Beate Maly: Aurelia und die Jagd nach dem Glück
Ein Fall für Aurelia von Kolowitz (3)

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Buchbesprechung verfasst von: Andreas
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Wien im Jahr 1871. Es ist nicht einfach für Oberinspektor Janek Pokorny, sich überhaupt erst einmal einen Überblick über alle möglichen Verdächtigen zu machen. Denn der dahingemordete Freiherr von Sothen war, so die einhellige Meinung derjenigen, die ihn kannten, ein gewissenloser Betrüger.
Allzu vielen Leuten hat er Geld mit fadenscheinigen Gewinnversprechen abgeknöpft, nur um am Ende seinen Opfern auch noch das letzte Hemd auszuziehen. Die halbe Stadt Wien scheint schlechte Erfahrungen mit dem Mann gemacht zu haben.
Jetzt liegt der Freiherr mit zerschossenem Gesicht im Hof seines Schlosses am Cobenzl. Die ebenso wie ihr verstorbener Gatte mit einem abstoßenden Charakter ausgestattete Witwe hat natürlich sofort einen Verdacht, den sie dem Oberinspektor sehr eindringlich mitteilt. Doch der lässt sich davon nicht beeindrucken, sondern macht sich erst einmal daran, das Umfeld des Freiherrn zu durchleuchten. Was er findet, das erschüttert ihn, denn von Sothen konnte, vom Gesetz ungehindert, seine Opfer nach Strich und Faden betrügen.
Drei Geschichten in einem Buch
– Ein Krimi
– Eine Liebesgeschichte
– Ein Blick auf die Gesellschaft im 19. Jahrhundert.
Diese drei Teile fügen sich zu einer Geschichte, die nicht nur einen Mordfall bis zur Aufklärung zu Inhalt hat, sondern zugleich auch die Lebensumstände der Menschen beschreibt.
Über das Leben im 19. Jahrhundert
Gesellschaftliche Normen, starre Geschlechterrollen, unüberwindbare Standesschranken. Beate Maly beschreibt sehr bildhaft, wie die „gute alte Zeit“ nur für einen kleinen Teil der Menschen eine gute Zeit war. Rund um die Person und das Schicksal des realen Johann Carl von Sothen beschreibt die Autorin die Welt in der Donaumonarchie überaus realistisch. . Wie der Großteil der Menschen in Armut und Hunger lebten und schutzlos den Launen und Entscheidungen derjenigen ausgeliefert waren, die Geld und Macht besaßen. Dazu liest man über die faktische Rechtlosigkeit von Frauen, denen der Zugang zu vielem verwehrt wurde und die über ihr Leben nicht frei entscheiden konnten.
Eine Liebesgeschichte ohne Zukunft (?)
Janek Pokorny und Aurelia von Kolowitz: die beiden jungen Leute können ihre Zuneigung zueinander nur schwer verbergen. Doch sie leben in einer Zeit, in der ein Verbindung zweier Menschen aus so unterschiedlichen Gesellschaftsschichten schlicht undenkbar ist. Während Aurelia sich immer wieder den Avancen von Verehrern und dem Wunsch ihres Vaters, der sie verehelicht sehen möchte, widersetzen muss, ist. Janek dankbar über jeden noch so kleinen Moment, den er mit Aurelia verbringen kann, wenn alles auch immer rein platonisch bleiben muss. Beate Maly macht zwar deutlich, wie unmöglich so eine Verbindung ist, aber wer weiß, vielleicht gibt es ja doch irgendwann eine überraschende Wendung?
Morde und andere Verbrechen
Der Mord an Sothen bleibt nicht das einzige Verbrechen, das Janek Pokorny aufklären muss. In der rasant wachsenden Metropole des Kaiserreiches entwickelt sich auch das Verbrechen rasant. Der Mord an einer jungen Frau lässt Janek nicht ruhen und dann beschuldigt die Witwe von Sothens auch noch in aller Öffentlichkeit eine Frau, ihr ein Schmuckstück gestohlen zu haben.
Die Aurelia-Reihe mochte ich schon von Anfang an sehr, weil darin immer mehr als nur ein historischer Krimi nachzulesen ist.
Dieser dritte Teil nun ist der für mich mit Abstand beste – und überzeugendste!
Ein Roman, der mich wirklich beeindruckt hat.