Buchbesprechung/Rezension:

Schenkel, Andrea Maria: Tannöd

verfasst am 18.08.2009 | 12 Kommentare

AutorIn & Genre: Kriminalromane, Schenkel, Andrea Maria
Buchbesprechung verfasst von:

schenkel-tannoedEin Bauernhof. Abseits des Dorfes neben einem Wald gelegen. Einödhof heißt das Anwesen in Tannöd. Gehören tut er dem Danner. Ein Eigenbrötler. Brutal soll er sein. Ein Mann des Alten Testaments. Hart zu sich und den Seinen. Seine Frau soll er schlagen. Mit seiner eigenen Tochter soll er was haben. Seine Enkelkinder Marianne und Josef sollen von ihm sein. Obwohl andere auf dem Standesamt den Vater gemacht haben. Keine Magd hält es lange bei den Tannödern aus. Ab und zu hilft lichtscheues Gesindel bei der Ernte oder Waldarbeiten. Niemals angemeldet. Keiner nennt gerne seinen Namen. Tagelang hat man nichts mehr von den Danners gehört oder gesehen.

Die Marianne fehlt seit Samstag in der Schule. Sonntags war keiner aus Tannöd in der Kirche. Ungewöhnlich. Am Dienstag gehen ein paar Männer nachschauen. Der Hund bellt wie verrückt. Die Tiere im Stall sind unruhig und verängstigt. Die Männer können durch den Stadel in den Hof eindringen.

Sie machen eine fürchterliche Entdeckung. Unter einem Strohhaufen die Leichen vom Danner, seiner Frau, seiner Tochter und der Marianne. Mit einer Spitzhacke die Schädel eingeschlagen. Mit ungeheurer Brutalität. In einer Kammer liegt die neue Magd. Sogar der zweijährige Josef in seinem Bettchen. Mit bestialischer Brutalität. Ein Dorf steht unter Schock.

Andrea Maria Schenkels Krimidebüt hat nur 125 Seiten, ein schwacher Zentimeter zirka, aber der hat es wirklich in sich und wurde vielfach ausgezeichnet! Bereits das Buchcover wirkt bedrückend. Der Roman (ich würde es aber eher als Novelle oder Milieustudie bezeichnen) basiert auf einem ungeklärten Mordfall im bayrischen Hinterkaifeck.In diesem oberbayrischen Ort wurden in der Nacht von 31. März auf den 1. April 1922 sechs Menschen ermordet, indem der oder die Täter ihnen mit einer sogenannten Reuthaue den Schädel einschlug. Das Verbrechen wurde nie aufgeklärt und gilt als einer der rätselhaftesten Mordfälle Deutschlands. Der Hof wurde übrigens nach einem Jahr vollständig abgetragen.

Andrea Maria Schenkel lässt die Dorfbewohner die Geschichte erzählen, in ihren Worten, mit ihren Gedanken, den ganzen Alptraum Stück für Stück zusammensetzen. Der Lehrer, der Pfarrer, der Bürgermeister, der Postbote, die Nachbarn, eine frühere Magd, alle kommen zu Wort. Und je mehr man von den Bewohnern des Einödhofs und den Lebensumständen erfährt, desto mehr fröstelt einem. Die Sprache einfach, präzise, direkt, ohne Umschweife das Böse benennend, Atmosphäre schaffend. Das Leben des Tyrannen, die Hilflosigkeit, die Angst, ora et labora, das Verstockte, das Ausgeliefertsein, die Aussichtlosigkeit, alles tritt klar hervor.

Andrea Maria Schenkel verlegt die Handlung in die frühen Fünfziger. Das Wirtschaftswunder hat Tannöd und Umgebung noch nicht erreicht. Die gesamte Bundesrepublik wird von einer restaurativen Phase beherrscht. Nazis bilden unbehelligt Helferverbände, NS-Verbrecher werden gedeckt, die Taten totgeschwiegen. Der das Landleben prägende Katholizismus engt den Gesichtskreis der Dorfbewohner weiter ein. „Wenns mich fragen, der Teufel hats geholt. Ja, der Deifel, der hats geholt die ganze Sippschaft.“, gibt die Pfarrersköchin ihre feste Überzeugung zu Protokoll. Ja, wenn es nur so einfach wäre!




