Buchbesprechung/Rezension:

Haruki Murakami: Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki

verfasst am 18.01.2014 | einen Kommentar hinterlassen

AutorIn & Genre: Murakami, Haruki, Romane
Buchbesprechung verfasst von:
LiteraturBlog Bewertung:

Es traf ihn wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Es war im zweiten Jahr seinens Studiums an der Universität in Tokio, als er seine Geborgenheit, seine Zugehörigkeit verlor. Seine vier Freunde brachen jeden Kontakt zu ihm ab; warum, welchen Grund es dafür gab, warum sie von heute auf morgen nicht einmal mehr mit ihm sprechen wollten, ihn nicht sehen wollten, jede Begegnung mit ihm strikt ablehnten, das hatte Tsukuru Tazaki nie erfahren und hatte auch nie danach geforscht.

Haruki Murakami macht es seinen LeserInnen – wie gewohnt, möchte man sagen – ganz leicht, ein Teil der Erzählung zu werden. Ein, zwei Sätze reichen und man ist mit den Charakteren vertraut, ein paar weitere Sätze reichen, um fast gierig weiter zu lesen um den Hintergrund all dessen zu erfahren. Dann steckt man fest in diesem Buch und genießt es zu lesen, fiebert neuen Erkenntnissen entgegen, erlebt mit, was Murakamis Darsteller erleben.

Und, ebenfalls wie von Murakami gewohnt, es steht alles da in einer so klaren, so einfachen Sprache, man muß über das Gelesene nicht nachdenken, man muss es einfach nur mit-erleben und mit-erfühlen.

16 Jahre sind seit jenen Ereignissen vergangen, als Tsukuru erstmals jemandem davon erzählt. Mit Sara, die er erst wenige Tage zuvor kennenlernte, verbinden ihn Gefühle, die er bislang nicht erfahren hatte. Zwischen den beiden entwickelt sich ein Gefühl der Zuneigung aus der Liebe werden kann;  ihr steht nur diese eine dunkle Begebenheit in Tsukurus Vergangenheit im Wege.

Sara stellt ihn vor die Wahl: sie erkennt in ihm die noch immer präsente Last dieses niemals geklärten Verlustes seiner Freunde. Will er mit ihr, Sara, ein gemeinsames Leben, so muss nun endlich heraus finden, was damals geschah, warum er von seinen Freunden so kalt und so unvermittelt verstoßen wurde.

Tsukuru macht sich auf eine Reise zurück in seine Heimatstadt, zurück in seine Vergangenheit, auf der Spur der damaligen Ereignisse. Er trifft seine Freunde und diese Treffen verlaufen so ganz anders, als er es hätte erwarten können. Es ist eine Reise, die ihn viel mehr über sich selbst erfahren lässt und die endlich ans Tageslicht bringt, was damals wirklich geschah. Aber ob es eine Reise wird, an deren Ende die Gemeinsamkeit mit Sara steht, das mag man erst selbst heraus finden.

Im Grunde nimmt Murakami seine altbewährten Romanelemente und vermengt sie neu. Erotik trifft auf Phantasie trifft auf Ungeklärtes trifft auf Mystisches. Und dieses Altbewährte macht er in diesem Roman wieder einmal zu einem dichten und erfüllenden Lese-Erlebnis. Da nimmt man auch in Kauf, dass sich die Geschichte zuweilen in Details und Nebensächlichkeiten verirrt, denn diese Verirrung ist wenigstens schön zu lesen.

Nur gegen Ende zu, da wird die schiere Menge an Abschweifungen und Wiederholungen dann doch ein wenig zu viel und nimmt ein kleines Stück von der Freude, die mir dieses Buch zuvor gemacht hatte.

Viel Hype gabe es rund um die Veröffentlichung dieses Romanes, Vorab-Rezensionen, Porträts, Berichte über den Autor und das Buch in Print, Radio und Fernsehen. Ein sehr gelungenes Stück Marketing hat man da zu sehen bekommen. Leider hält die Wirkung des Inhaltes des Buches dann nicht mit der Wirkung seines PR-Auftrittes mit.

Murakami hat sich für dieses Buch viel von Murakami abgeschaut – schön zu lesen, oft fesselnd, gelegentlich überraschend aber nicht wirklich überzeugend.




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