H.G. Wells: Die ersten Menschen im Mond
Autorin/Autor: Wells, H.G.
Genre:
Buchbesprechung verfasst von: Andreas
Viele Jahrhunderte lang beobachten die Menschen schon den Mond mit den besten Teleskopen. Aber doch konnten sie nicht sehen, was es dort wirklich gab. Das entdecken erst, wir befinden uns am Ende des 19. Jahunderts, der Forscher Cavor und der stets in Geldnöten befindliche Geschäftsmann Bedford.
Es beginnt mit dem zufälligen Zusammentreffen von Cavor und Bedford. Als Cavor von seinen Forschungen erzählt, wittert Bedford sogleich die Chance, mit einem Schlag alle seinen finanziellen Sorgen los zu werden. Dabei geht es zunächst überhaupt nicht um dem Mond sondern um ein Material namens Cavorit.
Jetzt bekommt man als LeserIn gleich einen Überblick um die Kenntnisse der Menschen um den Wechsel von 19. zum 20. Jahrhundert. Da wusst man schon viel über die pyhsikalischen EIgenschaften von Stoffen und wusste von Stahlungen und wie beides zusammen wirkt. Nur die Gravitation wehrte sich gegen alle Versuche, sie zu beeinflussen. Cavorit sollte genau dieses Problem lösen und einen mit Cavorit umhüllten Gegenstand von der Schwerkraft abschirmen.
Als das erste praktische Experiment gelingt, bringen die durchaus beeindruckenden Folgen die beiden Herren auf eine viel größere Idee: eine mit Cavorot umhüllte Sphäre könnte sie auf den Mond bringen. Man würde dort neue wissenschaftliche Ernenntnisse gewinnen (so Cavors Vorstellung) und Bodenschätze gewinnen (was Bedfords Motivation ist).
Die Reise gelingt, wenn auch die Landung etwas holprig ist, und die beiden landen in der Mondnacht. Als der Tag anbricht erkennen sie erst, wie es hier wirklich aussieht und sie finden den Mond voller Leben. In der Nacht ist alles gefroren, selbst die Atmosphäre ist zu Eis verwandelt. Mit den Sonnenstrahlen taut es und wie durch Zauberhand erwacht die Welt in atemberaubendem Tempo zum Leben.
Leider beschreibt H.G. Wells nun eine Welt, die mehr oder weniger eine Kopien vieler Dinge beinhaltet die es auch auf der Erde gibt. Es mag im Jahr 1901, als der Roman erschien, durchaus phantastisch geklungen haben, dass es eine Welt gäbe, die so ist wie unser Planet. Jetzt aber wirkt es etwas uninspiriert, in einem Roman, der die ersten Menschen auf den Mond bringt, kann man mehr an Phantasie und Phantastischem erwarten. Es gibt auch intelligenetes Leben auf dem Mond, das in ganz verblüffender Weise den Ameisen der Erde ähnelt.
Mehr Tiefe zeigt der Roman in der Beschreibung des Aufeinandertreffens zwischen den Menschen und den Seleniten. H.G. Wells schreibt dann über das übersteigerte Selbstwertgefühl der Menschen und darüber, wie bei neuen Entdeckungen von den Entdeckern erst einmal Gewalt eingesetzt wird. So versuchen Cavor und Bedford nicht, die Sprache der Mondmenschen zu lernen, nein, die sollen Englisch lernen. Genauso verhält es sich bei Missverständnissen: da sollen sich die Seleniten doch wohl an den Sitten der Menschen orientieren. Es kommt zwangsläufig, so wie es Entdecker meistens machten, zu Gewalt und ein paar Seleniten verlieren das Leben.
Nur Cavor zeigt zum Teil Einsicht, als er zu Bedford sagt (S. 145): “Was könnte der Mond den Menschen nützten? Selbst aus ihrem eigenen Planeten haben sie nichts gemacht als ein Schlachtfeld und einen Schauplatz unendlicher Narrheit.” Aber auch er ist in seiner Weltsicht so auf sich als Mensch geprägt, dass er nicht imstande ist, die Welt aus Sicht der anderen zu sehen.
Als utopischer Roman zählt “Die ersten Menschen im Mond” für mich zu Wells’ uninspierten Werken, als Betrachtung der Gesellschaft und der Moral der Menschen ist er aber heute so aktuell wie vor 120 Jahren.