Elisabeth Klar: Wie im Wald
Autorin/Autor: Klar, Elisabeth
Genre:
Buchbesprechung verfasst von: Elke
Lisa Neuwirth lebt als Pflegekind bei Familie Ludevik. Als sich eine schreckliche Familientragödie ereignet, wird die kleine Lisa in eine betreute Wohngemeinschaft abgeschoben. Karin Ludevik holt sie als Erwachsene zu ihr ins Elternhaus zurück. Ab dann holt ein finsteres Kapitel der gemeinsamen Vergangenheit die Familie wieder ein.
Lisa und Karin waren als Kinder unzertrennlich. Natürlich gab es auch Streit zwischen ihnen. Sie standen sich trotz Eifersüchteleien um Freunde und Eltern sehr nahe. Gemeinsam verbringen sie viel Zeit im Wald und erleben auf ganz kindliche und doch sehr phantasievolle Weise ihre eigene Realität.
Nach einigen Jahren Aufenthalt in einer betreuten Wohngemeinschaft holt Karin Lisa zu sich. Ihr Freund Alexander und Karins Geschwister sind von dieser Idee gar nicht begeistert. Aber Karin war schon immer stur. Sie fragte nicht nach deren Befindlichkeit. Plötzlich war Lisa also wieder da. Wäre da nur nicht der Mord an August geschehen.
Lisa soll August Ludevik erschossen haben. Und diese Mörderin wird von Karin in die Familie zurückgebracht. Die Großeltern, noch immer gebrochen ob des großen Verlustes, sind außer sich. Grete und Peter, Karins Geschwister, verstehen den Grund nicht, doch für Karin liegt dieser klar auf der Hand. Lisa ist Teil ihrer Familie.
Karin übernimmt die Betreuung. Lisa bekommt das Zimmer, das sie als Kinder gemeinsam bewohnt haben. Die vermeintliche Mörderin ist verhaltensgestört, macht sich in die Hose, übergibt sich im Haus – und Karin putzt, wäscht Lisa im Bad, kümmert sich und doch: erfolgt dies tatsächlich nur deshalb, weil sie Lisa als Teil der Familie erachtet?
Alexander zieht sich dagegen immer mehr zurück. Ihre eigene Beziehung rückt in den Hintergrund. Auch beruflich bleibt Karin – im Gegensatz zu ihren Geschwistern – mehr oder weniger auf der Strecke. Während Grete und Peter an Augusts Tod gewachsen, reif und stark geworden sind, so hat Karin es bisher nicht einmal geschafft, Trauerarbeit zu leisten und ihrem Vater nachzuweinen. Im Gegenteil. Sie hat den Tod ihrer Eltern auch benutzt, um auf Partys und anderen Events Aufmerksamkeit zu erhaschen.
Karin und Lisa verstricken sich wie schon in ihrer Kindheit in ein Abhängigkeitsverhältnis, die jungen Frauen ziehen sich an und stoßen sich wieder weg.
Eine äußerst spannende Geschichte! Mit ihrer ungewöhnlichen Erzähltechnik schickt die Autorin die Leserinnen und Lesern retrospektiv in die Geheimnisse eines außergewöhnlichen Beziehungsgeflechtes.