Buchbesprechung/Rezension:

Georges Simenon: Maigret contra Picpus
Maigrets 23. Fall

Maigret contra Picpus
verfasst am 07.01.2023 | einen Kommentar hinterlassen

AutorIn & Genre: Kriminalromane, Simenon, Georges
Buchbesprechung verfasst von:
LiteraturBlog Bewertung:

Eine Atmosphäre, die Simenon in seinen Maigret-Krimis oft beschreibt: August-Hitze in Paris, Maigret schwitzt, viel Bier wird getrunken. Überhaupt schwitzen alle und beim Lesen kann man leicht auch den Wunsch verspüren, sich schnell unter die Dusche zu stellen, um den üblen Geruch loszuwerden, den man beinahe in der Nase spüren kann.

Alles beginnt anders als sonst. Denn Maigret nimmt seine Untersuchungen nicht auf, nachdem ein Mord geschehen ist, sondern er wartet darauf, dass ein solcher geschieht.

Auf einem Notizblock wurde die Nachricht gefunden, dass zu einer bestimmten Uhrzeit eine Wahrsagerin ermordet werden würde. Ist das für sich schon eine Prophezeiung oder die Ankündigung durch den Mörder? Seltsam dann auch, was am Ort des Verbrechens zu finden ist.

Da ist die Tote, Madame Jeanne und in der Küche, eingesperrt ein verwirrter, verängstigter Mann, der davon, dass im Nebenzimmer die Frau mit zwei Messerstichen umgebracht wurde, nichts mitbekommen haben will. Eine Geschichte voller Rätsel: der Mann, der den Zettel gefunden hat, versucht sich umzubringen, jemand bezichtigt sich eines Diebstahls, der nicht stattgefunden haben kann, der verwirrte Mann in der Küche ist reich, muss aber wie ein Clochard leben.

Zu all diesen Rätseln kommt noch hinzu, dass sich ein Untersuchungsrichter allzu sehr in die Ermittlungen einmischt, was bei Maigret erwartungsgemäß auf wenig Begeisterung stößt. Jener Herr betont zwar immer wieder seine modernen Methoden, von denen ein einfacher Polizist wie Maigret wenig verstehen würde, liegt aber dennoch ganz falsch.

Es ist ein seltsamer Roman, wirkt zerrissen, zusammenhanglos. Manchmal habe ich das Gefühl, dass in dieser Ausgabe ganz Absätze verloren gegangen sind, wenn von einem zum nächsten auf einmal eine gänzlich neue Situation beschrieben wird.

Als sich langsam alles entwirrt, Schritt für Schritt und nicht zu viel wird auf einmal enthüllt, steigt auch die Spannung. Die Rätsel stellen sich als das Ergebnis eines von Simenon raffiniert konstruierten Kriminalfalles, nein, gleich mehrerer Kriminalfälle  heraus, der am Ende gleich mehrere Lösungen liefert.

PS: bei so einem Bierkonsum wäre Maigret heutzutage bereits hochkant aus dem Polizeidienst geworfen worden. Völlig zurecht übrigens!




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