Buchbesprechung/Rezension:

E.L.Doctorow: Der Marsch

verfasst am 29.10.2011 | einen Kommentar hinterlassen

Autorin/Autor: Doctorow, Edgar Lawrence
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Der Marsch beschreibt das Leben im Rahmen des Feldzuges von General William Tecumseh Sherman im Jahr 1865. Eine breite Spur der Gewalt und Verwüstung lässt der Heerestross auf seinem Marsch  durch die US-Staaten Georgia, South – und North Carolina hinter sich. Am Ende steht die Kapitulation von Joe Johnston, General der Südstaatenarmee und schärfster Gegner von Sherman.

Ein Roman von Edgar Lawrence Doctorow ist immer eine Vermengung von historischer Wahrheit mit fiktiven Schicksalen. Im Mittelpunkt stehen in diesem Roman über und gegen das Kriegshandwerk somit nicht vorrangig die Strategien der Militärs und der Verlauf von Schlachten. Im Mittelpunkt stehen die Soldaten, die Opfer, die befreiten Sklaven, die entwurzelten Menschen.

Vom West-Point-gedrillten Offizier bis zum Jungen aus New York, der in den Krieg zog, weil er dafür Geld bekam. Vom Mädchen aus den Südstaaten, dessen Mutter eine Sklavin und dessen Vater der Massa, der Sklavenhalter war. Vom Leid und vom Entsetzen des Krieges, die in den Feldlazaretten ihrem sichtbaren und kumulierten Höhepunkt fanden. Von der Frau aus den Südstaaten, die ehemals der besseren Gesellschaft angehörte und nun zu einem mitfühlenden Menschen wird. Vom kleinen Gauner, der den Krieg zu seinem eigenen Vorteil nutzen möchte.

Das sind nur ein paar der Menschen die Doctorow beschreibt und  immer wieder kreuzen sich ihre Wege im Sog des Heeres, manche überleben, einige sterben, alle, die überleben kommen verändert aus dem Krieg zurück.

Ein Buch, das ein sehr glaubhaftes Bild darüber vermittelt, wie der Sezessionskrieg die Einzelnen betroffen, umgeformt, entwurzelt hat. Einige der Charaktere bekommen dabei ein sehr ausgepägtes Profil, einige ziehen   wie eine Nebelschwade vorbei und verschwinden wieder in der Masse.

Das ist auch die einzige Schwäche dieses Romanes: Masse. Durch die schiere Menge an Personen und Handlungsästen gelingt es kaum, etwas davon wirklich zu vertiefen. Damit begreift man nur ein wenig, wie die Sklaven geknechtet und gequält wurden, welche Vorstellung die Herrenmenschen aus dem Südstatten von sich und der Welt hatten, mit welchen Ängsten ein Soldat in die Schlacht zieht. Doch es bleibt für meinen Geschmacht zu oft nur an der Oberfläche (aber vielleicht müsste ich dafür ein anderes Buch lesen).

Und manchmal geraten die Erzählabschnitte etwas zu episch und ausladend ohne dabei wirkliche Weiterentwicklungen zu bringen – solche Stellen konnte ich problemlos quer überlesen, ohne dabei den Faden der Handlung zu verlieren.

Als eine ergänzende Quelle zum Thema Sezessionskrieg liefert “Der Marsch” den Einblick in das Leid und die Qualen der Menschen, egal ob sie aus dem Norden oder dem Süden kamen, und macht die Zerissenheit des Landes zu dieser Zeit auch für Europäer etwas klarer und verständlicher. Das Allgemein-Gültige an diesem Buch, das verstehen wir in Europa auf jeden Fall: Kriege verändern nichts, sie zerstören nur das Miteinander.




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