Buchbesprechung/Rezension:

Joseph Roth: Die Rebellion

Joseph Roth: Die Rebellion
verfasst am 25.06.2022 | einen Kommentar hinterlassen

Autorin/Autor: Roth, Joseph
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Der Kaiser schickt Soldaten aus! Heute ein Spiel (wenn auch mit zweifelhaftem Titel), bis 1918 aber reine Realität. Der Kaiser schickte seine Soldaten aus, an ferne Fronten um das riesige Reich zu verteidigen; oder um neue Länder zu erobern, ganz wie es die Politik wünschte.

Einer dieser Soldaten ist Andreas Pum, der in einem Armeespital endet. Ein Bein wurde ihm amputiert, aber Andreas Pum ist zuversichtlich, ja fast gut gelaunt, denn er weiß, dass ihm sein Land seinen Dienst danken wird. Einen Orden hat er schon erhalten, später, aus dem Spital entlassen, wird er versorgt sein, mit einer Anstellung, man wird ihm vielleicht eine Trafik zuteilen. Er kann die anderen nicht verstehen, die Jammern und auf das Land schimpfen, das sie in den Krieg geschickt hat, nennt sie Heiden – so wie er die Kriminellen auch “Heiden” nennt.

Dann ist der Krieg zu Ende und es gibt keinen Kaiser mehr. Andreas Pum wird vom Ersten Weltkrieg in die neue Zeit ausgespuckt. Ein Bein hat er verloren, doch was er als sicher für die Zeit danach angenommen hatte, das wird es nicht geben.

Aus allen seinen Erwartungen für das Leben nach dem Krieg wird nichts. Gerade einmal die Lizenz, auf öffentlichen Plätzen einen Leierkasten spielen zu dürfen, erhält er. Doch Andreas Pum bleibt ein treuer Untertan, er kennt seinen Platz, er respektiert die Obrigkeit. Kurz ist sein Glück. Als er die Witwe Katharina kennenlernt, die ihm ihre Gunst gewährt. Und schon hat er alles, was er erträumte: eine Frau und auch ein eigenes Kind, denn als solches möchte er Katharinas Tochter sehen.

Doch schon bei der ersten Gelegenheit wendet sich sein Schicksal. Unrecht wird ihm zuteil, er lässt sich zu unüberlegten Handlungen hinreißen. Wenn er nun auf Rückhalt bei seiner Frau hofft, dann wird er enttäuscht. Sie wirft den Mann, der jetzt mit dem Gesetz in Konflikt gekommen ist, der sogar seine Lizenz verloren hat und kein Einkommen mehr vorweisen kann, aus dem Haus.

Pum landet im Gefängnis, um erkennen zu müssen, dass er inzwischen selbst zu einem dieser “Heiden” geworden ist, auf die er früher mit Abscheu geblickt hat.

Ein früher Roman von Joseph Roth. Soziale Ungleichheit, das Elende der Kriegsheimkehrer und die wirtschaftliche Not: die Lebensbedingungen in den Jahren nach dem Ende des Weltkrieges und der Monarchie sind für uns heute so unvorstellbar. Damals gab es die vielen Netze und Hilfsangebote für die in Not Geratenen einfach nicht und tausende gerieten in einen Abwärtsstrudel, dem sie nie entrinnen konnten. Andreas Pum ist einer, der so ein Schicksal erleidet.




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