Buchbesprechung/Rezension:

Christine Neumeyer: Der Kuss des Kaisers
Ein historischer Wien-Krimi

Der Kuss des Kaisers
verfasst am 22.02.2023 | einen Kommentar hinterlassen

AutorIn & Genre: Kriminalromane, Neumeyer, Christine
Buchbesprechung verfasst von:
LiteraturBlog Bewertung:

Der Roman beginnt im Juni 1908 in Wien. K.u.k. Amtssekretär Josef Krzizek ist gerade auf dem Weg zur Eröffnung der Kunstschau, auf der hunderte Künstler ihre Werke präsentieren. Niemand geringerer als Gustav Klimt wird die Eröffnungsrede halten.

Krzizek hat zum Ziel, den Auftrag des Kaisers Franz Joseph I. von Österreich zu erfüllen, nämlich das neue Gemälde von Gustav Klimt „Der Kuss“ zu erwerben.

Es soll einen Platz in der Modernen Galerie des Schlosses Belvedere bekommen. Der Kauf muss abgeschlossen sein, bevor Thronfolger Franz Ferdinand von seiner Ungarnreise zurückkehrt, denn dieser kann der modernen Kunst nichts abgewinnen.

Neben Krzizek ist Erna Kührer eine weitere Hauptfigur des Romans. Sie verdankt ihre Arbeit als Bedienerin sowie ihre Wohnung in einem Zinshaus in der Ungergasse Josef Krzizek, der im Gegenzug von ihr einiges an Zuwendung einfordert. Erna ist mit Franz, der momentan arbeitslos ist und immer wieder an Schüben von Schuppenflechte leidet, verheiratet. Gemeinsam haben sie vier Kinder. Die beiden jüngeren Zwillinge Max und Moritz, die 12-jährige Tochter Klementine und den erwachsenen Sohn Daniel. Letzterer kehrt nach einem zweijährigen Auslandsaufenthalt unerwartet nach Hause zurück und beansprucht das Schlafzimmer seiner Eltern. Franz schläft nachts im Stall bei seinem Gaul Seppl und Erna teilt sich das Zimmer mit Klementine. Daniel ist gewalttätig, ausländerfeindlich, egoistisch, ein Unruhestifter, auf wienerisch gesagt ein Ungustl und obendrein noch hoch verschuldet. Mit seiner Rückkehr bereitet er der Familie Kührer und vor allem Erna eine Menge Probleme.

Als im oberen Schloss des Belvederes die Dienerschaft an Durchfall erkrankt, bekommt Erna die Chance auf eine bessere Stellung. Amtssekretär Krzizek macht ihr folgendes Angebot:

„Seine Exzellenz, der Kaiserliche Thronfolger ist auf Manöver und im Oberen Belvedere geht ein Darmerreger um. Von den ohnehin spärlich vorhandenen Dienstleuten haben alle Durchfall. …. Erna runzelte die Stirn. „Und was Bitteschön kümmert mich der Durchfall von der Dienerschaft der Exzellenzen im oberen Schloss, Herr Krzizek?“ „Ich hab mir gedacht, Sie können der Fürstin Sophie ein bisserl zu Hand gehen.“

Als dann mitten in der Geschichte ein ziemlich brutaler Mord geschieht, den Josef Krzizek entdeckt, nimmt der Roman so richtig an Fahrt auf

„Der Erzherzog nahm hüstelnd das Papier an sich, brach das Siegel, entfaltete es und überflog den Text mit gerunzelter Stirn. „Eine Leiche im Park? Zerstückelt? Wie ist das möglich?“. Er blickte seinen Militäradjutanten fest in die Augen.“

Polizeiagent Pospischil von der Geheimpolizei und sein jüngerer Kollege Frisch beginnen mit den Ermittlungen und es gelingt ihnen mit Hilfe einer Polizeihündin namens „Labrador“ den Fall aufzuklären.

Mein Fazit:
Mich hat der Roman von Anfang an begeistert und augenblicklich in ein Leseabenteuer gestürzt. Ich mochte alles an der Geschichte, besonders gut gefallen hat mir aber der Schreibstil und die für die damalige Zeit authentische Sprache. Ich bin keine Historikerin, deshalb kann ich nicht verifizieren, wie streng sich die Autorin an historische Begebenheiten gehalten hat. Für mich wirkte alles absolut stimmig. Ich hatte das Gefühl eine History-Doku, eingepackt in einen fesselnden Krimi, zu lesen.

Neben der Spannung, den sympathischen und sehr menschlichen Protagonisten kommt auch der Humor in diesem Buch nicht zu kurz.

„‚Ich fürchte, bis sich in Wien das Moderne gegen das Traditionelle durchsetzt, ist der Papst ein Weibsbild!‘, scherzte Brosch.“

Ein durch und durch gelungener und sehr empfehlenswerter historischer Krimi!




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