete sich mit Spanien und England, um im Jahr 1864 eine Expeditionsstreitmacht zu entsenden und gewann Maximilian als Galionsfigur. Für Napoleon war der Zeitpunkt auch deshalb günstig, weil zu dieser Zeit die USA durch den Bürgerkrieg außenpolitisch paralysiert waren.

Maximilian wiederum, wohl ein ähnlicher Charakter wie Franz Josephs Sohn Rudolf, träumt davon, eine liberale Monarchie zu erreichten und zugleich auch den Einfluss der Habsburger bis nach Amerika auszudehnen. Er wird damit ein leichtes Opfer der Ränkespiele Napoleons III.

Das ist die Ausgangssituation für die fünfbändige Graphik-Novel Reihe “Die Mexikaner”, die in diesem ersten Band die Vorgeschichte beschreibt.

Neben den historischen Fakten verfolgt “Die Mexikaner” das Schicksal des Studenten Anton Brus aus der Ortschaft Heiligenberg in Krain /Slowenien. Eine unglückliche Liebe, wie er durch eigene Schuld bei einer Familientragödie nicht helfen kann, obwohl er dazu in der Lage wäre und wie er von seinem Vater verstoßen wird. Das geschieht genau zu der Zeit, als Maximilian in Slowenien eine kleine Streitmacht zusammenstellt, die ihn nach Mexiko begleiten soll.

Nimmt man nur die Abschnitte, die von Maximilian handeln, dann ist diese Ausgabe so etwas ein durchgehend illustriertes Geschichts-Lesebuch, das in sehr kompakter Form die Ereignisse und die Protagonisten beschreibt. Wie Marijan Pušavec in seinem Vorwort erwähnt, sind diese Vorgänge im Geschichtsgedächtnis weitaus stärker präsent als bei uns. Den Grund dafür erfährt man: wie die Kaiser Franz Josef I jedwede Beteiligung des Reiches untersagt und sich nur bei der Finanzierung beteiligte. Wie Maximilian sich seine Helfer daher auf dem Gebiet des heutigen Slowenien rekrutierte: 6.000 Mann waren es, die den designierten Kaiser von Mexiko begleiteten.

Wenn man nicht unbedingt ein dickes Geschichtsbuch über diese Ereignisse lesen möchte (oder vielleicht erst später), dann ist dieser Band wirklich ein äußerst empfehlenswerte Alternative – man gewinnt einen ausgezeichneten Überblick; Band 2 bis 4 sind auch bereits erschienen und warten darauf, gelesen zu werden.




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