George Orwell: Über Nationalismus
Autorin/Autor: Orwell, George
Genre:
Buchbesprechung verfasst von: Andreas
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Das Leitbild für diesen Essay ist die ganz eindeutige Unterscheidung von „Patriotismus“ und „Nationalsmus“. Das erstere definiert Orwell als „defensiv, kulturell und militärisch“, das zweitere als „untrennbar mit dem Streben nach Macht verbunden“.
Aus dieser Definition ergibt sich folgerichtig. dass Nationalismus nicht beim dem Glauben an eine vermeintlich höhere Stellung einer Nation endet, sondern dass dieser Begriff auf alles das anwendbar ist, was sich selbst in aggressiver Form über andere Ideen, Denkansätze oder Formen des Lebens erheben möchte. Katholizismus, Kommunismus, Faschismus, politischer und religioser Extremsimus, Anitsemitismus und – damals noch aktuell – Trotzkismus gehören nach Orwell somit in durchaus vergleichbare Kategorien (heute würde er wahrscheinlich eine umfangreichere Liste erstellen).
Anhänger solcher Nationalismen werden das, wofür sie sich als ideologische Krücke entschieden haben, immer als das Beste, als das Über-Allem-Stehende einstufen und somit jede andere, stark oder nur geringfügig anweichende Meinung als falsch und minderwertig abtun; und sich durch nichts, keine Argument, keinen gegenteiligen Beweis davon abbringen lassen.
Mit dieser Definition kann man nun das Internet durchforsten und wird (viel zu) viele Belege für Orwells Definition finden.
(Das auch in unserem Land heute präsenteste Beispiel ist, dass die Gefolgsleute von rechts-nationalistischen Gruppen allen anderen Bürgern des Landes absprechen, ihr Land zu lieben und dafür den Begriff Patriotismus missbrauchen)
1945 geschrieben und somit unter dem Eindruck des soeben zu Ende gegangenen 2. Weltkrieges und des auf dem Vormarsch befindlichen Kommunismus, sind Orwells Thesen und Schlussfolgerungen doch noch immer so aktuell wie damals. Vieles ist nur aus dem Kontext der Zeit verständlich, vieles betrifft spezifisch britische Vorgänge im Jahr 1945 oder aus der Zeit davor, vieles aber verhält sich heute (genau / noch immer) so, wie Orwell es damals beschrieb.
Wenn wir heute darüber verständnislos den Kopf schütteln, wie viel Menschen es gibt, die Fakten ablehnen und nur an das glauben, was sie gefühlsmäßig glauben, so ist auch das keine Enticklung des 21. Jahrhnderts. Orwell beschreibt genau das auch in schon „Über Nationalismus“.
Ein kleines Büchlein, dass schnell gelesen ist, aber lange nachwirken wird.