Buchbesprechung/Rezension:

Thore D. Hansen: Die Hand Gottes

Die Hand Gottes
verfasst am 02.11.2022 | einen Kommentar hinterlassen

AutorIn & Genre: Hansen, Thore D., Science Fiction
Buchbesprechung verfasst von:
LiteraturBlog Bewertung:

Ein über Jahrhunderte verborgene Höhle birgt geheimnisumwitterte Relikte aus der Römerzeit. US-Major Sean MacClary hat gerade Zeit genug, ein paar wenige Dinge zu bergen, bevor er mit seiner Einheit weiterziehen muss.

Das ereignet sich in der Nähe von Klagenfurt, in den letzten Tagen des 2. Weltkrieges. MacClary nimmt sich vor, später hierher zurückzukehren, um die Höhe vollständig zu erkunden. Ein Vorhaben, das er nicht ausführen kann, denn er stirbt wenig später an den Folgen einer Verwundung. Seinem Sohn Ronald hinterlässt er die wenigen Fundstücke, die er mitnehmen konnte und den Drang, das Geheimnis vollständig zu ergründen.

Nur: die genaue Position der Höhe konnte Sean nicht weitergeben.

Ronald MacClary widmet sich mit Leidenschaft dem Vermächtnis seines Vaters. Als Richter am Supreme Court der USA ist er eine Persönlichkeit mit Einfluss, weshalb er auch von einer mächtigen Institution beobachtet wird: der katholischen Kirche. Denn dort scheint man genau zu wissen, was Ronalds Vater damals fand und dass, sollte der Fund jemals bekannt werden, dies vielleicht sogar das Ende der Kirche bedeuten würde; nur weiß man nicht, wo er es fand. Dazu kommt, dass die MacClarys aus Irland stammen und somit selbst keltische Vorfahren haben; das, was folgt, ist für ihn also auch eine Reise zu seinen eigenen Wurzeln.

Als im Jahr 2010 dieser Thriller veröffentlicht wurde, waren die Bücher von Dan Brown auf dem Zenit des Erfolges, Filme über geheimnisvolle Bünde (Tom Hanks!) zogen die Menschen in die Kinos oder vor die Fernsehschirmen – ein regelrechter Hype entstand um die Geschichten von möglichen Geheimnissen, die im Vatikan seit Jahrhunderten gehütet würden. Genau in diese Richtung führt auch dieser Roman, Thore D. Hansen springt quasi auf den damals dahinjagenden Genre-Zug auf und bedient sich dabei sehr offensichtlich der genre-typischen Dramaturgie.

Bevor man dieses Buch liest, sollte man zwei Dinge wissen: Es ist erstens rasant und spannend und zweitens darf man sich keine sprachlichen Highlights erwarten – tatsächlich ist die Handlung über weite Strecken wirklich sehr simpel gestrickt. Sehr schlicht gestrickte Lesekost, bei der es nicht um literarische Finesse, sondern nur um Unterhaltung geht.

Die bekannten Zutaten sind also: ein paar Helden im Indiana-Jones Stil, eine wunderschöne Assistentin, ein paar sinistre Agenten aus dem Vatikan, ein paar historische Quellen, die sich in Richtung der Story interpretieren lassen. Dazu noch einige Nebendarsteller und schon kann es losgehen!

Bei einem Vortrag in Dublin berichtet MacClary über das Vermächtnis der Keltischen Kultur und die Rolle der Katholischen Kirche beim Raub alten Wissens und wie das Römische Imperium, angetrieben von den fanatischen Christen und unterstützt von Kaiser Konstantin, im 4. Jahrhundert begann, systematisch die Spuren andere Kulturen und uralter Riten zu vernichten.

Doch die keltischen Druiden wurden nicht völlig vernichtet, viele haben sich, so MacClarys Schlussfolgerungen, in den Untergrund zurückgezogen und ihre Nachfolger blieben dort bis in die Gegenwart aktiv. Nun ist es also an der Zeit, die Geheimnisse aufzudecken und die Wahrheit über den Vatikan und die Kirche zu publizieren. Dazu kommt es zunächst aber nicht, denn der Vatikan hat überall seine Verbindungen und kann den Vortrag beenden, bevor MacClary in der Lage ist, neue Erkenntnisse zu enthüllen.

Thore D. Hansen verleiht seinem Thriller einen “pseudeo-realen” Background, in dem er historische Persönlichkeiten (wie beispielsweise die Philosophen Porphyrios und Sopatros oder den römischen Beamten Ablabius) aus der Römerzeit als Quellen heranzieht, aus denen sich ganz andere Fakten über Jesus Christus und die Frühzeit des Christentums herauslesen lassen, als sie von der Kirche seit jeher verbreitet werden.

Insgesamt erzählt “Die Hand Gottes” eine bis ins kleinste Detail durchkonstruierte Geschichte. Man darf nur nicht allzu viel Wert auf Realismus legen, denn – siehe oben – die Handlung ist insgesamt völlig unrealistisch.

Aber dennoch gut geeignet als spannende Unterhaltung für lange Zugfahrten.




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