Buchbesprechung/Rezension:

Glattauer, Daniel: Alle sieben Wellen

verfasst am 20.02.2009 | 6 Kommentare

AutorIn & Genre: Glattauer, Daniel, Romane
Buchbesprechung verfasst von:

Emmi Rothner hat sich nach ihrem Rückzieher, sich mit Leo zu treffen, ihrer Gefühle besonnen und versucht mit Leo wieder Kontakt aufzunehmen. Sie schreibt ihm eine e-mail nach der anderen und hofft auf eine Anknüpfungspunkt-e-mail. Allerdings sieht sie sich mit einem Unbekannten konfrontiert – mit dem Systemmanager. Dieser erklärt ihr ständig auf ihre e-mails: „Achtung. Geänderte e-mail-Adresse. Der Empfänger kann seine Post unter der gewählten Adresse nicht mehr aufrufen. Neue e-mails im Posteingang werden automatisch gelöscht. Für Rückfragen steht der Systemmanager gerne zur Verfügung.”

Das hindert Emmi allerdings nicht daran, ihre e-mails zu schreiben, wenn auch an den Systemmanager, so bekommt selbst dieser ihren Frust über das Abtauchen Leos ab.

Doch plötzlich ist Leo aus Boston zurück und antwortet. Und dann geht der liebevolle Schlagabtausch wieder von vorne los. Beide beschließen, sich ein allerallerallerletztes Mal zu treffen. Sie wollen einen „würdigen Abschluss” ihrer virtuellen Beziehung. Denn es gibt in Leos Leben eine neue Frau, Pamela. Allein der Name reicht Emmi schon, über Leos neue Liebe eine ätzende Bemerkung nach der anderen zu liefern. Genau diese „Pam” wird aus Boston Leo nachreisen, beide wollen ein gemeinsames, fühlbares und reales Leben führen.  Das ist zumindest Leos formulierter Wunsch.

Alle sieben Wellen – zuerst kommen sechs ans Ufer geschwappt, und nichts Außergewöhnliches passiert. Aber Achtung vor der siebten Welle. Sie ist unberechenbar. Und dieser Unberechenbarkeit sollte man sich stellen, den Mut haben, sich in ihren Bann ziehen zu lassen. Und es kommt, so wie es kommen muss. Ein herrlich schönes Ende. Klar, sonst müssten wir noch einen dritten Roman bei Daniel Glattauer bestellen, müsste man das Buch wieder mit offenem Ende schließen. Aber das WIE-Ende….. das lest bitte selbst.

Nach großer Erwartung auf diese Nachfolgeroman von „Gut gegen Nordwind” endlich Erleichterung, dass die Geschichte gut ausgeht. Wortgewaltiger Schlagabtausch, klug und witzig, allerdings hat sich manchmal bei mir das Gefühl eingeschlichen, dass künstlich etwas in die Länge gezogen wird, um dann doch nur zu erfahren, dass Emmi und Leo schlussendlich auch gemeinsam im wirklichen Leben landen. Das Buch zu lesen war irgendwie schwierig für mich. Ich war nämlich bei einer Lesung, in der Daniel Glattauer dieses Buch vorgestellt hat. War so gesehen nicht so gescheit von mir, denn ständig hab ich, wenn Leo seine gepfefferten e-mails verfasst hat, den Autor vor mir gesehen.




RSS-Feed für Kommentare zu diesem Beitrag 6 Kommentare


  • Kommentar von  D.Elisabeth am 15.01.2010 um 11:48 Uhr

    Ich habe die CDs in einem Zug durchgehört. Die Erzählform und die pfiffige Sprache machen das Hören zu einem Spiel, ja zu einem spannenden Abenteuer selbst. Allerdings glaube ich nicht, dass die inzwischen so populäre Geschichte dieses Bestsellers unserer Gesellschaft wirklich gut tut. In einer Zeit, wo uns die neuesten Erkenntnisse der Psychologie und der Glücksforschung in Sachen Beziehung so spannende Ergebnisse liefern, und wo die Erfahrung selbst uns zeigt, dass es höchste Zeit ist umzukehren, finde ich es schon etwas verantwortungslos ein solches Buch zu schreiben. Es ist eine vervallene Medizin, die unsere kranke Gesellschaft heute noch kranker macht.