RSS-Feed für Kommentare zu diesem Beitrag 12 Kommentare


  • Kommentar von  Andreas am 04.12.2010 um 16:24 Uhr

    @ Sundi:
    der war aber aufgelegt :-)

  • Kommentar von  Sündi am 04.12.2010 um 11:35 Uhr

    Da wird sich Frau Schenkel vor Freude auf den Selbigen klopfen!

  • Kommentar von  Andreas am 04.12.2010 um 08:21 Uhr

    Eine ganze Kommentarwelle ist das! Hat zuerst ausgesehen, als ob sich da irgendein Spammer breit gemacht hätte, aber es waren wirklich nur Fans!

  • Kommentar von  Isabel am 03.12.2010 um 09:20 Uhr

    Der Mörder wird erst am Schluss aufgedeckt. Durch die ganze Geschichte hindurch, weiss man nicht wer er ist.
    Dies macht es spannend und packend bis zum Schluss. Die altmodische Schreibweise versetz einem direkt in diese Zeit hinein.

  • Kommentar von  Aaron und Martin am 03.12.2010 um 09:19 Uhr

    Feedback zum Buch tannöd

    Warum den Roman “Tannöd” im Deutschunterricht behandeln? Wie und mit welchem Gewinn?
    Ich finde es ein recht spezielles Buch. Die vielen Ansichten der verschiedenen Erzähler können intressant aber zum Teil auch sehr mühsam sein. Was fabelhaft ist, ist, dass erst ganz am Schluss vom Buch aufgedeckt wird, wer der Täter war. Auch die Gemühter der Männer, welche vom Krieg geprägt waren, ist gut zu erkennen. Durch das Verwenden des damaligen Dialektes, lässt sich der Leser in die damalige Zeit versetzen.

    Mit freundlichen Grüssen

    Aaron und Martin

  • Kommentar von  mani am 03.12.2010 um 09:14 Uhr

    Ich fand das Buch am anfang nicht so spannend.Je mehr ich gelesen habe , desto mehr hat es mich interesiert.Es wurde in mehreren Erzählformen erzählt.Zumteil hat es einheimische Dialekte im Buch dies sehr einzigartig sind,und mir nicht bekannt.Die Familie hatte nimand so recht gemocht.Es waren mürische Leute.Alle Nachbaren wussten es aber niemand wollte etwas dazu beitragen.Eine ganze Familie wurde in einer Nacht ausgelöscht, mit der Spitzhacke erschlagen. Gemocht hat sie kaum jemand, mürrische, geizige Leute waren sie

  • Kommentar von  SirBryan am 03.12.2010 um 09:14 Uhr

    Es ist ein sehr gut geschriebenes Buch und es hält die Spannung bis zum Schluss. Vielleicht nicht gerade das einfachste Buch zum lesen, da es zum Teil verwirrend ist durch die vielen Personenstellungen und Befragungen,aber wenn man sich durch die Kapitel liest, fesselt das einen und es ist schwer aufzuhören. Da erst der Schluss dem Ganzen einen Zusammenhang verleit und es verständlich macht, bleibt es hochspannend bis zum Schluss. Sehr spannendes Buch!!!

  • Kommentar von  jc am 03.12.2010 um 09:13 Uhr

    Auf einem abgelegenen bayrischen Hof wird in einer Nacht eine ganze Familie ausgelöscht. Die als sehr geizig, kauzig und verschlossen geltende Familie mit kleinen Kindern wird mit der Spitzhacke in der Nacht erschlagen. Erst Tage später entdecken die Nachbarn die äusserst brutale und kaum vorstellbare Tat. Die Aussagen vieler Dorfleute nach Personen gegliedert, löst den Fall Schritt für Schritt auf. Extrem spannendes Buch über Liebe, Lust, Eifersucht und Gewalt. Die Spannung und Ungewissheit über den Täter bleibt bis am Schluss erhalten. Empfehlenswert!

