Buchbesprechung/Rezension:

Aldo Cazzullo: Ewiges Imperium
Wie das Römische Reich die westliche Welt prägt

Ewiges Imperium
verfasst am 10.06.2024 | 1 Kommentar

Autorin/Autor: Cazzullo, Aldo
Genre: Geschichte
Buchbesprechung verfasst von:
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[Gesamt: 1 Durchschnitt: 3]

Der anhaltende Einfluss des Römischen Reiches ist in unserem Alltag an allen Ecken und Ende merkbar. Das betrifft die Sprache (in romanischen Ländern natürlich noch weitaus mehr als bei uns), die Politik, die Architektur, die Infrastruktur, die Justiz … die Liste lässt sich schier endlos weiterführen.

Genau deshalb interessiert mich ein ganzes Buch zu diesem Thema!

Doch, das sei gleich vorab festgestellt, der Untertitel “Wie das Römische Reich die westliche Welt prägt” führt ein wenig in die Irre. Denn der überwiegende Teil des Buches befasst sich mit der Entstehungsgeschichte Roms und zentralen Persönlichkeiten des Reiches.

Nimmt man einen Ursprung Roms an, der irgendwann im 7. oder 8. Jahrhundert vor Christus liegt, dann ist es nicht verwunderlich, dass eine vertrauenswürdige Geschichtsschreibung aus dieser Zeit nicht existiert. Die Römer hatten damals sicher Besseres zu tun, als gleich etwas für die Nachwelt zu verfassen (und ahnten auch noch nichts von einem beginnenden Reich, das tausende Jahre bestehen würde).

Geschichte und Legenden über die Anfangszeit entstanden Jahrhunderte später und waren dann meist geprägt vom Vorhaben der Verfasser, Rom und dem Römischen Reich eine von Anfang an weltbestimmende Rolle zuzuweisen. Am besten direkt von den Göttern beauftragt. So ergibt sich, dass die Gründung und die Frühzeit Roms mehr Bestandteil einer sehr umfangreichen Legende sind, als historisch belastbare Fakten. Doch das macht nicht weniger interessant, was hier in einigen Kapitel darüber zu lesen ist.

Diesen ersten Kapiteln folgen drei, die jeweils eine Kurzbiografie bedeutender Männer beinhalten: Julius Caesar, Rom erster Kaiser Augustus und Kaiser Konstantin, der das Christentum zur Staatsreligion machte.

Im Stil ist klar erkennbar, dass der Autor Journalist ist. Man liest also nicht nur ein Geschichtsbuch, sondern durchaus spannend und unterhaltsam beschriebene Episoden und Abschnitte aus dem alten Rom und dem Leben seiner Bewohnerinnen und Bewohner.

Gerade wenn es um berühmte Persönlichkeiten geht, dann neigt Alda Cazzullo aber durchaus auch zu recht subjektiver Betrachtung. Julius Caesar ist durchgehend als Genius beschrieben, quasi als Hansdampf in allen Gassen. Bei Augustus’ Kurzbiografie überwiegt hingegen die Darstellung seiner charakterlichen und körperlichen Schwächen.

Was das Vermächtnis des römischen Reiches angelangt, so gibt es eine lange Reihe von Nachfolgern bzw. solchen, die gerne als solche gesehen hätten. Ostrom mit Konstantinopel ist unzweifelhaft ein rechtmäßiger Nachfolger. Das Papsttum, das aus eigenem Ermessen Kaiser krönte, oder das Zarenreich sind schon weniger eindeutig. Aber letztendlich könnte man alles, was wir heute sind, auf Rom zurückführen. Oder doch auf das alte Griechenland?

Liest man weiter in den Schlusskapiteln, dann ordnet der Autor oft christliche Riten und Traditionen als römisches Vermächtnis ein. Was zwar in geografischen Hinsicht noch nachvollziehbar ist – ist doch Rom auch der Sitz des Papstes – aber in kultureller, politischer und gesellschaftlicher Beziehung mir überaus strittig erscheint.

