Lisa-Marie Irschik: Gerettet und geliebt
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Buchbesprechung verfasst von: Andreas
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Tierschutz: wie weit Theorie und Praxis oft voneinander entfernt sind.
Die freie Journalistin Lisa-Marie Irschik schrieb mit diesem Buch ihre ganz persönlichen Erfahrungen nieder. Entstanden ist daraus eine sehr umfassende Reportage über das Leben und Leiden von Hunden mitten in Europa, die Diskrepanz zwischen gesetzlichen Vorgaben und der Alltagsrealität am Beispiel von Rumänien, ein Überblick über rechtliche Rahmenbedingungen innerhalb der EU und über private Initiativen.
An den vielen Fernsehsendungen über Tierretterinnen und Tierretter, die entweder Hilfsgüter zu den Auffangstationen transportieren und bzw. oder Hunde aus Tötungsstationen oder „Tierheimen“ retten, kommt man nicht vorbei. Die Bilder von unzähligen verwahrlosten Hunden zu sehen, kann keinen Menschen mit Mitgefühl (nicht nur „Hundemenschen“) unberührt lassen. Mit der Anzahl solcher TV-Berichte nahm und nimmt auch die Zahl der aus solchen katastrophalen Zuständen geretteten Hunde zu, die in unserem Breiten ein neues Zuhause finden.
Die Autorin berichtet über ihre eigenen Erfahrungen bei der Aufnahme zweier Hunde, die von ihrem Vorleben auf der Straße oder in engen Käfigen geprägt wurden. Einen großen Teil des Buches nimmt eine Art Tagebuch über die Eindrücke vor Ort in Rumänien, die Aufnahme der beiden Hunde – Karlo & Alice – und deren beschwerliche und langwierige Gewöhnung an die neuen Lebensumstände ein.
Aus der Erfahrung in der Hundeschule weiß ich, wie unterschiedlich sich Hunde mit einem solchen Hintergrund entwickeln. Manche können gar nicht genug bekommen von ihren neuen Lebensmenschen, wollen lernen und sind offen für Neues. Manche sind zurückgezogen, ängstlich und meiden lange Zeit jeden Kontakt mit Menschen. Und dann gibt es auch viele, die es leider nicht schaffen, sich in ihr neues Leben einzugewöhnen.
Karlo und Alice schaffen es, anzukommen. Dass es bis dahin aber keinesfalls eine geradlinige Entwicklung war, dass immer wieder Schwierigkeiten zu überwinden waren, das beschreibt Lisa-Marie Irschik sehr deutlich.
Woraus sich auch ein sehr wichtiger Hinweis für alle, die überlegen, einen solchen „geretteten“ Hund zu adoptieren, ableitet: Erfahrung mit Hunden sollte man auf jeden Fall haben, bevor man sich in so ein Abenteurer stützt. Denn man übernimmt Verantwortung für viele Jahre; und einfach wieder abgeben, weil man von der Situation überfordert ist, wäre für den Vierbeiner nur ein weiteres traumatisches Erlebnis.
Viele Stimmen aus dem Tierschutz und über den Tierschutz hat die Autorin für dieses Buch gesammelt, ergänzt um Zahlen und Fakten. Wieder auf das Beispiel Rumänien bezogen liest man über Verhältnisse, wie sie bei uns nicht vorstellbare wären.
Ich persönlich kenne sehr viele Beispiele, bei denen es gut ging und Mensch und Hund ein perfektes Team wurden. Es ist aber wichtig, vorab zu erfahren, worauf man sich einlässt, wichtig zu wissen, dass man Geduld braucht und es wichtig bereit zu sein, sich notfalls Hilfe zu holen, wenn man einmal nicht weiter weiß.
„Gerettet und geliebt “ ist kein Lesebuch, das mit einem ausgefeilten Spannungsbogen arbeitet. Es ist vielmehr ein Informationsbuch, eine oft erschütternde Lektüre über den viel zu oft fehlenden Schutz von Tieren, die Verantwortungslosigkeit von Menschen einerseits und die Anstrengungen von Tierschützern und Tierrettern andererseits.
Ein Buch, das ich auf jeden Fall allen ans Herz legen kann, die einen ehemaligen Straßenhund adoptieren möchten. Hilfreich und aufklärend zugleich.