Buchbesprechung/Rezension:

Anglberger & Duschlbauer: Der Matrose und der Legionär
oder Die Meister der Empörungskunst

verfasst am 16.08.2014 | einen Kommentar hinterlassen

AutorIn & Genre: Anglberger, Carlos, Duschlbauer, Thomas, Satire
Buchbesprechung verfasst von:
LiteraturBlog Bewertung:

Sudern auf hohem Niveau? Oder doch niveauvolles Sudern?

Ein reger Briefwechsel zwischen Herrn Thomas und Herrn Karl, die sich vom Leben betrogen fühlen. Und wer, wenn nicht alle Anderen und ihre Marotten, die Chinesen und Lipizzaner sind Schuld an ihrer verkrachten Existenz! Vorsicht Satire!

Zwei Meister der Empörungskunst raunzen auf Gott (?) und die Welt. Gescheitert in ihren Existenzen versuchen sie der Ursache auf den Grund zu gehen. Und ja. Es gibt viele Gründe, warum Herr Karl von der Fremdenlegion flüchtete und Herr Thomas ein verkannter Künstler ist.

Herr Karl und Herr Thomas trumpfen auf mit Verschwörungstheorien. Sie ärgern sich schon in aller Herrgottsfrüh, denn die Suche nach den wirklich wichtigen Antworten auf die Menschheit bereitet ihnen grässliche Kopfschmerzen, was natürlich wiederum maßloses Ärgern nach sich zieht!

Dass die Menschheit schlecht ist, liege schon mal in der Religion begründet. Aber dass die Chinesen, die gelbe Gefahr, 5 % Wirtschaftswachstum erzielen könnten, wenn es gelänge, dort flächendeckend Nagelstudios aufzubauen, das ist doch eine äußerst hinterhältige Form der Übernahme der Weltherrschaft.

Natürlich hat auch Dr. Sigmund Freud schon sehr früh der Großen Chinesischen Weltverschwörung mit seinen Theorien den Start erleichtert. Nein. Er hat erst die Gelbe Gefahr überhaupt auf die Idee gebracht, die Weltherrschaft zu übernehmen. Der Herr Freud mit seinen abartigen Theorien zur Sexualität.

Der Sex an sich ist ja schon abartig! Aber seit der Erfindung des Ödipuskomplexes hat sich diese grässliche Krankheit besonders in Österreich rasch ausgebreitet. Die armen Männer! Zuvor war diese Seuche ja gar nicht existent. Doch der Freud brachte junge, anständige Männer plötzlich dazu, krankhafte Beziehungen zu ihren Müttern zu entwickeln um dann ihren Hass auf die Väter zu projizieren. Herr Thomas und Herr Karl können dazu selbst aus ihrem Erfahrungsschatz schöpfen.

Maulwürfe, bissige Lipizzaner – natürlich sind auch die Tiere zu verteufeln, was die beiden Briefschreiber dazu überleiten lässt, dass die Esskultur eine Speibkultur sei. Ein Stichwort: auch die Politik ist maßgeblich an der gescheiterten Existenz der beiden Schreiber beteiligt.

Herr Thomas ist sowieso der Meinung, dass die Aussage mancher Politiker, die behaupten, dass sie sich kein Blatt vor den Mund nehmen, nur dazu führt, dass sich ihr Mundgeruch ungehindert in sämtliche Himmelsrichtungen ausbreiten kann. Die Wählerinnen und Wähler sind den Reden der Politiker schutzlos ausgeliefert, dass es da nicht verwundert, dass denkende Menschen vor der Politik das Weite suchen…

Selbst für das Zuspätkommen von Zügen ist ja die Politik verantwortlich! „Wäre ich beispielsweise ein Bahndirektor würde ich sagen, nur über meine Weiche…“ (S. 165).

Schreiben Herr Karl und Herr Thomas politisch korrekt? Wozu?
Die Welt ist schlecht.
Die Welt ist krank.

Eigentlich verdient es die Menschheit aufgrund ihrer Dummheit ja gar nicht, dass sie weiterlebt. Bei so viel Blödheit und Infamie sei sie ja von Natur aus zum Aussterben verurteilt.

Schwere Geschütze fahren hier die Autoren auf und verfallen in einen Jammer-Tobsuchts-Rausch, der mir beim Lesen die Tränen in die Augen trieb. Ob ich diese 435 Seiten unbeschadet überleben werde, lässt sich noch nicht absehen :-)




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