In allen diesen Kapiteln finden sich zwar auch Hinweise auf die Nachwirkung einzelner Ereignisse und Entwicklungen, jedoch wird man dazu einerseits eine ausführliche Erklärung dieser Nachwirkungen nicht finden und auch wenig, das nicht sowieso weitgehend bekannt ist.

Zusammengefasst ist „Ewiges Imperium“ ein Buch über das antike Rom, das einen etwas anderen Blick auf ein Reich wirft, das die Grundlagen für unser heutiges Europa geschaffen hat. Die wirklich sehr verständliche Beschreibung der doch ausgesprochen verwirrenden unterschiedlichen Legenden aus der grauen Vorzeit finde ich überaus gut gelungen!

Bei der Überleitung zur Gegenwart geht Cozzullo im Gensatz dazu nur wenig in die Tiefe, streift dabei Ereignisse, ohne übermäßig viele Details, um auf den knapp dreihundert Seiten das unterzubringen, was er für sich als die entscheidenden und nachhaltigen Momente definiert.

Nachzulesen sind dann beispielsweise auch Details über Filme, Videospiele oder Literatur, die das alte Rom bzw. die Ereignisse während der Zeit des Römischen Reiches zum Inhalt haben. So etwas aber gibt es in ähnlicher Form auch über andere antike Reiche, sei es Ägypten, China, Japan oder die Reiche in Mittel- und Südamerika.

In Summe bin ich am Ende dann etwas enttäuscht. Denn „Ewiges Imperium“  ist ein durchaus lesenswertes Buch, in dem Legenden und historische Fakten sehr anschaulich zusammengefügt werden, um etwas Licht ins Dunkel von Roms ersten Jahrhunderten zu bringen. Aber Neues über Roms Einfluss auf unser Leben im 21. Jahrhundert fand ich darin leider nicht.




Ein Kommentar

  • Gertie sagt:

    Als an Geschichte Interessierte und Absolventin eines Gymnasiums mit Latein in der Langfassung (also acht Jahre) kenne ich sowohl die Gründungslegende(n) rund um Rom (Eselsbrücke zum Erlernen der Jahreszahlen „753 Rom kroch aus dem Ei“) als auch diverse römische Schriftsteller (Cicero, Sallust, Catull und wie sie alle heißen) sowie die Entwicklung des Reiches von der Republik über diverse Feldherren und Kaiser bis hin zum Zerfall in ein Weströmisches und ein Oströmisches Reich im 5. Jahrhundert nach Christus und nach dem Fall von Konstantinopel dem endgültiges Aus von 1453 auch für das Oströmische Reich.

    Dass die meisten europäischen Sprache Lehnwörter aus dem Lateinischen übernommen haben ist wenig verwunderlich, unterhielten sich doch die Bewohner des riesigen Reiches in der vielen geläufigen Sprache Latein. Natürlich letzten Endes in einer Art Küchen- oder Vulgärlatein, die mit der klassischen Sprache nur mehr wenig gemeinsam hat. In Ungarn der Donaumonarchie war Latein bis deren Ende Latein neben ungarisch zweite Amtssprache. Solche Hinweise vermisse ich in diesem grundsätzlich interessanten Buch. Auch die katholische Kirche darf man in der sprachlichen Hinsicht nicht vergessen, wurden doch Messen bis ins 20. Jahrhundert auf Latein gelesen.

    Schmunzeln musste ich über die Details zu Filmen oder Literatur, die das alte Rom bzw. die Ereignisse während der Zeit des Römischen Reiches zum Inhalt haben. Ähnlich wie Western haben die „Sandalenfilme“ der Cinecittà wenig mit dem antiken Rom zu tun. Immerhin sind Charlton Heston, Marlon Brando, Richard Burton oder Ridley Scott genauso hübsch anzusehen wie Liz Taylor als Kleopatra.

    Von mir gibt’s nur 3 Sterne

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