Buchbesprechung/Rezension:

Norris Schirach: Beutezeit

Beutezeit
verfasst am 06.10.2022 | einen Kommentar hinterlassen

Autorin/Autor: Schirach, Norris

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Der Autor:
Norris Benedikt von Schirach wurde im Jahr 1963 in München geboren. Nach einer kaufmännischen Tätigkeit in London studierte er an der Universität Konstanz Verwaltungswissenschaften. Danach arbeitete er in den USA, Russland und Kasachstan als Rohstoffexperte und Kupferspezialist.

Heute lebt Norris von Schirach gemeinsam mit seinem Sohn in Bukarest. Unter dem Pseudonym „Arthur Istrien“ veröffentlichte er 2018 seinen ersten Roman „Blasse Helden“. „Beutezeit“ ist der zweite Band dieser geplanten Trilogie.

Der Inhalt:
Anton ist 44 Jahre alt und trifft sich gerade mit seinem zukünftigen Auftraggeber in New York. Es ist das Jahr 2011, kurz vor 9/11.

Er war zuvor 10 Jahre lang in Moskau tätig und ist erst seit einem Jahr wieder in Amerika, um sich dort mit alten Bekannten zu treffen. Im Gespräch mit seinem Auftraggeber Peter Hennessy erfährt er, dass er aufgrund seiner Loyalität, seiner Zuverlässigkeit und seines nicht korrumpierenden Charakters von einem Headhunter ausgewählt wurde.

„Was folgte war so knapp wie ernüchternd. Anton kritzelte wenige Notizen mit:
Kasachstan, Aufbau eines vertikalen Stahlkonzerns über fünf bis sieben Jahre, Volumen vierhundert Millionen Dollar. Alles Neuland, keine Strukturen, keine Mitarbeiter, noch nicht einmal eine eingetragene Firma oder ein Büro.“

Die Frage, ob die Millionen von Russen oder Kasachen stammen, bleibt für Anton erstmal unbeantwortet.

Beim Aufbau dieses Stahlkonzerns in Almaty, der größten Stadt Kasachstans, taucht Anton in eine Welt voller Gier, Korruption, Brutalität, Lug und Trug ein. Auch als Leser weiß man nach einiger Zeit nicht mehr, wer vertrauenswürdig ist und wer nicht. Die dortige Korruption, die fragwürdigen Geschäftsgebaren, der Umgang miteinander haben mich außerordentlich verblüfft und nachdenklich gestimmt.

Mein Fazit:
Ich habe dieses Buch für meine Leseliste ausgewählt, weil ich mir erhoffte, damit ein besseres Verständnis für die Situation in Russland mit Putin zu bekommen. Der Roman spielt in Kasachstan und man erfährt tatsächlich viel Wissenswertes über die Kultur und die Lebens- und Denkweise der Menschen dort. Russland, China und der Westen spielen darin auch eine Rolle.

Meine Hoffnung hat sich erfüllt und ich kann dieses Buch jedem, dem diese Thematik interessiert, wärmstens empfehlen. Ein Schwarz-Weiß Denken wird damit aber nicht befriedigt. Viel mehr taucht man ein in die „Grauschattierungen“ eines Staats und bekommt, trotz der vielen Fragen, die einen danach immer noch beschäftigen, doch einen guten Einblick in eine uns völlig fremde Welt. Nach dem Lesen dieses Romans ist man einfach nur froh, in einer westlichen Demokratie wie Österreich zu leben. Die gesellschaftlichen und politischen Probleme bei uns wirken im Vergleich nämlich wie Lappalien.

„Der Westen war mit Fehlern behaftet, aber grundsätzlich lebenswert. Es herrschte dort ein ständiger Wettbewerb um die besten Ideen, wie die Zukunft zu gestalten sei. Der Osten hingegen war ein zeitlos-unverrückbarer Bleiquader im Niemandsland parolengegerbter Kader, die in Anzügen steckten, deren Stoff an Jugendherbergsdecken erinnerte.“

Auch meinen Vater hat dieser Roman sehr beeindruckt, und das erwähne ich deshalb, weil er ein sehr kritischer Leser ist.

„Blasse Helden“, den ersten Band der Trilogie, habe ich noch nicht gelesen, werde das aber nachholen.
Volle Punktzahl für einen wirklich gut recherchierten, spannend erzählten, Horizont erweiternden und sehr informativen Roman!




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