Buchbesprechung/Rezension:

Alexander Oetker, Thi Linh Nguyen: Das Dunkel aller Tage
Schmidt & Schmidt Band 2

Das Dunkel aller Tage
verfasst am 29.02.2024 | 1 Kommentar

AutorIn & Genre: Kriminalromane, Nguyen, Thi Linh, Oetker, Alexander
Buchbesprechung verfasst von:
LiteraturBlog Bewertung:

Es kommt nicht alle Tage vor, dass in Berlin eine ganze Halle in die Luft fliegt. Wenn dazu noch kommt, dass diese Halle samt dem ganzen Komplex rundherum dem Bruder der Polizistin Linh Schmidt gehört, dann ist absehbar, dass die Ermittlungen nicht einfach werden.

Vorausschicken muss ich, dass ich den ersten Band der Reihe nicht gelesen habe. Was, so dachte ich mir, nicht allzu viel ausmachen würde, denn bei Krimireihen findet man auch bei späterem Einstieg früher oder später in das Geschehen hinein findet.

In diesem Fall? Nun ja.

Zunächst einmal stelle ich fest, dass es nach ein paar flotten Kapiteln zu Beginn, die eine spannende Story versprechen, fast nur noch um die persönlichen Befindlichkeiten und psychischen Probleme der Protagonisten geht. Und um tiefgehende Aversionen.

Kommissar Adam Schmidt, verheiratet mit Linh, ist ein seelisches Wrack, hält sich nur mit Drogen und Alkohol auf den Beinen. An seiner Arbeitsstelle ist er kaum anzutreffen, er ist ohne seine Suchtmittel kaum in der Lage, auch nur die kleinsten Alltagsverrichtungen zu übernehmen. Seine Frau, Linh ist bemerkenswert und in schon übertriebener Weise verständnisvoll und dankbar für wenige Augenblicke, in denen ihr Ehemann helle Momente hat. In der Wohnung neben den Schmidts spielt sich ein Drama von häuslicher Gewalt ab, das nach dem allzu bekannten Schema von Schlägen und Entschuldigungen abläuft. Dazu arbeiten die in die Ermittlungen zur Explosion eingeschalteten Polizistinnen und Polizisten kreuz und quer gegeneinander, um persönliche Interessen voranzutreiben und Intrigen zu spinnen.

Was fehlt, das sind Erklärungen zu allen diesen Verwicklungen, es wird vorausgesetzt, dass man Bescheid weiß. Es ist, so möchte ich es zusammenfassen, eine Welt, bewohnt durchwegs kaputten und mir unsympathischen Typen, in die das Autorenteam Oetker & Nguyen seine Leserinnen und Leser führt.

Adams Leben und das von Linhs Bruder treffen an einem Punkt zusammen: denn in beiden Fällen geht es um Drogen. Der eine braucht sie, der andere stellt sie her und vertreibt sie in Berlin. Womit auch klar sein sollte, warum die Halle in die Luft flog: Es geht ganz offensichtlich um eine Auseinandersetzung unter Drogendealern, die auf recht drastische Weise – und mit einigen Todesopfern – ausgetragen wird.

Geteiltes Resumee

Bis über weit die Hälfte des Buches bin ich auf der Suche nach dem Kriminalroman zwischen den diversen Psychodramen (und schon recht nahe daran, aufzugeben). Das zusammenfassend nehme ich an, dass es zu empfehlen ist, zuerst den ersten Band zu lesen und dass das beim Durchblick zu den Ereignissen im zweiten Band hilfreich wäre.

Gegen Ende zu kommt dann auch die Krimihandlung wieder ins Spiel, ein Kriminalroman mit Spannung wird es aber nicht. Vielmehr löst sich der Fall gewissermaßen von alleine, nur um zum Schluss noch vieles für einen dritten Band offenzulassen.

Wer einen Roman über menschliche Abgründe und die gesellschaftlichen Probleme unserer Zeit lesen möchte, ist bei „Das Dunkel aller Tage“ gut aufgehoben. Genau in diese Richtung weist, man stellt es beim Lesen fest, auch der Buchtitel. Wer einen spannenden Kriminalroman lesen wollte, ist wahrscheinlich am Ende nicht sehr glücklich.




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  • Kommentar von  Gertie am 01.03.2024 um 06:40 Uhr

    Wenn ich die Rezension zu Band 1 lese, kann ich kaum glauben, dass es sich hier bei Adam um ein und dieselbe Person handelt. Was ist hier zwischen Band 1 und 2 geschehen, dass er so ein Wrack ist?


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