Buchbesprechung/Rezension:

Agatha Christie: Und dann gab's keines mehr

Und dann gab's keines mehr
verfasst am 11.11.2023 | einen Kommentar hinterlassen

AutorIn & Genre: Christie, Agatha, Kriminalromane
Buchbesprechung verfasst von:
LiteraturBlog Bewertung:

Niemand kam auf die Idee, den Namen U.N. Owen als ein durchgehendes Wort zu lesen. Alle hatten angenommen, dass sie die Einladung von einer Person erhielten, die wiederum jeden aus dem eigenen Bekanntenkreis kannte.

Sehr raffiniert eingefädelt und alle wurden getäuscht und mit sichtlich bestens recherchierten Informationen auf die kleine Insel vor Devon im Südwesten Englands gelotst. Zehn Frauen und Männer, denen ganz unterschiedliche Geschichten aufgetischt wurden, treffen erstmals aufeinander. Ein Boot bringt alle auf die Insel, auf der man ein paar Tage zu verbringen gedenkt.

Jedoch erfährt man gleich nach der Ankunft, dass Mr. und Mrs. Owen aufgehalten wurden und somit die Gastgeber selbst nicht anwesend sind. Zweifel kommen auf, als sich in den Gesprächen herausstellt, dass niemand die Owens kennt und als dann jemand einwirft, dass man den Namen aus als „unknown“ aussprechen kann, herrscht Verwunderung. Daraus wird Beunruhigung, als nach dem Dinner plötzlich eine Stimme zu hören ist, die jeder einzelnen der versammelten Personen ein Verbrechen, nichts weniger als Mord in jedem Fall, vorwirft. Obwohl alle heftig die Vorwürfe bestreiten, bleibt doch der Verdacht, dass alle Anschuldigungen der Wahrheit entsprechen. Wer aber kann alles das wissen, um so unterschiedliche Menschen in diese Falle zu locken?

Die Story ist um den alten Kinderreim „Zehn kleine Negerlein“ aufgebaut und folgt wortgetreu den Strophen in der Art und Weise, wie ein Gast nach dem anderen stirbt. Zunächst noch als Selbstmord oder Unfall betrachtet, ist den immer weniger werdenden Überlebenden rasch klar, dass es für alle um Leben und Tod geht. Als zudem das versprochene Boot für eine Rückfahrt auf das Festland nicht auftaucht, scheint sicher, dass niemand die Insel lebend verlassen wird. Das Ergebnis einer Suche ist, dass sich außen den Gästen im Haus niemand auf der Insel aufhält. Woraus sich ableiten lässt, dass der Mörder unter den Gästen ist.

Der Titel dieses Romanes wurde seit seinem Erscheinen im Jahr 1939 mehrfach geändert, um zu vermeiden, dass die dabei verwendeten Begriffe „Negerlein“ oder „Indianer“ einzelne Bevölkerungsgruppen abwerten. Begriffe, die in unserem Sprachgebrauch als abwertend gesehen werden, nicht mehr zu verwenden ist selbstverständlich. Warum man aber dann den Title nicht zB. auf „Zehn kleine Menschenkinder“ geändert hat, das verstehe ich nicht; das würde sich mit dem Versmaß genauso gut ausgehen …

Für die Story sind die einzelnen Verse inhaltlich so abgeändert, dass sich damit zugleich auch ein Mord umschreiben lässt. Mit jedem neuen Toten verschwindet auch eine der zehn Figuren, die zu Beginn auf einem Tablett im Salon standen.

Der wesentliche Unterschied zu einem „normalen“ Krimi folgt, nachdem das Verbrechen auf dem Festland bekannt wurde. Alles wird am Ende erklärt, keine Frage bleibt unbeantwortet, doch nichts davon ist das Ergebnis polizeilicher Ermittlungen. Ein bis zum Schluss ungewöhnlicher Krimi, der sich deshalb auch von Christies anderen Romanen unterscheidet. 

Alles das finde ich zwar sehr unterhaltsam, aber ehrlich gesagt, sind mir jene Krimis aus der Feder von Agatha Christie lieber, in denen Poirot oder Miss Marple oder einer ihrer Detektiv-Kollegen mit Witz und Köpfchen ermitteln.




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