  • Kommentar von  Andreas am 28.02.2009 um 14:43 Uhr

    Zum schon Geschriebenen kann ich nichts hinzufügen, dem schließe ich mich einfach an. Nur eine einzige Ergänzung: ich fand “Gut gegen Nordwind” flüssiger, überraschender. Kein Wunder, da war diese Art und Weise eine (Liebes-)Geschichte zu Papier zu bringen auch noch neu. Von mir kommt ein “4”er als Bewertung

  • Kommentar von  Julia am 22.02.2009 um 17:06 Uhr

    Wie schade dass man nicht einfach auf Daniel Glattauers E-Mail Adresse eine LIKE abbestellen kann…mit einem Mann der sich nicht nur die männlichen Kommentare eines Leos sondern auch die von Emmi ausdenken kann, würde ein Dialog sicher Spaß machen.
    Viele Grüße an “EMMI” ;)

  • Kommentar von  Elke am 20.02.2009 um 19:57 Uhr

    Hi(gh) Andrea,
    aber eines lernen wirich/er/du/sie/es da schon draus: man/frau übernimmt die Sprache spätestens nach dem zweiten Band. a) wer möchte nicht auch so schlagfertig fomulieren wie Emmi und gepfeffert in Rotweinlaune wie Leo? b) wir stellen Fragen nach dem abc-Prinzip und ich wünsch mir manchmal schon selbst ganz einfache und klare Antworten auf meine Fragen, etwa a) stimmt, b) a jo und c) hm… Und du hast das Buch echt “leer” gelesen??? und zu a) achtest du echt neurotisch darauf, an falsche mail-Adressen zu schicken? Mein Computer hat das einmal ganz alleine veranstaltet (wie würde Andreas da nennen: Trojaner?, ich bekam keine Neurose, aber einen Verfolger ;o)

  • Kommentar von  Andrea am 20.02.2009 um 19:06 Uhr

    Ausgelesen – leer. Gottseidank ein recht nachsichtiges Gedächtnis, dass sich auf Dauer nur merkt: gutes Buch. Inhalt verflüchtigt sich – gleichzeitig füllt sich das jetzt leere Buch wieder, ein bißchen so wie der Märchenreistopf, der sich immer wieder füllt. Wie bei Band 1 – Gut gegen Nordwind – da hatte ich zwischen den Reisportionen eine Nebendarstellerin, “Mia”, verloren und erst mit der darauffolgenden Portion wieder gefunden.

    Warum ein gutes Buch? Weil es eine vertraute Sprache ist. Diese Emails hätte man/frau auch selber schreiben können. Ein bißchen Wortwitz, Internetzugang, ein Computer – alles dafür hätte man/frau selber zur Verfügung. Einwand: ist das nicht bei jeder Liebesgeschichte so? Guter Einwand, allerdings besteht bei Nichtvirtuellen Liebesgeschichten schon eine gewaltige Vorlage.
    Nicht so bei virtuellen Liebesgeschichten – da stehen wir am Anfang (obwohl ich zugegebenermaßen der Buch jetzt erst mal leergelesen habe – demnach am Ende…) – da besteht Hoffnung.

    Warum die Geschichte trotzdem nicht im eigenen Leben passiert, kann unterschiedliche Gründe haben:

    a. Weil der/die MailschreiberIn neurotisch darauf achtet, niemals an falsche Mailadressen zu verschicken
    b. Weil kaum jemand die Zeit dafür hat, derartig ausgeklügelte Mails zu verfassen. (Hallo, die Zeitangaben im Buch, jene zwischen den Mails, können ja wohl kaum stimmen, die Folgen zum Großteil im Sekunden oder Minutentakt. Im realen Leben hat sich Hr. Glattauer aber ein Jahr Auszeit genommen um diese Mails zu verfassen – obwohl…. – manchmal liegen zwischen den Mails auch einige Wochen, was hat Hr. Glattauer da wohl gemacht).
    c. erübrigt sich wenn a und b zutreffen…

    Ein Buch, das viel Platz für die eigene Phantasie lässt. Bitte nicht verfilmen lassen, Hr. Glattauer
    Freu mich schon, wenn ich soviel davon vergessen habe, dass ich es wieder lesen kann.

  • Kommentar von  Elke am 20.02.2009 um 18:00 Uhr

    Ah so, ja. Hab ich übrigens von Andrea bekommen! Auf diesem Weg liebe Grüße! Und: Danke!


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