Buchbesprechung/Rezension:

Glattauer, Daniel: Der Weihnachtshund

verfasst am 08.12.2009 | 2 Kommentare

Autorin/Autor: Glattauer, Daniel
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Buchbesprechung verfasst von:

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[Gesamt: 16 Durchschnitt: 3.3]

Max ist 34, ein Single aus Überzeugung und leidet unter einer Weihnachtsphobie. Sein Brot verdient Max als Journalist und hat den wahrscheinlich schönsten Job, der im Printbereich zu vergeben ist: Er verfasst die Texte unter den spärlich bis nicht bekleideten „Seite 5 Mädchen“. „Carla (19) hat zwar eine sehr empfindliche Haut, aber sie kann stundenlang am Strand laufen, ohne sich von der Sonne die Zehen verbrennen zu lassen. ‚Ich werfe mir meinen Schatten selbst’, sagt die Schöne selbstbewusst.“

Max hat aber auch Kurt, einen „reinrassigen Deutsch-Drahthaar“, den wahrscheinlich faulsten Hund der Welt. Kurt hat niemals Lust Gassi zu gehen, muss mit der Schnauze in den Futternapf gesteckt werden und wenn er einschläft und vergisst das zweite Auge zu schließen, findet er es nicht der Mühe wert, dies irgendwann nachzuholen. Für die Tierzeitschrift „Leben auf vier Pfoten“ verfasst Max eine Kolumne („Treue Augenblicke“) über die spärlichen bis nicht vorhandenen Regungen von Kurt.

Kathrin ist ebenfalls Single. Ihre letzte Beziehung scheiterte vor einem Jahr und dauerte genau elf Tage. Aurelius, ein bis zur Karikatur gelackter Schnösel war nicht der Richtige für sie. Kathrin ist Assistentin beim hochbetagten und beinahe blinden Augenarzt Dr. Harrlich. Eigentlich ist sie die Augenärztin.

Kathrin hasst Weihnachten auch. Erschwerend kommt hinzu, dass Kathrin am Heiligen Abend auch Geburtstag hat. In diesem Jahr noch dazu den Dreißigsten. Jede kinderlose Frau in diesem Alter wird wissen, was das bedeutet. Ihre Eltern wünschen sich nichts sehnlicher als einen Schwiegersohn und die Enkelkinder gleich dazu unter dem Weihnachtsbaum.

Max möchte dem Weihnachtstrubel wie unser Vizekanzler entfliehen und diese Zeit heuer auf den Malediven verbringen. Aber da gibt es noch Kurt. Da sich Max kein Beispiel an vielen seiner Landsleute nehmen und Kurt einfach aussetzen möchte, verfasst er eine Internetanzeige, um einen Platz für den Hund während der Feiertage zu finden:„Kurt feiert Weihnachten heuer wie üblich daheim. Sein Herrl (ich) sicher nicht. Also nehmt mir bitte den Hund ab. Er ist zutraulich und pflegeleicht. Er ist ein guter Hund.“

Kathrin entdeckt die Anzeige und erkennt die Möglichkeit, dies als Vorwand zu nutzen den Heiligen Abend erstmals nicht bei ihren Eltern zu verbringen.

Wenn sich zwei Singles vor Weihnachten treffen, noch dazu ein Hund mit im Spiel ist, wenngleich es auch nur Kurt ist, weiß man wohin die Reise führen wird. Aber alle große Liebesgeschichten haben Hindernisse zu überwinden, sonst sind sie keine große Liebesgeschichten. Und Max hat ein nicht zu unterschätzendes Problem. Er kann nämlich nicht küssen. Das heißt, er kann eigentlich schon küssen, speibt sich dabei aber immer fürchterlich an.

Dieses Trauma rührt aus seiner Kindheit her, als er bei einer Mutprobe seiner Jugendbande, den „dreckigen Totenkopfpiraten“ die fette Sissi küssen musste. Seit diesem verhängnisvollen Zwangszungenkuss ändert bei jedem Kussversuch die Speiseröhre von Max ihre Richtung – Romantik sieht wahrlich anders aus, weil welche Frau hat es schon gern, wenn sich der Mann bei zärtlicher Lippenberührung die Seele aus dem Körper reihert! Aber Max nimmt den Kampf mutig auf und will den Fluch besiegen.

Der Debütroman von Daniel Glattauer ist wie ein Adventkalender aufgebaut, in 24 Kapiteln. Der Autor erzählt ein kurzweiliges Adventmärchen mit viel Sprachwitz und spitzbübischen Charme, das über weite Strecken sehr amüsant zu lesen ist. Manchmal übertreibt er es noch ein bisschen mit seinen Sprachbildern, aber aller Anfang ist nun mal schwer.

Man kann in diesem Buch bereits Ansätze des späteren Sensationserfolges „Gut gegen Nordwind“ erkennen, weil wenn Katrin und Max E-Mails schreiben, sind die fast schon so witzig-romantisch wie die von Emmi und Leo. igentlich ein perfektes Weihnachtsgeschenk, nicht nur für Menschen, die an Weihnachtsdepressionen leiden.

Dies ist meine 24. Rezension im Literatur-Blog, sprich Heiliger Abend. Wenn es nicht Zufall wäre, müsste ich mir für dieses perfekte Timing selbst gratulieren.

In diesem Sinne wünsche ich allen LeserInnen ein schönes Weihnachtsfest und das eine oder andere tolle Buch unter dem Weihnachtsbaum.




2 Kommentare

  • Thomas sagt:

    Na endlich habe ich ein schönes Buch gefunden, das ich unter unseren Baum legen kann. Wir haben jedes Jahr ein neues Weihnachts-/Adventsbuch und dieses Jahr habe ich mich irgendwie auf keins festlegen können. Die Geschichte klingt aber als würde sie zu uns und unserem Max (<-Hund ;)) passen. Dann sind die Tage ja geklärt, Deko ist aus dem Keller geholt, Buch ist dann hier auch bestellt, essen klären wir später und der Baum ist auch schon von Baldur Garten aus auf dem Weg.

    Ich freu mich und wünsche euch einen frohen Advent.

  • Elke sagt:

    Hallo Sündi! Pahe, bist du fleißig!!!
    Das nenn ich allerdings auch Zufall/Mundraub oder was auch immer ;o)
    Wollte diesen Roman gerade “bearbeiten”, denn dieses Buch ist ein wirkliches MUST!
    Passt gut zu dieser Jahreszeit, kann man/frau auch mit Freude und ohne Rückmeldungsgemeckere verschenken… Lg Elke

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