Buchbesprechung/Rezension:

Viktor E. Frankl: Trotzdem JA zum Leben sagen
Ein Psychologe erlebt das Konzentrationslager

Viktor E. Frankl: Trotzdem JA zum Leben sagen
verfasst am 12.08.2021 | einen Kommentar hinterlassen

AutorIn & Genre: Biographien, Frankl, Viktor E.
Buchbesprechung verfasst von:
LiteraturBlog Bewertung:

Über den Autor:
Viktor E. Frankl wurde am 26. März 1905 in Wien geboren und starb am 2. September 1997. Er war Neurologe und Psychiater und begründete die Logotherapie und Existenzanalyse. Er hatte persönlich Kontakt zu Sigmund Freud und Alfred Adler.

Über das Buch:
Ursprünglich wollte Viktor Frankl das Buch anonym, nur unter seiner Häftlingsnummer 119 104 erscheinen lassen. Mit diesem Werk versucht er, eine Schilderung dessen zu geben, was ein Häftling, in seinem Fall als ausgebildeter Psychiater, im Konzentrationslager erlebte. Es ging ihm nicht um eine gewöhnliche Darstellung des Lagerlebens. Es ging ihm darum, einem Außenstehenden das Erleben der Häftlinge verständlich zu machen. Denn dies ist nicht so ohne weiteres begreifbar. So hört man oft von den betreffenden Menschen: „Wir sprechen nicht
gerne über unser Erlebnis: wer selber in einem Lager war, dem brauchen wir nichts zu erklären; und wer es nicht war, dem werden wir nie begreiflich machen, wie es in uns ausgesehen hat – und wie es auch jetzt noch in uns aussieht.“

Der Buchtitel „Trotzdem Ja zum Leben sagen“ bezieht sich auf den Refrain des Buchenwaldliedes, einer Lagerhymne des KZ-Häftlings Fritz Löhner-Beda.

Viktor E. Frankl ist es meiner Meinung nach hervorragend gelungen, begreiflich zu machen, welcher Wahnsinn sich in diesen Lagern abgespielt hat, und wie der Mensch zu diesen Verhaltensweisen überhaupt fähig war.

Ich habe das Buch das erste Mal als Teenager gelesen und bis auf manches Fremdwort, welches ich damals noch nachschlagen musste, hat mich das Buch sehr gefesselt und berührt. Es hat mich darin bestärkt, das eigene Leben zu genießen. Ich kann mich noch gut erinnern, dass ich danach beseelt vom Glück war, in so einer friedlichen, schönen und freundlichen Umgebung zu leben und kleine Querelen verloren komplett an Bedeutung.

Jetzt im Alter von 46 Jahren fand ich das Lesen deutlich mühsamer. Diesmal nicht sprachlich, sondern inhaltlich. Meine Empathie, die sich wohl mit dem Alter vertieft hatte, sorgte dafür, dass ich mit dem Stoff ordentlich zu kämpfen hatte und es stellenweise schwer war das Beschriebene auszuhalten. Ich konnte das Buch nur in Etappen lesen und die Betroffenheit überwog. Ich war zwar danach auch froh und glücklich, in so einer „friedlichen“ Welt zu leben und ich gewann enormen Lebensmut, trotzdem berührte mich das ganze Leid noch eine ganze Zeit danach.

Viktor Frankl beschreibt seinen Aufenthalt als Häftling in Auschwitz und im KZAußenlager Kaufering chronologisch und sachlich. Es entstehen sofort Bilder im Kopf, vor allem dann, wenn man schon einmal ein Konzentrationslager besichtigt hat. Es fühlt sich an, als nähme einen der Autor an die Hand und führte einen durch die Schauplätze. Dazu schildert er die Gefühlswelten und Handlungsweisen der Menschen dort. Er unterscheidet nicht zwischen Gut und Böse.

Die Handlung beginnt mit der Aufnahme ins Lager und endet mit der Entlassung. Frankl erklärt außerdem sehr anschaulich, warum die Häftlinge nach der seelischen Hochspannung, die das Lagerleben mit sich brachte, nach der Befreiung keineswegs so leicht ihren Seelenfrieden wiederfinden konnten. Für mich ist dieses Buch ein „Must-read book“ und ich traue mich zu behaupten, würde dieses Buch öfters gelesen, gäbe es weniger Sympathisanten für die rechtsextreme Szene.




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