Buchbesprechung/Rezension:

Heinrich Steinfest: Das Leben und Sterben der Flugzeuge

verfasst am 01.11.2016 | einen Kommentar hinterlassen

AutorIn & Genre: Romane, Steinfest, Heinrich
Buchbesprechung verfasst von:
LiteraturBlog Bewertung:

Ein Wandern zwischen zwei Welten: eine ist die Traumwelt der anderen – und umgekehrt. Da passiert es eben, dass man auf der einen Seite ein Kriminalkommissar in München namens Blind ist und von sich selbst als Quimp, einem Spatz im Paris der anderen Welt, träumt.

Überhaupt ist alles gegenseitig verwoben. Jede/r und alles hat ein Gegenstück in der anderen Welt, nur ist es meist nicht so unterschiedlich, wie bei Blind und Quimp. 

In Blinds Traumwelt existiert eine geheime Organisation – die Totalisten – die es sich zum Ziel gesetzt hat, die Sperks – wehrhafte und intelligente Spatzen – zu vernichten. Gut gegen Böse, quasi die Illuminaten gegen die Glorreichen Sieben (wobei es weitaus mehr als 7 Sperks gibt).

Steinfest genießt es wieder einmal, seiner Fantasie freien Lauf zu lassen und dabei die Fantasie der LeserInnen zu fordern. Wie Blind immer mehr über seine Traumwelt erfährt und dabei in seiner eigenen Welt auf einen Fall stößt, der ihn geradewegs von Gegenstücken träumen lässt. Wie Quimp sich auf die Reise von Paris nach Wien macht um dort den legendären alten Spatzen Pinesits zu finden und wie beide nach Belfast fliegen (im Flugzeug!) um dort in ein geheimnisvolles Gebäude gelangen, das in Blinds Welt nie gebaut wurde. Wie Blind 47 Tage verliert, wie …, wie ….

Kunstvoll zusammengefügt sind die Ereignisse aus beiden Welt und wie von Zauberhand beginnen diese Welten ineinander zu greifen. Beim Lesen erscheint oft vieles nebensächlich, dahin erzählte Rahmenhandlung gewissermaßen, um dann jedoch – viel später – zu einem Ereignis zu werden, das anderswo von entscheidender Bedeutung ist.

Wie zufällig fließen dann auch Geschehnisse aus unserer wirklichen Welt mit ein, so als ob Steinfest zu diesem oder jenem die Lösung eines gerade jetzt weltbewegenden Rätsels gefunden hätte.

Zwischendurch gibt es (aber das kenne ich schon von Steinfest-Büchern) einige zu weit gedehnte Abschnitte, bei denen die (An)Spannung sich etwas verliert. Dann schweift Steinfest steinfestmäßig ab, findet zu allem und jedem ein “Gleichnis” oder eine Analogie.  Mit dem folgenden Kapitel entdeckt man dann aber wieder etwas Spannendes und findet sich gleich wieder gefangen in einer der Welten.

PS: würde dieses Buch von jenen bemitleidenswerten Mitmenschen gelesen, die schon jetzt hinter jeder Fernsehsendung, jedem Zeitungsartikel, jedem fallenden Blatt im Herbst eine Verschwörung sehen, dann würden die “Das Leben und Sterben der Flugzeuge” augenblicklich zu ihrer neuen Wahrheits-Bibel machen. Denn ja, so ist es, so wird alles erklärt.




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