Buchbesprechung/Rezension:

Campbell Jefferys: Balaclava

Balaclava
verfasst am 23.09.2024 | einen Kommentar hinterlassen

Autorin/Autor: Jefferys, Campell
Genre:
Buchbesprechung verfasst von:
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Verfolgt man die täglichen Nachrichten aus aller Welt, muss man sich die Frage stellen, ob das Wort „Dystopie“ nicht nur eine düstere literarische Zukunftsvision beschreibt, sondern bereits eine umfassende Beschreibung unserer Gegenwart ist.

Zwischen Kriegen, Terror, Gewalt auf den Straßen und in den Familien, Naturkatastrophen und Angriffen auf die Demokratie findet man viel zu selten positive Meldungen. In allen Ecken der Welt nehmen Gewalt und Zerstörung zu.

Damit ist das Szenario dieses Romanes beschrieben, denn auch schon der Titel “Balaklava” sagt alles über den Inhalt: es ist die Bezeichnung der Sturmhauben, die sich vermummte Demonstranten überziehen (früher hieß das, viel weniger martialisch, “Roger-Staub-Mütze”).

Im Mittelpunkt steht Mara, die als Polizistin in Berlin jeden Tag mit der Gewalt konfrontiert wird. Als sie in einem TV-Bericht zu erkennen glaubt, wie ihr Bruder Anthony bei einer Demonstration in Hamburg einen Polizisten tötet, lässt sie sich in die Hansestadt versetzen. Sie muss sich selbst auf die Suche nach Anthony machen und selbst klären, ob er wirklich ein Mörder ist. Und vor allem sie muss schneller sein, als ihre Kollegen, denn bei einem Polizistenmörder gibt es keinen Pardon. In Hamburg wird sie undercover auf die Gruppen angesetzt, die die Demonstrationen organisieren. Irgendwo dort muss auch ihr Bruder zu finden sein.

Was Mara aber entdeckt, dass eine Spur zu einem abgestimmten Agieren aller extremistischen Gruppen, egal, ob es rechts- oder linksextrem sind. Gemeinsam ist ihnen der Hass auf den Staat und der Plan, alle bestehende Strukturen zu zerstören.

Es zeigt sich schnell, dass Maras Einsatz bedeutender ist, als es ihre Vorgesetzten geahnt hatten. Denn sie kommt der Organisation Modra auf die Spur, deren Ziel es ist, alle Gruppen zu einer einzigen zu vereinen. Einer Armee, die imstande ist, den Staat von innen heraus zu zerstören.

Campbell Jefferys hat in seinem Roman vieles zu erzählen. Über die Zustände in den Städten, über die ewige Konfrontation zwischen der Polizei und den allzu oft gewalttätigen Demonstrantinnen und Demonstranten. Das zentrale Thema ist die seit Jahren immer größere werdenden Aggression, die steigende Unvermögen, aufeinander zuzugehen und gemeinsame Lösungen zu finden.

Viel erzählen zu wollen, ist aber manchmal auch zu viel. Das ist leider über weite Strecken dieses Romanes der Fall. In der Absicht, die Hintergründe und die Stimmung so realistisch und tief wie möglich zu beschreiben, kommt der Fortgang der Handlung dann manchmal gänzlich zum Erliegen und es verschwindet die Story hinter der Menge an Wörtern.

Beim Lesen hab ich ab ca. Seite 100 versucht, nur mehr das herauszufiltern, was – für mich am wahrscheinlichsten – für diese Story wichtig ist und den Rest nur mehr querzulesen. Das hat mir dabei geholfen, das Buch nicht bei der Hälfte zur Seite zu legen.

Ein Resümee

Das Thema des Romanes ist hochdramatisch, aktuell, packende und in seinen Details und Einblicken möglicherweise nicht so unrealistisch, wie man gerne glauben möchte.

Schade nur, dass sich zwischen mitreißenden Szenen zu viele aus meiner Sicht überflüssige Details eingeschlichen haben.  Das nimmt dem Roman letztendlich die Dynamik, die er erzielen möchte – und die er aufgrund des Themas auch verdient hätte.




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