Georges Simenon: Maigret und der Treidler der Providence
Maigrets 4. Fall
Autorin/Autor: Simenon, Georges
Genre:
Buchbesprechung verfasst von: Andreas
Fernab von Paris, am Marne-Kanal. Die Stimmung ist so wie das Land: grau, nasskalt, schmutzig. Das ist die Welt der Kanalschiffer, die sich von Schleuse zu Schleuse voran arbeiten. Eine in sich geschlossene Welt, in die nur hin und wieder Touristen (wenigstens würde man sie heutzutage so nennen) eindringen, wenn sie mit ihren Booten auf der Durchreise vorbei kommen.
Simenon beschreibt in seinem 1930 fertig gestellten 4. Maigret-Roman eine Lebensweise, die es heute nicht mehr gibt. Damit legt sich über den ganzen Roman ein beinahe als düster zu bezeichnender Schleier des Fremden, des Unbekannten, des Vergangenen.
Maigret muss den Mord an einer Frau aufklären, deren Leichnam in einem Pferdestall gefunden wurde. Die Frau eines pensionierten britischen Offizieres, der mit seiner Yacht über den Kanal fährt. Es ist eine sehr eigenartig Gesellschaft, die sich auf dieser Yacht eingefunden hat. Der Brite, seine Frau, und drei weitere Personen reisen gemeinsam. Für Maigret bleiben die Hintergründe dieser Gemeinschaft lange Zeit verborgen, denn sie alle verbinden untereinander Geheimnisse, die den jeweils anderen verborgen halten.
Obwohl sich die Schiffe in alle Richtungen über den Kanal bewegen, kann Maigret sie alle im Auge behalten. Stunden und Tage nach der Tat bleiben sie alle noch erreichbar, die langsame Fahrt, die Aufenhalte an den Schleusen sorgen dafür, dass Maigret alle möglichen Verdächtigen zwar ziehen lassen kann, sie aber doch in seiner Reichweite bleiben.
So trüb das Wetter, so eintönig das Leben auf dem Kanal, so träge der Roman. Alles passt zusammen, womit man die düstere Stimmung, die Simenon beschreibt, auch direkt mitfühlen kann.
Als Krimi aber begeistert mich dieser Roman jedoch weniger, er zählt diesbezüglich für mich zu den schwächeren Maigrets.