Buchbesprechung/Rezension:

Lauenroth, Frank: Boston Run

verfasst am 22.10.2009 | 2 Kommentare

Autorin/Autor: Lauenroth, Frank
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[Gesamt: 21 Durchschnitt: 4.2]

„Austria is a too small country to make good doping“, hat ein in englischer Sprache keinesfalls gedopter österreichischer Sportfunktionär bei einer Pressekonferenz zur Blutbeutelaffäre einst bei den Olympischen Spielen in Turin gemeint.

Wenn für Schröcksnadel (allein der Name klingt schon nach Doping) die Landesgröße der entscheidende Indikator ist, müssten die Vereinigten Staaten von Amerika ein Dopingparadies sein und dort ist auch die Handlung des zweiten Romans von Frank Lauenroth angesiedelt.

Christopher Johnson, ein genialer unberechenbarer Computer- und Chemiespezialist der National Security Agency (NSA) hat eine Substanz für amerikanische Soldaten entwickelt, die die Ausdauer um ein Vielfaches zu steigern vermag. Nach dem Krebstod seiner Frau Helen, für den Johnson die NSA verantwortlich macht, bricht er mit dem sagenumwobenen Inlandsgeheimdienst und setzt sich mit der Formel ab. Johnson entwickelt die Wunderdroge zu einem Dopingmittel für Sportler weiter, das sich während der körperlichen Anstrengung abbaut und nach dem Überqueren der Ziellinie nicht mehr nachweisbar ist – das wäre was gewesen für unseren Berni Kohl!

Gemeinsam mit seinem besten Freund Brian Harding einem Rechtsanwalt und guten Läufer entwickelt er einen scheinbar perfekten Plan. Harding soll unter dem Decknamen Fred Longer am weltberühmten Boston- Marathon teilnehmen, diesen mit Hilfe der Substanz gewinnen und die Siegesprämie von 150.000 Dollar einstreifen.Anschließend möchte Johnson die Formel des Wundermittels für einige Millionen Dollar an die NSA verkaufen und so Rache an der verhassten Organisation nehmen.

So ist die Planung, aber eine Abteilung der NSA unter Leitung der skrupellosen Karrieristin Rachel Parker bekommt Wind von der Sache und heftet sich an die Spuren von Christopher Johnson. Nachdem die Geheimagenten das Versteck von Johnson ausgeforscht haben, es ihnen aber nicht gelingt an die Formel zu gelangen, bleibt nur noch die Möglichkeit das Mittel aus dem Blut des Läufers zu destillieren. Dazu müssen sie aber vor dem Zieleinlauf an das Blut gelangen und dies auch noch vor den Augen der Weltöffentlichkeit, weil Fred Longer inzwischen an der Spitze des Marathonfeldes läuft und unzählige Kameras auf ihn gerichtet sind.

Und damit ist die Jagd eröffnet!

Das Besondere an diesem Buch ist, dass man es in Echtzeit lesen kann. Wenn man/frau schnell rezipiert (Finger weg von Dopingmitteln!) ist es möglich in der Marathonspitzengruppe, also nach zwei Stunden und ein paar Minuten im Ziel zu sein. Ich aber bin gemächlich mit dem Hauptfeld über die Ziellinie getrottet, weil ich mir die „Landschaft“ in und um Boston ein bisschen genauer ansehen wollte.

Der Anfang des „Marathon-Thrillers“ ist ein bisschen langatmig, aber am Start stehen immer so viele Läufer herum, da kommt man einfach schwer vom Fleck. Aber nach ein paar Seiten geht es dann schon, man /frau kommt ins Laufen und so wie ein Marathon von Meter zu Meter dramatischer wird, baut sich auch in „Boston Run“ von Seite zu Seite mehr Spannung auf

Stilistisch ein klassischer amerikanischer Spinonagethriller (Lauenroth ist Deutscher!) mit seiner typischen Sprache und den vielen, vielen Klischees, die dieser Berufsgruppe anhaften. Aber nach der Ära Bush bin ich mir nicht mehr so sicher, ob das alles nur Klischees sind/waren. Geheimdienste ziehen möglicherweise doch verstärkt Menschen an, die im Graubereich zwischen Genie und Wahnsinn beheimatet sind und wenn Mr. President stark in eine Richtung neigt, bewegt sich halt der gesamte Apparat mit.

Spionagethriller leben nicht so sehr durch ihre perfekte Sprache, sondern von Spannung und die kann der Autor mit viel Phantasie und unvorhersehbaren Wendungen sehr wohl erzeugen. Manchmal holpern die Dialoge und der Lektoren haben ein bisschen schlampig gearbeitet, aber was soll’s, auch George W. war nicht als Rhetorikgenie bekannt, eigentlich auch wieder stimmig.

Tiefgehende Analysen zum Thema Doping oder taktische Feinheiten des Marathonlaufs darf man/frau sich nicht erwarten, aber ein spannendes, recht kurzweiliges Lesevergnügen ist es allemal und man/frau ertappt sich vielleicht dabei, dass man/frau selbst die Beine ein bisschen mitbewegt. Im Geheimdinstmilieu ist nichts so wie es scheint und folgerichtig birgt auch das Ende von „Boston Run“ einige handfeste Überraschungen in sich.

PS: Sollte ein Hollywood-Produzent den „Marathon-Thriller“ in die Finger bekommen, kann er sich einen Drehbuchautor oder Dramaturgen komplett sparen und sofort mit dem Drehen beginnen.




2 Kommentare

  • Rüdiger Bertold sagt:

    Also ich hab mir das Buch auch aufgrund dieser Kritik geleistet und bin schwer begeistert. Selten hat der Satz ‚In der Kürze liegt die Würze‘ so wie hier gepasst. Keine unnötigen Sidekicks, kein Geschwafel, das ganze Buch quasi mit Vollgas aufs Ziel zu. Und dazu ein genialer Schlusssatz!
    Eigenartig, dass sich so etwas im Eigenverlag verdingen muss. Ich sage nur: Lesen!

  • Michael Petrikowski sagt:

    Boston Run ist ein spannender und packender Thriller, dessen Intensität man sich nicht entziehen kann, sobald man die ersten Seiten gelesen hat. Der filmreife Plot und perfekt inszenierte Spannungsbogen machen den Roman zu einem Leseerlebnis für einen fernsehfreien Abend.

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