Buchbesprechung/Rezension:

Henisch, Peter: Morrisons Versteck

verfasst am 06.08.2011 | einen Kommentar hinterlassen

AutorIn & Genre: Henisch, Peter, Romane
Buchbesprechung verfasst von:
LiteraturBlog Bewertung:

Kürzlich gab es leider durch Amy Winehouse wieder Zuwachs im legendären „Klub der 27-jährigen“, jenem exklusiven Zirkel von früh verstorbenen Musiklegenden, dem bereits Kapazunder wie Janis Joplin, Jimmy Hendrix, Brian Jones oder Curt Cobain angehören.

Für mich persönlich allerdings der größte, sozusagen „leader of the gang“ oder „master of desaster“, ist „the lizard king“ Jim Morrison, dem Peter Henisch mit diesem wiederaufgelegten Roman aus dem Jahr 1991 (anlässlich seines 40. Todestages) versucht hat, ein literarisches Denkmal zu setzen.

Der leidlich erfolgreiche Schriftsteller Paul (Peter Henisch?) erhält von seiner Jugendliebe Petra, einer Fotojournalistin, mehrere Briefe, in denen sie von wiederholten Treffen mit einem geheimnisvollen Mann in einem Park einer unbekannten amerikanischen Stadt berichtet.

Und dieser Mann soll (jetzt sollten Sie sich anhalten!) niemand Geringerer als James Douglas Morrison, von allen nur Jim gerufen, sein. Angeschlossen an die Briefe die Bitte, eine Biografie über diesen Hohepriester des Charismas, Grenzgänger seiner Selbst und Ausnahmekünstler zu schreiben.

Paul beginnt zu recherchieren und befragt seinen Freund Morgenrot, einen Musikjournalisten, der Morrison nicht ausstehen kann und somit der ideale Projektratgeber ist.

Wie der Zufall so spielt, erhält Paul auch noch eine Einladung zu einer Lesereise durch die USA, folgt seinen biografischen Spuren und begibt sich in das Schreckenskabinett des modernen Doktor Mabuse alias Jim himself.

Peter Henisch, wie Morrison Jahrgang 1943 hat eine bunte, vielschichtige Collage zum Mythos Jim Morrison zusammengestellt. Die Aorta des Romans, die alles am Leben erhält und vorantreibt, ist die bizarre Biografie dieser schillernden Persönlichkeit. Immer stärker pumpt sie in Richtung 3.Juli 1971, dem letzten Tag seines Lebens in Paris. Laufend zweigen Blutgefäße ab, in Form von Traumsequenzen des Autors, dem fiktiven Interview von Petra mit dem scheinbar untoten Jim Morrison, Meditationen über Textpassagen seiner Gedichte/Songtexte and so on.

Morrison selbst begriff sich viel stärker als Literat, vor allem als Lyriker, denn als Musiker.

Henisch fördert interessante Details zu Tage, wie sein erstes Gedicht „Horse Latitudes“, das er im Alter von 13 Jahren geschrieben hat und wo er mit jener Art zu sterben spielt, der er später in einer Badewanne selbst zum Opfer fällt, dem Ertrinken. Man könnte meinen, er sei mit hellseherischen Fähigkeiten beschlagen gewesen und wahrscheinlich war er es auch.

Das Leben von Jim Morrison gibt viele Rätsel auf, aber vor allem die Umstände seines Todes werden wohl für immer im Dunkel bleiben – ein gefundenes Fressen für alle Verschwörungstheoretiker. Henisch stellt verschiedene Vermutungen an, wie der Sänger schlussendlich leblos in der Badewanne seiner Pariser Wohnung gelandet sein könnte.

Für alle Fans ist „Morrisons Versteck“ ein kurzweiliges Lesevergnügen, das so manche unbekannte Facette aus seinem Leben zu Tage fördert. Für alle anderen möglicherweise sehr starker Toback und ein bisschen verwirrend. Aber so war er nun mal, der gute alte Jim.

PS: Tipp zur Verfeinerung des Lesevergnügens: „THE DOORS“ hören, allen voran das
fantastische „Absolutely Live “-Album und selbstverständlich „Riders on the storm“!

PPS: Und zum Abschluss nochmals Jim Morrison (singend): „When the music’s over, turn out the light, turn out the light, turn out the light.”




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