Buchbesprechung/Rezension:

Agatha Christie: Alibi
Ein Fall für Poirot (4)

Alibi
verfasst am 11.07.2022 | einen Kommentar hinterlassen

AutorIn & Genre: Christie, Agatha, Kriminalromane
Buchbesprechung verfasst von:
LiteraturBlog Bewertung:

Hercule Poirot im Ruhestand und seit seiner Ankunft in England befreit von den alltäglichen Zwängen des Polizeidienstes: Es wird nicht lange dauern, bis der berühmte Detektiv erneut zu Hilfe gerufen wird, als an seinem gewählten Rückzugsort, der den Namen King’s Abbott trägt, ein Mord geschieht.

Poirot im Ruhestand, und das schon im vierten Roman, in dem er ermittelt? Man weiß, dass sich Poirot vom Ruhestand nicht davon abhalten lässt, die Mörderinnen und Mörder der Welt zu überführen. Geld zu verdienen spielt für ihn dabei kleine Rollen, ihm geht es lediglich darum, seine kleinen grauen Zellen arbeiten zu lassen. Außerdem bildet die Reihenfolge der Poirot-Krimis auch keine chronologische Zeitlinie, es geht vor und zurück in der Zeit.

In King’s Abbott wird Roger Ackroyd erstochen in seinem Arbeitszimmer aufgefunden. Kurz vor seinem Tod musste er einen Schicksalsschlag hinnehmen, als sich Mrs. Ferrars, die Frau, die er zu heiraten gedachte, das Leben nimmt. Sie enthüllte der Nachwelt, dass sie es war, die ihren ersten Ehemann ermordet hatte, sie konnte mit dieser Schuld nicht mehr leben

Roger Ackroyd ist zutiefst erschüttert, es scheint aber, nicht nur über dieses Unglück. Seltsames geschah auf dem Ackroyd-Landsitz in den Tagen und Stunden vor dem Tod des Hausherren, was am Ende so gut wie alle Verwandten, Gäste und Hausangestellten zu Verdächtigen macht. Von Erpressung ist die Rede, von geheimnisvollen Treffen, von einer überraschende Verlobung, von verschwundenen Geld und von einem Testament, dessen Inhalt für einige sehr positiv, für andere aber sehr enttäuschend ist.

In Dr. James Sheppard, der auch Arzt des Ermordeten war, findet Poirot einen engagierten Assistenten (seinen Dr. Watson, gewissermaßen) und in dessen Schwester Caroline Sheppard eine stets gut informierte und äußerst engagierte Informantin über das, was im Ort geschieht.

Es sehr typisches Szenario für englische Krimis, das Agatha Krimis mit Raffinesse und vor allem auch mit viel Humor zum Leben bringt. Erzählt wird alles von Dr. Sheppard, dem Ich-Erzähler. Wer wäre denn auch besser geeignet, alles ganz genau zu berichten, als dieser Mann der Wissenschaft und des klaren Blickes; wenngleich ihm viele von Poirots Fragen und Folgerungen recht seltsam vorkommen.

Der Titel der deutschen Übersetzung – “Alibi” – ist wirklich passend gewählt, denn bei der Aufklärung geht es um das Abwägen, welches Alibi echt ist und welches nur, auch wenn es sich vielleicht von anderer Seite aus zu bestätigen scheint, nur zum Vertuschen von etwas anderem dienen soll. Dazu kommt, dann es Poirot gleich mit mehreren Taten zu tun hat, die zusammenhängen können; aber nicht müssen. So kann es durchaus geschehen, dass die Polizei eine Person schon aus dem Täterkreis ausschließt, während Poirot ganz und gar nicht von deren Unschuld überzeugt ist. Oder nur überzeugt scheint, denn so richtig kann man den Gedankengängen des Detektivs nicht immer folgen.

Die Figur der Caroline Sheppard ist übrigens als so etwas wie eine Vorläuferin von Miss Marple, die Charakterisierung und das Verhalten beider ähneln einander doch sehr. Und noch etwas: Inspektor Columbo bedient sich bei der Aufklärung seiner Fälle oft eines ganz bestimmten Aspektes von Poirots Ermittlungen in diesem Krimi … zu verraten, was das ist, würde aber die Spannung nehmen. Dabei ist die Lösung doch so offensichtlich: Agatha Christie schrieb ja alles auf; und wäre man so jemand wie Poirot, dann käme man wohl auch selbst auf die Lösung

Humor, spannend, überraschend: alles da, was einen unterhaltsamen Krimi ausmacht. Stellt man sich beim Lesen dazu noch Peter Ustinov vor (ganz eindeutig mein Lieblingsdarsteller des Hercule Poirot), dann ist es tatsächlich wie Kino im Kopf :-)

PS: viele weitere Informationen zum Roman auf Wikipedia




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