Loriot: Seid friedlich mit Loriot
Autorin/Autor: Loriot
Genre:
Buchbesprechung verfasst von: Andreas
Loriots ironischer Tonfall ist aus allen seinen Texten und Bildern herauszuhören. Ich blättere das Büchlein durch und Loriot liest mir quasi alles vor, so sehr verbinden sich seinen Figuren mit seiner Person und seiner Stimme. Loroit war ein Satiriker einer ganz anderen Generation als die heutige: Leise, sein Schmunzeln sieht, hört und bemerkt man bei jeder Gelegenheit.
Dass zugleich auch ein kritischer Blick auf das Tagesgeschehen und das Verhalten der Menschen dabei ist, mag hinter dem subtilen Humor manchmal etwas in den Hintergrund treten.
Passend zur Lage der Welt im Jahr 2023 ist diese Sammlung an Karikaturen und Texten über Kriegerisches. Leider (und das finde ich, ist wirklich sehr nachteilig) gibt es zu den Zeichnungen und Texten keine Jahreszahlen, was einige davon besser verständlich gemacht hätte.
So kann man bei vielen nur aufgrund der Inhalte die Entstehungszeit annehmen: wenn der Bundeskanzler Konrad Adenauer heißt, wenn es Seitenhiebe auf einen Verteidigungsminister (Franz-Josef) Strauß gibt, dann nehme ich an, dass vieles in den späten 1950er und frühen 1960er-Jahren entstand.
Die Jahrzehnte, die seither vergangen sind, tun der Aktualität keinen Abbruch. Im Gegenteil findet sich manches davon auch heute noch immer/schon wieder in den Schlagzeilen. Dazu gehört beispielsweise die, man liest und hört oft davon, mangelnde Einsatzbereitschaft der Deutschen Bundeswehr. Ebenso, damit hätte ich nicht gerechnet, ist über den Mangel an Handwerker zu lesen, von dem heutzutage ja auch viele Mitbürgerinnen und Mitbürger leidvoll berichten können.
Insgesamt nimmt Loriot den Militarismus als solchen aufs Korn (schon wieder so ein militaristischer Ausdruck) und zeigt in seinen Karikaturen, wie einfach es doch wäre, dieser ganzen Angelegenheit die Gefährlichkeit zu nehmen, wenn man die Dinge nur etwas lockerer nimmt. Was aber bei allem Humor so wirklich erschreckend ist, das ist der Umstand, dass das Ende des in diesem Büchlein auch präsenten Kalten Krieges nicht den Frieden brachte. Sondern, dass der seit seinem Ende im Gegenteil nur durch immer neue immer mehr Gewalt ersetzt wurde. Loriot schaffte es damals, die Kriegsgefahr in witzige Szenen zu verpacken; ich bin aber nicht sicher, ob ihm das angesichts der Lage der Welt im Jahr 2023 noch immer so leicht gelingen würde.
Im Diogenes-Verlag gibt es schon einiger solcher nach Themen geordneten Büchern aus dem anscheinend unendlich umfangreichen Werk von Viktor von Bülow. Und alles, was ich neu von ihm höre, lese und sehe, bestärkt mich im Eindruck, dass Loriot wohl noch lange unerreicht bleiben wird.
Nicht so sehr begeistert bin ich von der Zusammenstellung in diesem Buch, in dem ich mir neben der zeitlichen Einordnung auch ein paar Verweise auf die den Karikaturen zugrunde liegende Geschehnisse gewünscht hätte. Aber, im Gegensatz zu damals, kann heute ja das Internet helfen …
hier mein persönliches Ständchen zum 100. Geburtstag:
https://www.youtube.com/watch?v=pUf3igp2gJE