Buchbesprechung/Rezension:

Astrid Drapela: Ich wollt, ich hätt ein Huhn
Fakten & Haltung, neuer Stand der Forschung. Beziehung Mensch & Huhn

Ich wollt, ich hätt ein Huhn
verfasst am 27.04.2023 | einen Kommentar hinterlassen

AutorIn & Genre: Drapela, Astrid, Sachbücher
Buchbesprechung verfasst von:
LiteraturBlog Bewertung:

Bevor die Autorin mit einem Vorwort beginnt, beschreibt Thomas Macho, wie er am 30. August 2022 Astrid Drapela persönlich auf ihrem kleinen Hof kennenlernte. Thomas Macho ist Direktor des Internationalen Forschungszentrums Kulturwissenschaften in Wien.

„Astrid ist keine Bäuerin, keine Tierhalterin, die ihre Tiere ausstellt oder auf den Social-Media-Plattformen verewigt; sie lebt vielmehr eine kleine Utopie in deren Horizont Menschen und Tiere zusammen leben.“

Astrid Drapelas Leidenschaft ist das Federvieh. Das war nicht immer so. Ihre Liebe zu Hühnern verdankt sie ihrem Ehemann, der eines Tages vorschlug, ein paar Zwerghühner anzuschaffen. Im Laufe der Zeit begann sie sich immer mehr für diese Tiere zu interessieren, was sie dann veranlasste, sich noch intensiver mit diesem Thema zu beschäftigen. Sie sammelte Informationen über das Wild- und Haushuhn und machte einige Weiterbildungen in dieser Richtung. Ihre Erkenntnisse und die Ergebnisse ihrer intensiven Recherchen hat sie in diesem Buch niedergeschrieben. Und das alles auf eine sehr fundierte, humorvolle und vor allem interessante Weise.

Obwohl ich weder Hühner habe noch plane welche anzuschaffen, hat mich der Inhalt des Buches sehr gefesselt. Es ist ein umfassendes Porträt des Huhns, in dem viel Wissen über die Tiere vermittelt wird, vom Körperbau, über Intelligenz, Kognition, Tagesroutinen, Rangordnungen, bis zur industriellen Tierhaltung und den verschiedenen Hühnerrassen. Dazu finden sich auch einige Fotos. Ebenso erfährt man natürlich auch einiges von der Geschichte des Huhns und von seinen Urahnen.

Am Ende des Buches finden sich noch wichtige Tipps für Menschen, die mit dem Gedanken spielen, selbst Hühner zu halten.

Mein Fazit:

Auch für nicht Hühnerbesitzer*innen ist dieses Buch wirklich sehr empfehlenswert.

Ich kam immer mal wieder aus dem Staunen nicht heraus. So hatte ich zuvor noch nie von einem Clickertraining für Hühner gehört, wie es beim Hund gerne angewandt wird. Oder ein Team der Universität in Antwerpen geht der Frage nach, warum der Hahn von seinem eigenen „Kikeriki“-Schrei nicht taub wird. Immerhin hat man an seinem Ohr eine Lautstärke von 143,8 dB gemessen. Die Antwort darauf erfährt man natürlich auch im Buch.

Man spürt beim Lesen, dass die Tiere für die Autorin ein Herzensprojekt sind. Voller Leidenschaft und Liebe erzählt sie wissenschaftlich wirklich fundiert (eine ausführliche Quellenangabe und Begriffserklärung findet sich am Ende des Buches) in gut strukturierten Kapiteln alles Wissenswerte zu diesem Thema. Dazwischen gibt sie immer mal wieder Einblicke in ihre persönlichen Erfahrungen und Erlebnisse auf ihrem Hof.

Sehr eindrücklich ist das Kapitel “Industrielle Tierhaltung, Masthühner und Legehennen – ‘Wegwerfprodukte der Landwirtschaft’“. Danach greift man im Supermarkt bestimmt nicht mehr zu konventionellen Hühnereiern oder Hühnerfleisch.

Besonders gut gefallen hat mir, dass die Autorin auch Alternativen zu diesem Haltungswahnsinn skizziert. Sie plädiert für die „Rettung des Huhns“ und findet, dass „Hühner vielleicht sogar die neuen Katzen“ werden könnten.

Die Autorin besitzt Humor und einen sehr ansprechenden Schreibstil. Für mich war das Buch ein richtiger „Pageturner“ und ein unterhaltsames Lesevergnügen. Ich hoffe sehr, dass in Zukunft noch weitere Bücher von ihr folgen werden.




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