Buchbesprechung/Rezension:

Haas, Wolf: Ausgebremst - der Roman zur Formel 1

verfasst am 14.08.2009 | einen Kommentar hinterlassen

AutorIn & Genre: Haas, Wolf, Kriminalromane
Buchbesprechung verfasst von:

haas-ausgebremstSieht sich eigentlich noch irgendjemand Formel 1 Rennen an? In letzter Zeit gab es wieder einen Hype bezüglich eines möglichen Schumacher-Comebacks. Aber sein Genick machte dem 7-fachen Weltmeister einen Strich durch die Rechnung, genau so einen Strich, wie ihn der arme Massa von der Feder im Gesicht abbekommen hat. Da soll es noch einmal jemand wagen zu behaupten, dieser Mann hätte ein intaktes Rückgrat! Gab es da nicht immer Gerüchte, dass bei Schumacher und generell in der Formel 1 nicht alles mit rechten Dingen zu geht? Mit den rechten Dingen meine ich aber nicht die „Nazi-Sexpartys“ des FIA-Präsidenten Max Mosley!

Wolf Haas spürt in seinem Frühwerk „Ausgebremst“ im Genre des Krimis all diesen Ungereimtheiten nach. Und da blitzt schon hin und wieder das spätere Genie des Meisters durch!

Warum gab es eine auffällige Häufung von Flugzeugabstürzen, bei denen immer wieder Rennfahrer ums Leben kamen? Wurde Niki Lauda nach seinem fürchterlichen Feuerunfall am Nürburgring 1976 wirklich durch seinen Fitnessbetreuer Willi Dungl ersetzt? Wer steckte hinter der dubiosen Verhaftung von Bertrand Gachot in deren Folge Michael Schumacher “glücklicherweise“ dessen Jordan-Cockpit, im besten Nachwuchsteam der damaligen Zeit, erbte?

Und der massivste Vorwurf überhaupt: sind Schumacher und sein Clan wirklich Schuld am Tod des unverwundbaren, gottähnlichen, über alles verehrten Ayrton Senna am 1.Mai 1994 in Imola? Damals ist wirklich die Sonne vom Himmel gefallen und nicht im letzten Jahr, wie manche Obskuranten aus dem Süden unseres Landes behaupten. Gegen einen lebenden Senna hätte es Schumacher schließlich nie und nimmer zu Weltmeisterehren gebracht und dieses Faktum macht sehr nachdenklich.

Haas siedelt seinen Krimi im Fanartikelhändlermilieu an, also im unmittelbaren Umfeld des Formel 1 Geschehens. Der Ich-Erzähler aus Österreich und seine Kollegen aus den anderen rennsportverrückten Nationen (lauter kleine Prüllers!) untersuchen auffällige Todesfälle von Rennfahrern auf der Strecke, aber auch abseits des Renngeschehens. Nebenbei verkaufen sie Kappen, T-Shirts, Fahnen und sogar selbstgemalte Ölbilder ihrer Rennsportidole – ich habe übrigens eines dieser Bilder von Ayrton Senna, praktisch heute unbezahlbar! Diese Nachforschungen dürften aber jemandem ganz und gar nicht in den Kram passen, denn plötzlich beginnt auch eine Todesserie unter den Fanartikelhändlern. Man riecht förmlich die Morde, auch wenn es immer wie ein tragischer Unfall aussieht. Der Erzähler sitzt während seines Berichtes bereits im Gefängnis, weil er als Hauptverdächtiger der Gewalttaten zu 15 Jahren Haft verurteilt wurde.

Da kann man wirklich nur hoffen, dass der oder die wahren Täter noch ausfindig gemacht werden, weil als österreichischer Fanartikelhändler ist man mit der Abfolge Jochen Rindt, Niki Lauda bzw. Willi Dungl und Gerhard Berger ohnehin schon gestraft genug. Da möchte ich die Namen Alexander Wurz oder Christian Klien gar nicht mehr in den Mund nehmen.

„Ausgebremst“ ist eine lockere, sehr amüsante Sommerkrimilektüre, wenngleich man schon ein bisschen Ahnung von der Formel 1 und ihren Fahrern haben sollte, um die gesamten Auswüchse des Haas’schen Humors zu erfassen. Können sie sich noch an das Aussehen von Vittorio Brambilla erinnern, der bei seinem einzigen Grand Prix Sieg am Österreichring 1975, ein Regenrennen übrigens, vor lauter Freude gleich nach der Ziellinie voll in die Boxenmauer gekracht ist?

Ist dies nicht der Fall, empfehle ich als Vorbereitung Heinz Prüller „Grand Prix Story 1950 bis 2008“. Da steht dann eh auch alles drin, sogar mit Fotos! Nur so ein Fuchs wie der Haas ist der Prüller halt nicht gewesen!

Nach all der Schumachermonotonie in den letzten 15 Jahren sei mir noch ein Satz erlaubt: Ayrton, du fehlst uns sooo sehr!!!

PS: Um bei der Wahrheit zu bleiben: Schumacher hat nicht wirklich Probleme mit seinem Genick. Er war halt bei den Testfahrten nur zwei bis drei Sekunden langsamer, als der nicht übermäßig talentierte Ersatzsatzfahrer Luca Badoer!




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