Buchbesprechung/Rezension:

Joe Fischler: Veilchens Winter
Valerie Mausers erster Fall. Alpenkrimi

verfasst am 25.01.2015 | einen Kommentar hinterlassen

AutorIn & Genre: Fischler, Joe, Kriminalromane
Buchbesprechung verfasst von:
LiteraturBlog Bewertung:

Der erste Arbeitstag von Valerie “Veilchen” Mauser als neue Leiterin der Abteilung Leib/Leben beim LKA in Innsbruck fängt nicht wahnsinning erfreulich an.

Zuerst muss Sie mit den noch leicht betäubenden Nachwirkungen ihrer Einstandsfeier vom Vorabend aufwachen, dann steht auf ihrem neuen Türschild “Valentin Mauser”(Wahrscheinlich, weil es in Tirol seit Andreas Hofer “Manda, s’isch Zeit” und nicht “Dirndln, s’isch Zeit” heisst) und die erste Begegnung mit ihren neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern fühlt sich an wie eine Versammlung in einer Tiefkühltruhe: schwer unterkühlt.

So beginnt ein ebenso schwungvoller wie unterhaltsamer und gescheiter und hintergründiger Krimi über Verbrechen und Seilschaften im heiligen Land Tirol. Valerie Mauser ist zwar zur Hälfte (väterlicherseits nämlich) auch Tirolerin, der Rest von ihr jedoch ist Wienerin. Gerade erst von Wien nach Innsbruck gekommen hat sie es natürlich nicht einfach mit den Ansässigen; in ihrer neuen Abteilung schon gar nicht, denn dort sitzt auch noch jener Kollege, der sich selbst die Beförderung auf den Job als Abteilungsleiter erwartet hatte.

Schon mit der Beschreibung ihrer ersten Begegnungen mit “Einheimischen” stellt der Autor Joe Fischler klar, wie er (selbst Tiroler) über seine Landsleute zu berichten gedenkt: mit einem Augenzwinkern nämlich – und dort, wo es angebracht ist, einem ironisch aussendenden, in Wahrheit aber sehr erhellenden Blick auf die Netzwerke von Politik, Geld, Jäger etc.

Valerie Mauser fasst an diesem ersten Tag auch gleich einen persönlichen Auftrag von Landeshauptmann Freudensprung aus (“Du mochscht des, Dirndl”). Die Tochter von Boris Marinov, einem in wundersamer (um nicht zu sagen: von höchster Stelle protegierter) Weise zum Hotelbesitzer in Innsbruck gewordenen russischer Oligarchen, wurde entführt. Das soll nur nicht an die Öffentlichkeit gelangen: einerseits weil es die Entführer verlangen, andererseits weil der Herr Landeshauptmann die russichen Landsleute Marinovs nicht verschrecken möchte; denn von denen möchte er noch einige weitere Rubel-Milliarden ins Land lotsen.

In in Österreich wohl bekannter Manier nimmt sich also der Landeshauptmann des Falles seines guten russischen Freundes an, bald kommt auch ein titelbeschmückter regionaler Bankkaiser … Verzeichung: Bankdirektor dazu und alle glauben, in der “Neuen” aus Wien eine willige Vollzugsbeamtin gefunden zu haben.

Doch, weit gefehlt, Valerie Mauser ist mitnichten leicht zu beeinflussen. Sie erweist sich alsbald als Polizistin, die sich von Ämtern und Titeln nicht beeindrucken lässt. Stolwerk, ihr früherer Kollege in Wien, eilt zur Hilfe herbei, als er erkennt, dass Valerie Unterstützung braucht. Die beiden vertrauen und verstehen einander blind, was pompt Bewegung in die Sache bringt. Bis hin zu einer durchaus ungewöhnlichen Verfolgungsjagd.

Valerie Mauser feiert in “Veilchens Winter” ihr Krimidebut und das ist wirklich ausgesprochen gut gelungen. Eine Polizistin mit Charakter und auch mit einigen absonderlichen Eigenheiten, stochert sehr glaubhaft in den Verstrickungen der, wie sich sich wohl selbst gerne sehen, “Mächtigen” im Lande. In einigem von dem, worauf sie stößt, lassen sich unschwer recht ähnliche Vorkommnisse auch in anderen Bundesländern erkennen, in einigen der beteiligten Charaktere mag man bekannte Gesichter aus Politik und Wirtschaft entdecken, das eine oder andere Faktum könnte einer aktuellen Tageszeitung entnommen sein.

Mit Veilchen und Stolwerk tritt überdies ein Team an, das man einfach mag.

Alles zusammen war ich über 280 Seite durchgehend (und zwar wirklich von der ersten bis zur letzten Seite) bestens und spannend unterhalten und fühlte mich – so als Österreicher – wie daheim. Allen Nicht-ÖsterreicherInnen sei gesagt, dass vieles von dem hier zu lesenden wohl wahr sein könnte; auch wenn uns in diesem Jahr die russischen Oligarchen ein wenig abhanden gekommen sind… :-)

Ich warte auf den 2. Fall mit Valerie Mauser und freue mich schon sehr darauf.




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