Buchbesprechung/Rezension:

Stefan Slupetzky: Lemmings Zorn
Lemmings vierter Fall

verfasst am 24.05.2009 | 4 Kommentare

Autorin/Autor: Slupetzky, Stefan
Genre:
Buchbesprechung verfasst von:

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[Gesamt: 12 Durchschnitt: 4]

Im neuen Krimi mit Lemming als Hauptfigur nimmt sich der Autor neben der Geschichte um Leopold Wallisch und seiner frisch entstandenen Kleinfamilie einem wichtigen Thema unsere Alltags an. Es geht um Lärm in all seinen Facetten. Lärm kann ein Stressor sein, der als enorme Belastung sogar das Motiv für einen Mord sein kann.

Leopold Wallisch und seine Klara bekommen ihr erstes Baby. Wie kann es anders sein, das Kind kommt nicht geplant, beispielsweise in einer Klinik, zur Welt. Nein, im Leben des Lemmings läuft nichts nach Plan, so auch nicht beim Nachwuchs. Zwischen den Häusern Wiens und just während eines über ihnen rotierenden Hubschraubers, setzen die Wehen ein. Der Lärm des Hubschraubers verhindert, dass der Taxifahrer Lemmings Hilferuf durch das Handy erreicht. So bahnt sich das Kind in einem Klosterhof seinen Weg in die Welt. Während sich Klara heftig in den Geburtswehen krümmt, kommt zufällig eine Frau namens Angela vorbei und bietet ihre Hilfe als Hebamme an. Mutter und Vater sind über die Geburtshilfe so glücklich, dass sie Angela, dem Engel in der Not, anbieten, den Namen für den Sohn zu wählen. Er heißt Benjamin.

Am heiligen Abend, Ben ist mittlerweile sieben Monate alt, wird in Klaras Haus, das sich in Ottakring befindet, das Gas abgedreht. Nicht weil sie die Gasrechnung nicht bezahlt hätte. Wichtige Umbauarbeiten sind durchzuführen, Aufschub gibt es keinen. Dabei soll Weihnachten die ruhige Zeit im Jahreszyklus sein. Aber nichts wie Lärm! Aufgrund der winterlicheren Minusgrade ist es notwendig, den kleinen Jungen in eine warme Umgebung zu bringen. Lemming und Klara beschließen, ihren Sohn der Geburtshelferin Angela zur kurzfristigen Obsorge zu überlassen. Als sie Ben wieder abholen, findet Lemming die Frau tot auf. Auf Angelas Brust, quietschend und putzmunter, liegt der Sohnemann. Neben dem Bett der Toten steht ein Becher Kakao mit einem Schuss Gift. Der Lemming zweifelt an Selbstmord. Er und Klara machen sich daran, den Mord an ihrer Freundin aufzuklären.

Neben der Geschichte über Vaterrolle, damit verbundenen Ängsten und Verpflichtungen gibt es diesen zweiten Handlungsstrang, in dem es um das Thema Lärm in all seinen Facetten geht. Lärm kann man/frau scheinbar nicht entkommen. Er ist Begleiter im Alltag, in der Großstadt sowieso allgegenwärtig, kein Fest kann ohne Lärm gefeiert werden. Selbst der Hund Castro wird in der lauten Silvesternacht getötet. Und dann Stille.

Lemming´s vierter Fall ist absolut lesenswert. Ich hatte zwar so meine Befürchtungen, dass der neue Fall meinen, mittlerweile hohen Erwartungen an Humor und verstrickten Handlungssträngen, nicht gerecht werden könnte. Doch auch diesen österreichischen Krimi möchte ich unbedingt weiter empfehlen!




4 Kommentare

  • Sündi sagt:

    Liebe Elke, lieber Christian!

