Buchbesprechung/Rezension:

Slupetzky, Stefan: Lemmings Himmelfahrt
Lemmings zweiter Fall.

verfasst am 10.01.2009 | 8 Kommentare

Autorin/Autor: Slupetzky, Stefan
Genre: Kriminalromane
Buchbesprechung verfasst von:

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[Gesamt: 9 Durchschnitt: 4]

Der Lemming ist frustriert. Seine Freundin hat ihn hinausgeworfen. Er will sich seinen Frust runterspülen und geht am Wiener Naschmarkt in ein Lokal. Nach dem Besäufnis schießt ein Irrer auf ihn, doch die Kugel trifft nicht den Lemming. Ein anderer Mann bricht tot zusammen. Der Täter flüchtet.

Der Lemming selbst wird des Mordes verdächtigt, hat doch das Gehirn des Toten die Kleidung des Lemming versaut.Ein eindeutiges Indiz. Wieder trifft er auf seinen alten „Freund“ den Krimineser Krotznig. Lemming muss seinen Kopf aus der Schlinge ziehen und zwar schleunigst. Er muss den tatsächlichen Täter finden. Auf dem Weg seine eigene Unschuld zu beweisen, landet er in einem Irrenhaus.

Aus Zeiten seiner Arbeit bei der Mordkommission hat Lemming Kontakte zur Gerichtsmedizin. So erfährt er, dass der Tote ein Pfleger einer Anstalt für geistig Behinderte ist. Auch der Mörder könnte einer dieser Insassen sein. Lemming, verfolgt von Krotzing, schleust sich als Patient in das Irrenhaus ein und liefert den Mörder ans Messer.

Slupetzky nimmt ÄrztInnen, PatientInnen, Polizisten, die Wiener und Wienerinnen auf´s Korn. Er beschreibt mit Humor, Wiener Schmäh und Ironie auch die  Institution, das “Irrenhaus”, allerdings nicht auf Kosten der Patienten.




8 Kommentare

  • Sündi sagt:

    Sorry lieber Andreas!
    Meine Fehleinschätzung möchte ich mit einem Literaturtipp wieder gutmachen: “Die Arbeit der Nacht” von Thomas Glavinic.
    Und schau wann ich das abgeschickt hab!
    Aber ich fang erst an, da stehst du schon fast wieder auf.

    Ich hatte einmal einen Freund der war Bäcker, aber das würde jetzt wahrscheinlich ein wenig zu weit führen.
    Wünsch dir einfach einen guten Morgen!

    PS: Ich persönlich betrachte ja die Stunden vor und nach Mitternacht als die ergiebigsten.
    Und wenn dann auch noch Vollmond ist, ist es mir am liebsten!

  • Andreas sagt:

    Korrektur, lieber Sündi: schon auf…

  • Sündi sagt:

    Seid doch nicht so grausam!
    Ein kleiner Tipp: Michael denk an den Herrn Mang und das kleine berühmte Salzfass.
    Übrigens Andreas, was machst du um diese Zeit noch auf?

  • Elke sagt:

    Ja lieber Michael, ein bissl Spannung muss schon sein! Also selbst lesen, schmunzeln und wundern ;o)

  • Andreas sagt:

    @Michael: dazu fällt mir eigentlich nur ein: selber lesen!

  • Michael sagt:

    Wie geht das Buch “Lemmings Himmelfahrt aus?

  • Klinger C. sagt:

    Lieber Sündi!
    Nur so zur Vorwarnung: Das Schweigen des Lemming ist ein sprachlich exzellenter Roman; vom Plot her aber etwas diffuser und nicht so dicht gewebt wie der zweite Fall (manche behaupten sogar, hier gehe es gar nicht einen Krimi, was ich aber so nicht unterschreiben würde). Das Einzigartige an diesem Titel: die kaum zu übertreffende Realsatire (geht es doch um eine denkbare Lösung zu einem echten Verbrechen, das erst nach Fertigstellung des Romans geklärt wurde)Herrlich die kleinen Fiesheiten und Seitenhiebe (vor allem auf den ösrterr. Kunst und Kulturbetrieb), die eigentlich als Zugabe gedacht, sich als wahre Perlen entpuppen. Zu viel will ich aber nicht verraten.
    Vorsicht: auch dieses Buch macht süchtig.
    Weil für mich die Bücher nicht wirklich vergleichbar sind, würd ich sagen, du gehst jetzt Tiefseetauchen.
    Viel Spaß damit

  • Sündi sagt:

    Vor einigen Jahren hat ein Freund seine Hochzeit im Oktogon am Himmel gefeiert.
    Dabei machten wir einen kurzen Spaziergang zur inzwischen renovierten Sissi-Kapelle.
    Als bekennender Sissianer bemächtigte sich mir eine veritable Gänsehaut, wohl in der Vorausahnung, was sich der gute Leopold Wallisch an diesem Ort noch mitmachen wird.
    Christian Klinger hat in einem Kommentar behauptet, der Lemming wird immer besser und das kann ich mit Fug und Recht unterschreiben.
    Der Lemming hat das zweite Basislager am Weg auf den Everest erreicht und ich hätte beinahe schon ein bisschen Sauerstoff gebraucht.
    Dieses Buch aus der Hand zu legen, bevor man/frau es ausgelesen hat, fällt wirklich schwer.
    Bei einem direkten Vergleich mit dem Zweitling von Wolf Haas (Der Knochenmann) muss ich zugeben, der Slupetzky ist sogar schon ein paar Meter höher gekraxelt.
    Manch Ähnlichkeiten zwischen dem Lemming und dem Brenner tun sich auf: die enorme Leidensfähigkeit, das zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort sein und die Hartnäckigkeit.
    Zugegeben, wenn das eigene Leben auf dem Spiel steht, wird schnell einer ein bisschen verbohrt, aber trotzdem.

    Für mich ist der Lemming in erster Linie nicht Kriminalroman, obwohl der Plot gut konstruiert und schlüssig durchargumentiert ist, sondern eine bitterböse Realsatire, wo einem die Sozialkritik aus den Seiten nur so entgegenspringt.
    Wortgewaltig entwirft der Autor die skurillsten Figuren, kritisiert die Götter in Weiß, die Götter in Uniformen, die Götter in den Redaktionsstuben und alles eingebetet in das herrlich morbide wienerische Idiom.
    Es wimmelt nur so von Herr Karln und den Sackbauer Mundln.
    Und damit der Deckel des Kochtopfs nicht an den Plafond geht, hat der Slupetzky als immerwährende Klammer seine Liebeserklärung an die schöne Wienerstadt darübergestülpt.
    So, genug geredet, jetzt muss ich wieder meinen Expeditionsrucksack packen, weil wir brechen auf zum dritten Fall: Das Schweigen des Lemming.
    Vielleicht erreichen wir bereits den ersten Achttausender – ich werde es euch in einem Expeditionsbericht wissen lassen.

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