Luc Ferry, Clotilde Bruneau: König Midas
Mythen der Antike (6)
Autorin/Autor: Bruneau, Clotilde
Genre:
Buchbesprechung verfasst von: Andreas
“Achte darauf, was du dir wünscht und versuche nicht mehr zu sein, als du bist.” Das sind die beiden Leitgedanken, auf denen die Sage von König Midas aufbaut.
Als Midas in dem alten Mann, den zwei seiner Diener gefangen haben, Silenos, den Adoptivvater des Gottes Dionysos erkennt, geleitet er diesen in den Wald, dort wo Dionysos verweilt. Zum Dank möchte der Gott dem König einen Wunsch erfüllen. Dass alles, was er berührt, zu Gold werde, wünscht sich Midas und lässt sich trotz aller Warnungen nicht von seinem Wunsch abbringen.
Dem kurzen Glück, dass jeder Vogel, jedes Blatt, jeder Gegenstand umgehend in Gold verwandelt wird, folgt bald die erschreckende Erkenntnis, dass wirklich alles zu Gold wird: das Essen, Trinken, jeder Mensch. Entsetzt bitte Midas, diese Gabe wieder zurückzunehmen, was ihm Dionysos auch großzügig gewährt.
Als Midas später zum Zeugen des musikalischen Wettstreites zwischen Apollon und Pan wird, widerspricht er den Göttern. Etwas, das einem Sterblichen nicht zusteht. Apollon, erzürnt, verwandelt Midas’ Ohren in Eselsohren, die der zwar zu verbergen sucht, bald aber zu Gespött seiner Untertanen wird.
Zweimal hat Midas nun seine Grenzen überschritten: als er mächtiger werden wollte als alle anderen Menschen und als er ein göttliches Urteil in Zweifel zog.
Beides – Gier und Überheblichkeit – sind Themen, die über die Jahrtausende hinweg gleich aktuelle gebliebene sind. Heutzutage muss man das aber gar nicht mehr in die Form einer Sage pressen, es reicht, sich die täglichen Nachrichten anzusehen und findet unzählige neuzeitliche Midas’.
Anstatt die griechischen Sagen bei Ovid oder Homer nachzulesen, ist die Reihe “Mythen der Antike”, die der frühere französische Bildungsminister Luc Ferry entworfen hat. Die Erzählung in Form einer Graphic Novel und die weiterführenden Informationen zur Sage im Anhang des Buches machen es auch Erst-Leserinnen leicht, die Aktualität dieser uralten Sagen zu erkennen.