Buchbesprechung/Rezension:

Alex Beer: Unter Wölfen
Nürnberg 1942: Isaak Rubinstein ermittelt

Alex Beer: Unter Wölfen
verfasst am 10.12.2019 | einen Kommentar hinterlassen

AutorIn & Genre: Beer, Alex, Kriminalromane
Buchbesprechung verfasst von:
LiteraturBlog Bewertung:

Ein jüdischer Antiquar in der Rolle eines Sonderermittlers der Gestapo. Auf so ein Szenario muss man erst einmal kommen!

Nürnberg, zu Beginn des Jahres 1942: die jüdische Bevölkerung ist immer größeren Repressalien ausgesetzt und jetzt beginnen die Nazis mit der letzten Phase ihres Planes, alle Juden aus Deutschland zu eliminieren – immer mehr Transporte rollen nach Osten, zu den Vernichtungslagern.

Isaak Rubinstein und seine Familie haben bereits die Anweisung erhalten, sich für den Transport bereit zu machen. Doch Isaak sieht noch einen Ausweg zur Rettung. Seine frühere Freundin Clara hat, so meint er sich zu erinnern, Verbindungen zum Widerstand. Sie kann helfen, doch Isaak weiß zunächst nicht, dass diese Hilfe mit einer Bedingung verknüpft ist.

Während seine Familie in ein Versteck gebracht wird, soll Isaak über die Grenze nach Prag geschleust werden. Doch Clara hat ihm diese Geschichte nur aufgetischt, weil sie den wirklichen Plan nicht verraten konnte und wollte: Isaak Rubinstein soll in die Rolle des Gestapo-Sonderermittlers Adolf Weissmann schlüpfen und so für den Widerstand die Gestapo infiltrieren. Denn der Anführer des Widerstandes ist in die Hände der Gestapo geraten und konnte wichtige Informationen nicht mehr an seine Organisation weiter geben.

Rubinstein wird gewungenermaßen zu Weissmann. Dieser war ursprünglich nach Nürnberg beordert worden, um den Mord an der berühmten Schauspielerin Lotte Lanner aufzuklären, in den einer der ranghöchsten SS-Männer der Stadt involviert ist. Rubinstein muss nun im Mordfall ermitteln und gleichzeitig die Informationen für den Widerstand besorgen.

Eine durchaus gewagte Ausgangssituation, aus der Alex Beer ihren Krimi entwickelt. In Wahrheit ist das alles ganz außerordentlich an den Haaren herbei gezogen. Ein jüdischer Antiquar schafft es in dieser Geschichte völlig problemlos, sich als Erz-Nazi auszugeben, wie ein professioneller Kriminalist zu ermitteln und SS und Gestapo schöpfen bei alledem keinerlei Verdacht; wenig glaubhaft. SS und Gestapo war eine Ansammlung von charakterlosen und brutalen Typen; aber dumm und vertrauensselig waren diese sicher nicht – und doch ist das die Grundannahme dieses Romanes.

(Ich glaube zu verstehen, dass Alex Beer davon erzählen wollte, was Menschen imstande sind zu tun, wenn sie, so wie hier Isaaak Rubinstein, in höchste Gefahr geraten.)

Doch sobald man sich mit dieser insgesamt absurden Situation einmal angefreundet/abgefunden hat, wird dieser Krimi sehr schnell zum richtigen Pageturner, mehr Thriller als Krimi. Denn das muss man der Autorin lassen: sie versteht es wirklich außerordentlich gut, die Spannung immer hoch zu halten. Vor dem Hintergrund der Deportationen und der allgegenwärtigen Unterdrückung laufen die Aufklärung des Mordes und die Beschaffung der Informationen auf einen gemeinsamen Ausgangspunkt zusammen.

Mein Resumee ist somit zweigeteilt:
Für den Plot und die weitgehende Abwesenheit von Logik und Realismus gibt es NULL Sterne.
Für die Rasanz der Handlung und die Spannung aber FÜNF Sterne.

Auch wenn sich Alex Beer bemüht hat, diesem Roman einen historischen Hintergrund zu verpassen – in dieser Beziehung  kommt “Unter  Wölfen” bei weitem nicht an ihrem Romane rund um und mit August Emmerich in Wien nach dem 1. Weltkrieg heran.




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