Buchbesprechung/Rezension:

Georges Simenon: Fremd im eigenen Haus

Fremd im eigenen Haus
verfasst am 08.01.2019 | 1 Kommentar

AutorIn & Genre: Romane, Simenon, Georges
Buchbesprechung verfasst von:
LiteraturBlog Bewertung:

Nachdem seine Frau vor 18 Jahren das Haus verließ wurde Anwalt Hector Loursat immer mehr zum Sonderling: Eremit, Säufer, fremd mit der Welt, fremd mit den Menschen. Das große Haus bewohnt er mit seiner Tochter Nicole und der alten Haushälterin Fini – auch mit diesen beiden meidet er jeden Kontakt, wenn immer es möglich ist.

Sein Leben beschränkt sich also auf die beiden Zimmer in seinem Haus, die er bewohnt. Bis er eines Nachts, aufgeschreckt von einem undefinierten Geräusch, in einem Zimmer seines Hauses einen Sterbenden findet.

Als er heraus findet, dass sich seine Tochter schon seit längerer Zeit mit ihrer Clique im Haus trifft, als Nicoles Freund Emile Manu in Verdacht gerät, den Mann im Zimmer erschossen zu haben, ist Loursat zwar überrascht aber nicht bestürzt. Er ist vielmehr gefesselt davon, dass direkt vor seinen Augen, für ihn jedoch unentdeckt, so viel geschah. Das Geschehen und das Verbrechen wecken Loursats Lebensgeister. Er beginnt, die Welt wieder wahr zu nehmen – und er beschließt die Verteidigung von Emile zu übernehmen. Wie von selbst ergibt sich daraus auch eine neue Art von Interesse an seiner Tochter, von der er davor rein gar nichts wusste.

Ein Roman, dessen Perspektive sehr oft wechselt. Wie Loursat sich wieder daran gewöhnt, mit anderen zu kommunizieren, wie er in sich selbst versunken seine Umgebung aufnimmt, wie die anderen sein seltsames Verhalten erleben. Der Roman schreitet also nicht so geradlining voran, wie man es von einen Buch Georges Simenons erwarten würde, sondern fordert immer wieder Aufmerksamkeit ein. Denn kaum passt man nicht auf, ist man als Leser/in schon wieder in einen andere Rolle geschlüpft und erlebt den Fortgang aus anderer Perspektive.

Eine  Mischung aus Krimi und Sozialstudie: nicht unbedingt spannend, was die Überführung des Täters betrifft, aber lesenswert, was die Schilderung des Umganges der Menschen miteinander in einer Kleinstadt im Frankreich der 1930er-Jahre betrifft (Der Roman wurde zwar erst 1940 veröffentlicht, aber schon 1938, also vor dem Ausbruch des Krieges geschrieben).




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  • Kommentar von  Mikka Gottstein am 08.01.2019 um 11:11 Uhr

    Hallo,

    danke für die Rezension, das Buch wäre ansonsten wohl unter meinem Radar geblieben – aber gerade die Mischung aus Sozialkritik und Krimi reizt mich sehr.

    MfG,
    Mikka
    [ Mikka liest von A bis Z ]


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