Voosen & Danielsson: Die Spur der Luchse
Ein Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (10)
Autorin/Autor: Danielsson, Kerstin Signe
Genre:
Buchbesprechung verfasst von: Andreas
Es beginnt mit einer Szenerie, die durchaus bekannt erscheint: Die Konfrontation zwischen denen, die die unberührte Natur bewahren und schützen wollen und denen, die ausgerechnet in denen wenigen verbliebenen Naturenklaven bauen wollen.
Bei Versuch, mit einer Gruppe der Naturschützer ins Gespräch zu kommen, verletzt sich Ingrid Nyström bei einem Sturz in eine Fallgrube schwer – die Folgen werden sie bei denen nachfolgenden Ermittlungen mehr oder weniger an ihren Schreibtisch fesseln. Wie es zu dieser Verletzung kam, ob es ein Unfall war oder ein gezielter Anschlag von vermeintlichen Öko-Terroristen, das ist strittig. Ein paar Scharfmacher bei der Polizei wollen gleich die ganze Staatsmacht auffahren lassen, während Ingrid Nyström nicht an einen absichtlichen Anschlag glaubt.
Der weitaus überwiegende Teil der ersten rd. 100 Seiten befasst sich mit Hinweisen und Rückblicken auf zurückliegende Fälle (bzw. ältere Romane der Reihe). Eine Sammlung von Wiederholungen, gelegentlich durchbrochen von dem, was zum neuen, aktuellen Fall werden soll.
Man sollte somit Geduld haben (wollen), denn die Handlung bewegt sich lange kaum weiter. Schon befürchte ich, dass dieser Roman ähnlich träge und langatmig wird, wie der zuletzt erschienene Band 9 der Reihe.
Das ändert sich, als die Nachricht kommt, dass fünf TeilnehmerInnen einer Schul-Projektgruppe vermisst werden. Die Lehrerin meldet, dass vier Schüler und ein Kollege spurlos verschwundene sind und das schon seit mehr als einem Tag.
Die Suchaktion, an der dutzende Polizisten beteiligt sind, gerät beinahe zur Katastrophe. Denn in dem Wald, in dem die Gruppe vermisst wird, bricht ein Feuer aus. Nicht nur die Suchmannschaften geraten in Gefahr, auch das Camp der Naturschützer wird von den Flammen bedroht. Und überall im Wald befinden sich noch Menschen, die von der Gefahr nichts ahnen. Bevor die Suchaktion abgebrochen werden muss, entdeckt Stina Forss ein verstörtes Mädchen im Wald.
Spätestens jetzt zahlt es sich aus, im ersten Viertel des Romanes Geduld gehabt zu haben. Nicht, dass die Rückblicke aufhören, aber sie nehmen weniger Platz ein (oder weg).
Was nun den meisten Raum einnimmt, das ist eine Story, die mich mit Spannung und mit Realitätsnähe wirklich überzeugt! Wie Schritt für Schritt neue Fakten ermittelt werden, wie sich die PolizistInnen auf neue Spuren heften, wie Erfolge und Rückschläge aufeinander folgen – so kann ich mir richtige Polizeiarbeit wirklich vorstellen.
Ein roter Faden, der sich beinahe durch den ganzen Roman zieht, das ist eine weitere Sache, die wir aus unserem Alltag kennen. Denn wie immer finden sich in so einer angespannten Atmosphäre alle möglichen Leute, die die Deutungshoheit für sich beanspruchen, um damit eigene Ziele zu verfolgen; in diesem Fall ein rechtspopulistischer Politiker, der in altbekannter Manier jede Gelegenheit nützen will, um die Behörde schlecht zu machen. Und es finden sich, wie immer, genügend andere Leute, die sich bereitwillig und ohne etwas zu hinterfragen aufhetzen lassen.
Das alles zusammen – die sich immer weiter verzweigende Ermittlung der Polizei und dazu der Aufwand, die Einflussnahme von außen abzuwehren – macht aus dem 10. Band der Nyström & Forss-Reihe einen packenden Krimi. Nach dem etwas mühsamen Beginn hätte ich nicht damit gerechnet, bin am Ende aber sehr begeistert.