    Danke für die netten Worte, die moralische Unterstützung und natürlich für die Substitutionstipps zur Überwindung meiner Postlemmingdepression.
    Habe natürlich sofort beide Bücher bestellt, weil mit so was nicht zu spaßen ist.
    Die ersten Tage waren (sind) wirklich hart!
    Mir fehlt der kleine Ben und Castro ist auch nicht mehr da, um auf die Lemminge aufzupassen, sprich Sorgen über Sorgen.
    War beinahe soweit zum Telefon zu greifen, den Slupetzky anzurufen, um ihn zu fragen, ob ich an seiner Statt den Lemming weiterschreiben darf.
    Aber da gibt es eine eiserne Regel: Jedem das Seine!
    Eben habe ich mir dann gedacht und bin wieder in den nebligen November eingetaucht auf meiner Suche nach dem Shakespearemörder.
    Also macht es gut und liebe Grüße aus dem kriminellen Mostviertel, Sü.

    PS: Ja, der Wolferl Amadeus Haas ist ein Lichtblick, aber doch noch so weit weg.

  • Elke sagt:

    Lieber Sündi,
    ja, auch ich muss eingestehen, Drogenersatzprogramm, ganz schwierig. Weil eines darfst du nicht vergessen. Unikum.
    Vielleicht kannst du dich damit vertrösten: “Maslak drückt ein Auge zu”. Ein Krimi aus “Trost und Rat” von und mit Willi Resetarits, geschrieben von den Hörern und Hörerinnen von Radio Wien,redigiert und betreut von Stefan Slupetzky, erschienen im November 2007. Dem Lewmming ist dieser Krimi keine Konkurenz, aber lustig und tröstlich. Kann ich dir als Hörbuch borgen, wenn du möchtest! Liegrü Elke (und beim Haas Woiferl sehn wir uns ja hoffentli?)

  • Klinger C. sagt:

    Lieber Sündi!
    Ersatzdroge? Hast du es schon mit Slupetzkys “absurdes Glück” (Kurzgeschichten, im Picus Verlag erschienen)probiert?
    Ich gebe zu, es ist wie bei den Substitutionsprogrammen: die echten Süchtler bekommt man damit kaum weg, aber ein paar Personen hilft es ja doch.
    Außerdem gibt es ja noch so viele Anthologiebeiträge.
    Du hast halt schon alle Symphonien durch, bis zur nächsten bleiben im Moment nur die kammermusikalischen (Gusto-) Stückln.
    Liebe Grüße
    Christian

  • Sündi sagt:

    Tja, jetzt bin ich durch und es dröhnt noch in meinen Ohren und auch im Raum dazwischen.
    Mein Buchhändler (das Linzer Orakel) hat gesprochen und er hat zum wiederholten Male einen Wahrspruch getätigt.
    Ja, ich werde ab jetzt den Namen Stefan Slupetzky in einem Atemzug mit Wolf Haas nennen. Da es keine allzu langen Namen sind, geht es sich ohne Atemholen aus, ich habe es bereits versucht.
    Aber ich werde es nicht hinausbrüllen, ich werde es leise sagen, ich muss es euch flüstern.

    In der absoluten Lautlosigkeit meiner Studierstube dieses wunderbare Buch über eine der übelsten Zivilisationskrankheiten (Lärm in allen seinen Facetten) zu lesen, das hat schon was!
    „Eines Tages wird der Mensch den Lärm ebenso unerbittlich bekämpfen müssen wie die Cholera und die Pest.“ zitiert Slupetzky Robert Koch, der dies bereits vor 100 Jahren prognostiziert hat.

    „Lemmings Zorn“ ist ein wunderbares Buch, sehr persönlich, sehr intim, ein sprachlich absolut ausgereiftes Werk.
    Nochmals eine Steigerung gegenüber den Vorgängern und für mich der Höhepunkt der Serie, ein kleines Meisterwerk.

    Leider hat Elke in ihrem letzten Kommentar absolut recht – einen Ersatz für die Droge „Lemming“ zu finden, praktisch belletristisches Methadon, scheint beinahe unmöglich.
    Welche Mittel soll ich gegen die Entzugserscheinungen einsetzen?
    Alkohol? Drogen? Eine Selbsthilfegruppe gründen? Alles noch mal lesen?

    Haas, Slupetzky, Komarek,… tu felix austria lobe, preise und lese deine Kriminalschriftsteller!
    Danke auch an Christian Klinger für die Begleitung durch die Lemmingwelt und die nützlichen Tipps.
    Also, mach’s gut lieber Lemming, hoffentlich lesen wir mal wieder was von dir!

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