Buchbesprechung/Rezension:

Don Winslow: City of Dreams
Die City on Fire-Saga (2)

City of Dreams
verfasst am 31.05.2023 | einen Kommentar hinterlassen

AutorIn & Genre: Thriller, Winslow, Don
Buchbesprechung verfasst von:
LiteraturBlog Bewertung:

Don Winslow ist, man kann es nicht anders beschreiben, gnadenlos mit seinen Protagonisten.

Rücksicht wird keine genommen, egal ob Good Cop oder Bad Cop, Good Gangster oder Bad Gangster; alte Schulden können nie getilgt werden und alte Rache wird nie vergessen. Es sind also keine sehr rosigen Aussichten für Danny Ryan, als er mit den letzten seiner Leute aus Providence, Rhode Island, verschwindet, um irgendwo anders im Land ganz neu anzufangen.

Danny Ryan ist der Boss des Murphy -Klans, der gerade von den Morettis besiegt und aus der Stadt verjagt wurde. Nichts hält ihn mehr, nachdem seine Frau Tess den Kampf gegen den Krebs verloren hat, Tess, die eine Murphy war, die letzte. Jetzt bleiben Danny nur mehr ein paar Getreue, die aber schon bald auf ihren Boss nicht mehr gut zu sprechen sind, hat der doch das scheinbar so sichere Startkapital für ihr aller  neues Leben einfach im Meer versenkt – zehn Kilo Koks, einfach so, ein paar Millionen weg, nur weil Danny wieder einmal so etwas wie ein Gewissen hat.

Jetzt sind die letzten des Murphy-Klans über das ganze Land verstreut und warten darauf, von Danny zu hören, wie es weitergehen soll. Bis dahin heißt es für alle, sich bedeckt zu halten, denn nicht nur die Mafia, sondern auch das FBI ist auf der Suche nach ihnen. Dannys Vorsatz ist, alles hinter sich zu lassen und mit einem Leben zu beginnen, das sich in legalen Bahnen bewegt, seinem Sohn Ian ist er das schuldig. Alles hinter sich zu lassen erweist sich aber als viel schwieriger als gedacht, denn Danny hat sich in seinem Leben als Gangster in einer Sache ganz deutlich von allen anderen unterschieden: Er ließ seine Feinde meistens am Leben. Das rächt sich, denn Dankbarkeit ist kein Wort, das in Mafiakreisen hochgeschätzt wird.

Eine Auftragsarbeit für das FBI soll alle Probleme mit einem Schlag beseitigen: Straferlass für Danny und seine Leute und dazu noch genug Geld für alle, um ein neues Leben zu beginnen.

Lange Zeit sieht es wirklich danach aus, als würde endlich Frieden einkehren, doch es gibt immer jemanden, der auf Vergeltung aus ist und nicht vergessen kann …

Für Winslows Verhältnisse beginnt dieser zweite Teil der City-on-Fire Reihe beinahe beschaulich. Auch wenn es ein paar Kollateralschäden auf dem Weg Dannys zum ehrbaren Bürger gibt, so scheint sich fast schon so etwas wie ein Happy-End abzuzeichnen. Bis man abrupt aus dieser scheinbaren Idylle herausgerissen wird, bis die Dämonen aus der Vergangenheit wieder auftauchen.

Es macht durchaus viel Sinn, zuerst den ersten Teil der Reihe zu lesen, denn viele Verweise darauf findet man auch in diesem Thriller. Dann davon schon gelesenen zu haben, erhöht die zwar nicht übermäßige, aber ganz genau zur Story passende und wie eine sanfte Woge ansteigende Spannung in diesem zweiten Teil jedenfalls ganz gehörig; denn es ist eben eine durchgehende Story.

Typisch Winslow sind in diesem Roman die blitzschnellen Szenenwechsel, die parallelen Schauplätze, an denen sich Ereignisse anbahnen, die dann an einem Brennpunkt zusammentreffen, das Tempo der Erzählung und die sehr realistisch wirkenden Dialoge. Das funktioniert alles auch deshalb und formt in Summe einen tollen Thriller, weil die Übersetzung von Conny Lösch genau den richtigen Ton trifft.

… und jetzt heißt es wieder ungeduldig zu warten – bis der dritte Teil erscheint …




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