Buchbesprechung/Rezension:

Sadie Jones: Die Skrupellosen

Sadie Jones: Die Skrupellosen
verfasst am 29.05.2021 | einen Kommentar hinterlassen

Autorin/Autor: Jones, Sadie
Genre:
Buchbesprechung verfasst von:
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[Gesamt: 1 Durchschnitt: 3]

Über die Autorin:
Sadie Jones wurde 1976 in London als Tochter einer Schauspielerin und eines Drehbuchautors geboren. Jones lebte lange Zeit in Paris, wo sie als Kellnerin und Drehbuchautorin arbeitete. 2008 erschien ihr erster Roman „The Outcast“, der zum großen Erfolg wurde und 2015 von der BBC in zwei Teilen verfilmt wurde. „Die Skrupellosen“ ist ihr fünfter Roman.

Über das Buch:
Mit dem Buch hatte ich einen schlechten Start. Beim ersten Blick auf das Cover machte es auf mich den Eindruck, als handle es sich um eine historische Liebesroman-Schmonzette die in den Highlands spielt. In Wahrheit ist „Die Skrupellosen“ ein zeitgenössischer Roman. Als ich zu lesen begann, war ich daher etwas verwirrt.

Die erste Szene wirkte auf mich, wie eine übertrieben dargestellte Polizei-Aktion. Die Heldin Beatrice Adamson betrat einen Second-Hand-Laden, um für ihren Ehemann Alex eine Reisetasche zu kaufen. Dort bedrohte eine junge Mutter, die mit ihrem Baby im Kinderwagen am Tresen stand, die Verkäuferin mit einem Messer. Beatrice, kurz Bea, lenkte die junge Mutter ab, in dem sie sie in ein Gespräch verwickelte. Berufsbedingt fiel ihr das leicht, sie war nämlich Psychotherapeutin. Kurz darauf stürmten sechs Polizisten und eine Polizistin den Laden und überwältigten die junge
Mutter. „Typisch USA!“ dachte ich. Aber falsch gedacht, die Geschichte spielt im zeitgenössischen London.

Hinzu kam, dass ich mich anfangs mit der Sprache gar nicht anfreunden konnte. Die Beschreibungen fand ich unglücklich gewählt und mich störten die vielen Zwei-Wort-Sätze. An einer Stelle begannen die Sätze außerdem fünf mal hintereinander mit „Sie“. Die Dialoge wirkten auf mich unnatürlich und manche Formulierungen ergaben für mich keinen Sinn. Ich war wirklich knapp davor, das Buch ungelesen wegzulegen.

Zum Glück tat ich es nicht, denn ungefähr ab Seite 30 begann sich das Buch immer mehr als cooles „Überraschungsei“ zu entpuppen und ich konnte es immer weniger weglegen. Entweder gewöhnte ich mich an den Schreibstil, die Autorin begann sich warm zu schreiben oder der Übersetzer arbeitete gründlicher. Wie auch immer, die Geschichte hatte mich in ihren Bann gezogen.

Alles wurde besser: die Story, die Dialoge, die Sprache. Das Buch bekam Tiefgang und Intelligenz. Je mehr ich las, desto spannender wurde es. Die Geschichte überraschte mich mit unvorhersehbaren Handlungen, die Helden wuchsen mir immer mehr ans Herz und meine Neugierde war so was von geweckt! So entwickelte sich das Buch von einem Beziehungsroman zu einer Familiengeschichte mit „Leichen im Keller“ bis hin zu einem Krimi. Mein Spürsinn war geweckt und er hielt bis zum Schluss an.

Es begann alles damit, dass Beas Mann Dan in seinem Job als einfacher Immobilienmakler unglücklich war, denn in Wirklichkeit wollte er Künstler sein. Da er mit Bea aber in so ärmlichen Verhältnissen lebte, konnte er sich die künstlerische Laufbahn nicht erlauben. So überredete Bea ihren Mann spontan zu einer Auszeit von drei Monaten. Eine Reise sollte es werden, quer durch Frankreich, wo sie einen Zwischenstopp bei Beas Bruder machen wollten, um dann nach Italien weiterzureisen. Bea konnte für diesen Zeitraum unbezahlten Urlaub nehmen und Dan kündigte seine Stelle. Die Wohnung sollte untervermietet werden und das Geldpolster von 4.370 Pfund musste für den Notfall reichen. Das erste Reiseziel war das Hotel von Beas jüngerem Bruder Alex. Dort lernte Dan auch seine Schwiegereltern besser kennen. Dan erfährt, dass sein Schwiegervater einer der reichsten Männer Londons ist. Für Dan bedeutet Geld Freiheit, für Lea war es ein Gefängnis. Je weniger Geld seine Frau hatte, desto freier fühlte sie sich. Dieser Frage beginnt Dan auf den Grund zu gehen und so entwickelt sich das Buch immer mehr zu einem Drama und Thriller.

Das Buch entpuppte sich als “Überraschungsei”. Spannend, intelligent und mit Tiefgang. Es war wie beim Zusammensetzen eines Puzzles. Zu Beginn ist man frustriert, aber jedes passende Teilchen erfreut einen mehr. Und am Ende ergibt alles ein unerwartetes Gesamtbild.




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