Buchbesprechung/Rezension:

Voosen & Danielsson: Später Frost
Der erste Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (1)

verfasst am 01.12.2012 | einen Kommentar hinterlassen

AutorIn & Genre: Danielsson, Kerstin Signe, Kriminalromane, Voosen, Roman
Buchbesprechung verfasst von:
LiteraturBlog Bewertung:

Es ist sozusagen ein halber Schwedenkrimi: das AutorInnen-Duo lebt in Hamburg – sie ist Schwedin, er Deutscher. Und es ist ein Schwedenkrimi mit Ambition: denn laut Untertitel ist dies erst der erste Fall der beiden Polizistinnen Nyström und Forss – was dann ja wohl die kommende Veröffentlichung einer ganzen Reihe impliziert.

Als die beiden Frauen erstmals aufeinander treffen, ist es für beide der erste Tag: Ingrid Nyström tritt ihren neuen Job als Leiterin der Kriminalabteilung an und Stina Forss ihren als Anwärterin zur Kriminalpolizei.  Ort der Handlung ist  die Stadt Växjö in Südschweden, wohin Stina Forss nach einigen Jahren bei der Polizei  in Berlin zurückkehrt.

Eine recht verschlafene Stadt (man würde bei uns sagen, dort werden bei Einbruck der Dunkelheit die Gehsteige hochgeklappt), in der die Verbrechen überschaubar und die Morde wenig spektakulär sind. Bis zu diesem Fall des Benjamin Frost, der ziemlich entstellt und tot in seinem Gewächshaus gefunden wird. Ungewöhnlich für die Stadt und beunruhigend für Ingrid Nyström und das ausgerechnet bei ihrem ersten Fall als Leiterin der Abteilung.

Es stellt sich heraus, dass Nyström und Forss nur zwei in einem Team von erfahrenen PolizistInnen sind, die nun routiniert beginnen, das Leben des ermordetend Engländers zu durchleuchten. Nicht lange und es tauchen ein paar ungewöhnliche Fakten auf: da ist dieses Interview mit dem Toten, das auf YouTube einiges an Beachtung erlangen konnte. Die Frauenkleider und Kosmetika, die sich in seinem Haus in großer Menge finden, obwohl er doch, niemand hatte jemals eine Freundin oder eine Begleiterin an seiner Seite gesehen,  alleinstehend war. Und der militante Tierschützer, ein aus Österreich stammender Aussteiger, dem Frosts Schmetterlingszucht ein Dorn im Auge war (dessen Sätze man in “österreichischem Dialekt” abgedruckt hat – und zwar in einer derart dilettantischen Form,  dass Fremdschämen für die Autoren angebracht ist).

Bei der Obduktion offenbart sich erst die ganze Brutalität, mit der der alte Mann umgebracht wurde.

Es besteht durchaus die Möglichkeit, dass man sich ob der Vielzahl der  handelnden Personen ein wenig in der Handlung verirrt. Viele Personen, viele Orte und das alles auch noch mit schwedischen Namen – wer soll sich das merken:-)! Es dauert (fast zu) lange, bis man sich wirklich auskennt und sich ein leichtgängiger Krimi-Lesespass einstellt. Bis dahin, ich gestehe es, waren wir zwa einige Zusammenhänge und Handlungsübergänge nicht klar, lies es aber dabei bewendung in der Hoffnung, dass sich das Unklare auf den kommenden Seiten schon erklären würde. Meistens hat es auch geklappt.

Langsam nehmen die “geheimnisvollen” Einschübe zwischendurch, bei denen man nicht wirklich weiß, von wem gerade die Rede ist und was überhaupt gerade passiert, überhand; aber auch das lässt sich im Zuge des Weiterlesens noch ganz gut verdauen.

Als aber immer mehr Personen, Handlungsstränge, Schauplätze hinzu kamen, fand ich das dann definitiv zu viel. Irgendwann (aber spätestens nach dem ersten Drittel des Buches) gewinnt man den Eindruck, halb Schweden und auch noch ein wenig vom Rest der Welt hätte eine Rolle in diesem Krimi bekommen; und dazu noch eine ganze Menge an Verbindungen in diverse Gesellschaftschichten, Regierungs- , Wirtschafts- und Kirchenkreise, politischen Extremismus, etc., etc.

Zur Mitte des Buches hatte ich die Hoffnung aufgegeben, dass aus diesem Krimi noch einfach eine spannende Story werden würde. Dann aber beginnen sich ein paar der Fäden zu entwirrend und langsam wird ein Bild daraus. Ziemlich flott, spannend und flüssig zu lesen vergeht der zweite Teil des Buches.

Dass dabei hin und wieder die Fantasie ein wenig ausufert und für die Lösung des Falles eine recht verdrehte Konstruktion angeboten wird, das passt dabei schon irgendwie ins Bild. Nebenbei: ich habe keine Ahnung, ob wirklich alle Fragen geklärt wurden bzw. alle losen Fäden zu irgendwas verknüpft (ich meine: nein) – den Überblick darüber zu behalten wäre nur mit einer parallel geführten Statistik möglich gewesen.

Was zusammengefasst ein zwar manchmal recht mühsames in Summe aber doch ganz amüsantes Lesevergnügen ergibt.
Ob sich das Lesen eines möglichen zweiten Falles auszahlt? Man wird sehen.

PS: Falls auf Seite 252 etwas wichtiges passiert, so habe ich es leider verpasst. Denn in meiner Ausgabe ist dort erneut die Seite 232 gedruckt. Umso unerklärlicher, als ich ein Exemplar der 4. Auflage gelesen habe. Da hätte der Verlag wirklich genügend Zeit gehabt, den Fehler zu korrigieren!




Einen Kommentar hinterlassen

* erforderlich. Beachten Sie bitte die Datenschutzerklärung


Top