  • Kommentar von  andrin Hunkeler am 03.12.2010 um 09:13 Uhr

    Ich finde die Geschichte des Tannöds grundsätzlich gut. Mit der typischen Bayrischen Sprache wurde man so richtig in jene Zeit versetzt. Man wurde auch sehr gut in die Nachkriegszeit versetzt. Die verschiedenen Bedürfnisse der Leute wurden sehr gut dargestellt. Die Erzählung des Buches fand ich eher langsatmig und eine richtige Spannung kam eigentlich auch nie auf. Ich hatte auch etwas mühe damit, das der Erzähler sehr oft gewechelt hatte und es so, eher schwer war die Zusammenhänge der einzelnen Personen zu sehen. Den Schluss des Buches fand ich allerdings sehr gut erzählt. Dieser Teil hätte meiner Meinung nach noch etwas ausführlicher sein können.

  • Kommentar von  J. D. Salinger am 03.12.2010 um 09:11 Uhr

    Anfangs war das Buch etwas gewöhnungsbedürftig. Doch nachdem ich einige Kapitel gelesen hatte, und die ersten Zusammenhänge verstanden habe, wude ich beinahe süchtige danach. Mit jeder Figur die in diesem Buch vorkommt, konnte ich richtig mitfühlen. Die Gedanken und Gefüle jeder Person sind richtig gut beschrieben.
    Die Stelle in der die Sache mit dem Inzest beschrieben ist, löste sogar bei mir Ekelgefühle aus.
    Mit den altdeutschen Wörtern und den bayrischen Ausdrücken konnte man sich richtig in diese Zeit einfühlen.
    Alles in Allem war es ein sehr gutes Buch, mit Spannung bis zum Schluss. Ich hätte nichts dagegen, wenn es ein paar Seiten länger gewesen wäre.

  • Kommentar von  kusi am 03.12.2010 um 09:05 Uhr

    Der Inhalt dieses Buches ist sehr spannend. Da wird eine ganze Familie ausgelöscht und die Tochter von ihrem Vater vergewaltigt. Die Darstellung des Buches ist für mich Persöndlich nicht so gut geschrieben, da es zufiel wechsel zwischen den Verzählern gibt.Es kommen ca. 20 Personen vor, die etwas über die Geschichte verzählen. Das ist einfach zuviel für so ein kurzes Buch.

  • Kommentar von  Bruno Brändli am 03.12.2010 um 09:00 Uhr

    Ich lese eigentlich nicht sehr viel Bücher nd auch bei diesem Buch, dachte ich zuerst nein “Nein, ich und lesen”. Als ich angefangen hatte mit lesen, fand ich es wie jedes buch, nicht sehr spannend. Als ich dann immer wieter lies und es langsam spannend wurde, konte ich fast nicht mehr aufhören mit lesen. Hier habich noch eine kleine Zusammenfassung über das interessante buch:

    Sie nennen ihn nur noch den Mordhof, den einsam gelegenen Hof der Danners in Tannöd. Eine ganze Familie wurde in einer Nacht ausgelöscht, mit der Spitzhacke erschlagen. Gemocht hat sie kaum jemand, mürrische, geizige Leute waren sie und den ein oder anderen hat der alte Bauer wohl auch übers Ohr gehauen. Aber selbst die Kinder wurden grausam ermordet, und so geht die Angst um im Dorf, denn vom Mörder fehlt jede Spur.

    Es war wirklich super interessant und spannendes Buch, vorallem die verschiedenen Erzählformen hatte ich noch nie in einem Buch so gelesen.


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