Buchbesprechung/Rezension:

Ana Schnabl: Meisterwerk

Meisterwerk
verfasst am 29.03.2022 | einen Kommentar hinterlassen

AutorIn & Genre: Schnabl, Ana
Buchbesprechung verfasst von:
LiteraturBlog Bewertung:

Über die Autorin:
Ana Schnabl wurde 1985 in Slowenien geboren und studierte Vergleichende Literaturwissenschaften und Philosophie an der Universität Ljubljana. Heute lebt sie in Kamin und ist als Journalistin, Schriftstellerin und Literaturkritikerin tätig. Im Jahr 2014 gewann sie den wichtigsten slowenischen  Kurzgeschichtenwettbewerb.

Über den Übersetzer:
Klaus Detlef Olof lehrte bis 2005 an den Universitäten Klagenfurt, Wien und Graz. Er studierte Slawistik und ist einer der renommiertesten Übersetzer für südslawische Sprachen. Im Jahr 1991 erhielt er den Österreichischen Staatspreis für literarische Übersetzer.

Bei manchen Formulierungen im Buch, die mich irritierten, war ich unschlüssig, ob es an der Übersetzung liegt oder ob es sich dabei um die Ausdrucksweise der Autorin handelt. So z. B. bei
„Anas Brustbein hüpfte vor Freude.“
„Das Bewusstsein knetet die Zeit auf tausend unterschiedliche Weisen.“
„Aber vielleicht, grub er weiter, zeigt sich Veras spezifische Dominanz gerade darin, dass sie zu anderen Menschen werden kann, dass sie zu ihm werden kann.“

Über das Buch:
Die Handlung des Romans spielt in der Zeit vor den Jugoslawienkriegen (1991-2001), genauer gesagt zwischen dem 18. September 1985 und dem 14. Mai 1986.

An einem Regentag macht sich der Mittfünfziger Adam Bevk auf den Weg zu einem Treffen mit der Verlagslektorin Ana Miler. Er ist Literaturprofessor an der Universität Ljubljana. 20 Jahre nach seinem letzten literarischem Misserfolg traute er sich nun wieder einen Roman zu schreiben. Heute soll er das Feedback zu seinem Manuskript mit dem Titel „Meisterwerke“ erhalten. Er ist entsprechend nervös und
gleichzeitig voller Hoffnung.

„Die Zeit hatte sich, als er unaufmerksam gewesen war, gegen ihn gekehrt. Jeder Verlust, jede Zurückweisung, jeder Misserfolg schien irreparabel. Das schien nicht nur so, es stand zu befürchten, dass es tatsächlich so war. Er wusste nicht, wie und wodurch er ersetzen würde, was er an diesem Tag verlieren könnte.“

Die 33-jährige Ana Miler feierte zahlreiche akademische Erfolge und schloss ihr Studium mit dem Master in Vergleichende Literaturwissenschaften ab. Nach ihrer Ausbildung bekam sie dennoch nur einen Job als Sekretärin, was sie sehr frustrierte. An ihrem fünfundzwanzigsten Geburtstag lernt sie auf ihrer Geburtstagsfeier Vitomil und Sofija, ein Pärchen, das für die Stasi arbeitet, kennen. Sie vermittelten ihr eine Lektorinnenstelle. Im Gegenzug sammelt und liefert sie für die beiden Informationen über bestimmte Personen. Sollte sie mit ihrer Spionagetätigkeit aufhören, droht ihr der Verlust des Arbeitsplatzes und ihrer sozialen Stellung.

Adam erfährt an diesem Regentag, dass Ana das Buch verlegen möchte. Davor muss der Roman aber noch überarbeitet werden. Die Intensität der Handlungen soll der Autor durch eine Intensität der Beziehungen ersetzen. Der Plot ist Ana dabei nicht so wichtig. Sie möchte Adam für eine psychologische Prosa gewinnen.

Bei ihrem ersten Arbeitstreffen eine Woche später haben die beiden ein Techtelmechtel, das sich zu einer länger anhaltenden Liebesaffäre ausweitet. Beide sind verheiratet und haben Kinder.
Adam hat sich vor einiger Zeit mit den Leuten der „Revija“ zusammengetan. Revija ist ein 1982 gegründetes Literaturmagazin, das zu einer der Hauptstimmen der Bewegung für ein demokratisches und unabhängiges Slowenien wurde. So dauert es nicht lange, bis Vitomil und Sofija Ana darauf ansetzen, Adam zu bespitzeln.

Der doppelte Ehebruch bleibt von ihren Ehepartnern nicht unbemerkt und es kommt zur Aussprache
Das Buch endet mit dem Epilog, dessen Handlung 10 Jahre später angesiedelt ist.

Mein Fazit:
Als ich den Titel „Meisterwerk“ las, waren meine Erwartungen entsprechend hoch. Gut, der Name bezieht sich in Wahrheit auf das Manuskript des Buchhelden. Ich finde es trotzdem mutig, seinen Roman so zu nennen. Leider hat mich das Buch enttäuscht. Wie sollte das auch anders sein, wenn die Latte gleich so hoch liegt!

Am wenigsten hat mir der Inhalt gefallen. Es macht keinen besonderen Spaß, die beiden Buchhelden bei ihrem doppelten Ehebruch zu begleiten. Wie die beide Ehepartner darauf reagierten, erstaunte mich sehr. Beide wussten schon länger davon, konfrontierten ihre Partner aber erst nach einiger Zeit. Besonders gelassen war die Ehefrau von Adam.

„Lieben heißt sich entscheiden, Adam“, begann sie. „Einen Mann zu lieben ist die schwerwiegendste Entscheidung, Adam, die eine Frau in ihrem Leben fällt. Es ist, als würde sie versuchen, einen Rasen mit einer Pipette gleichmäßig und präzise zu bewässern. Du weißt, dass du nie zu deinem Ende kommst, nicht einmal bis zur Hälfte. Du weißt genau, dass die Tropfen unzählige Halme und Stängel immer wieder verfehlen werden und du gezwungen bist, an Ort und Stelle hocken zu bleiben und zuzusehen, wie die Erde durstig aufsaugt, was du mit unermesslicher Mühe tropfst.“

Ihre einzige Forderung, die sie an ihn hat, ist sich zwischen ihr und Ana zu entscheiden.

Die Buchhelden Ana und Adam waren mir nicht sympathisch. Sie sind beide narzisstische, egoistische Charaktere und das Hintergehen ihrer Familien, das bei Ana noch dazu nicht das erste Mal war, macht sie auf keinen Fall liebenswerter. Der Schreibstil und die Sprache waren für mich okay. In einen Leserausch hat es mich aber nicht versetzt. Das erwarte ich aber einfach von einem „Meisterwerk“!




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