Buchbesprechung/Rezension:

Hasan Ali Ider: Djihad für Lila

verfasst am 07.07.2013 | einen Kommentar hinterlassen

AutorIn & Genre: Ider, Hasan Ali, Romane
Buchbesprechung verfasst von:
LiteraturBlog Bewertung:

Djihad für LilaDieses Buch wird so schnell nicht an Aktualität verlieren.. Der innere Kampf zweier junger Männer mit türkischem Migrationshintergrund, deren Bestreben nach Anerkennung in ihrer Umwelt. Die Ignoranz unserer Gesellschaft gegenüber Menschen mit ausländischem Hintergrund treibt die beiden Männer in die Arme von radikalen Elementen. Beide wollen nach Ägypten, um dort zu lernen, wie man Bomben baut.

Niemand half  Kamil, Sohn türkischer Gastarbeiter, als drei Neonazis auf ihn einprügelten. Die Menschen, die sich in einem Halbkreis um ihn und die Schläger gebildet hatten, standen wie gebannt da und betrachteten die Szene, die sich vor ihnen abspielte. Gedemütigt und enttäuscht zieht sich Kamil  in sich zurück. Verunsichert sucht seine Vergangenheit, seine Identität.

Malik , Österreicher türkisch/kurdischer Abstammung, und Hobbyboxer, besucht zur gleichen Zeit seine alte muslimische Gemeinde. Dort trifft er den alten Mann Rüstem Dayi. Durch ihn findet  Malik Anschluss an die muslimische Gemeinde, die für ihn zu einer Art neue Heimat wird.

Auf einer Party verliebt sich Malik in Lila. Sie ist eine moderne junge Frau. Malik und Lila verleben einen wunderschönen Sommer. Doch die Idylle währt nicht lange.

In Wien findet gerade ein Wahlkampf statt. Die aggressiven Botschaften der Nationalisten, die sich gegen die muslimische Bevölkerung richten, lösen in Malik radikale Gefühle aus. Auf Plakaten sind Sprüche wie „Wiener Mut gegen Moslems Brut“ zu finden. Er beschließt den Vorsitzenden der Nationalisten zu töten. Durch seinen Zorn leidet die Beziehung zu Lila und letztendlich wird sie durch Maliks Reise nach Ägypten beendet. Er verliert auch seinen Job bei einem Gemüsehändler am Nachmarkt.

Kamil lebt zurückgezogen in seiner Wohnung, und wird von seinem Erlebnis mit den Schlägern gequält.

In Ägypten kommt der Kontakt zu Radikalen zustande. Malik hat wohl anfangs Schwierigkeiten sich mit den radikalen Ansichten, der radikalen Auslegung des Islam auseinander zu setzen. Aber auch seine, noch sehr westlich geprägten Ansichten, z.B,. über die Frauen, erzeugt Unverständnis. Unverständnis ist eine Situation, die auch in anderen Bereichen aufzeigen, wie schwierig es ist, wenn Menschen unterschiedlicher kultureller und religiöser Herkunft miteinander leben sollen. So erzeugt in einem Kapitel das Zusammenleben Maliks mit der Österreicherin Lila bei Verwandten absolutes Unverständnis, das bis zur Ignorierung des jungen Mannes führt.

10. Bezirk in Wien, Viktor Adler Markt. Wahlkampfrede des Vorsitzenden der Nationalisten. 6000 Menschen jubeln dem strahlend Lächendelm zu, der sein jugendliches Auftreten mit einem locker um den Hals geschlungenen Schal unterstreicht.

Das Gelernte – wie baue ich eine Bombe – wird bei dieser Rede in die Tat umgesetzt. Aber nicht so, wie man vermuten könnte. Hier lässt Ider einen Schuss Humor einfließen – der Inhalt der selbst gebastelte Bombe entpuppt sich als  eine Menge Granatapfelsaft.

Ich finde dieses Buch sehr interessant und lesenswert. Es hat bei mir aber auch Verwirrung hervorgerufen in Bezug auf die beiden Männer Kamil und Malik. Für mich war nicht immer zu unterscheiden welcher der beiden sich in Ägypten in welcher Situation befindet. Trotzdem ein spannend zu lesendes und informatives Buch.




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